Wider Willen aus dem Leben erzählt
Im Jahr seines 70. Geburtstages hat Götz George eine Biografie vorgelegt. Doch in einem neuen Licht erscheint der Mensch George darin nicht.
Wie fast 70 sieht dieser Götz George jedenfalls nicht aus: blaugetönte Sonnenbrille, Jeans, Turnschuhe. Während er das Podest betritt und sich hinsetzt, erinnern Geschmeidigkeit und Präsenz eher an den Schimi aus den 80ern als an jemanden, der mithilfe seiner Biografie Bilanz zieht.
"Am Anfang fand ich es ganz fürchterlich, dass man über mich schreibt, weil ich diese Vermarktungssituation hasse."
Kaum blickt George auf die gut 60 angereisten Journalisten, presst er die Lippen fest aufeinander. Da will einer nicht quatschen, muss aber.
Götz George hat sich für eine Biografie entschieden, als ihm klar wurde, dass früher oder später ohnehin über ihn geschrieben wird. Mit oder ohne ihn. Nun ist gemeinsam mit Autor Tomas Körner eine fast 500 Seiten dicke Biografie entstanden, Titel: "Mit dem Leben gespielt." Körner hat bereits die Lebensgeschichten Franz Beckenbauers und Heinz Rühmanns aufgeschrieben, jetzt war das Leben des Götz George dran.
"Das Publikum wird mit Details konfrontiert, die ich gerne gar nicht cora publicum ausgebreitet haben möchte, aber das gehört zu einer Biografie dazu."
Eine Herzoperation im vergangenen Jahr zum Beispiel, die er bislang öffentlich nie erwähnt hat. George hat für das Buch so viel Informationen wie eben nötig preisgegeben und so wenig wie möglich. Gut, dass Körner den ein oder anderen Weggefährten besucht hat und im Text zu Wort kommen lässt, dazu einige bewegende Anekdoten wie Erinnerungen an den Tod seines Vaters. Doch in einem neuen Licht erscheint der Mensch Götz George nicht. Diesen Ehrgeiz hatte der Autor Körner aber offenbar auch nicht:
"Mir ist wichtig, dass ich die Sensation eines gelingenden Lebens beschreibe. Und dass da bei allen Erfolgen auch Angst und Misserfolge dabei sind, ist doch klar."
Am Anfang ist das Elternhaus: Wenn auf den ersten Seiten der Name George fällt, ist der Vater Heinrich gemeint, eine Bühnengröße in den 20er und 30er Jahren. Oft hat Heinrich George den Götz von Berlichingen gegeben. Der Raubritter wird Namenspatron des Sohnes.
Autor Körner hat in drei Jahren viel zusammengetragen, auch viele Kleinigkeiten. Geschehnisse werden zum Teil redundant erzählt, mit leicht veränderter Perspektive oder anderen Worten. In längeren Passagen direkter Rede lässt er George aus seiner Vergangenheit berichten und ergänzt mit Beobachtungen und Rechercheergebnissen. Man erfährt nebenbei so Spannendes, dass während der Interviews auch Tee eingeschenkt wird.
In Krisensituationen im Leben des Götz George entfaltet die Biografie allerdings einige Stärke, wenn über diesen gleichermaßen ehrgeizigen, talentierten, ja besessenen Schauspieler George zu lesen ist. Ob als Kommissar Horst Schimanski im Tatort oder als Serienmörder Haarmann im Spielfilm "Der Totmacher", ob in der Prügelszene oder im eindringlichen Dialog: Da will einer immer 100 Prozent.
Die Biografie "Mit dem Leben gespielt" entwickelt nach einigen Kapiteln ein Muster: ein "Gut, dass es so und nicht anders kam", in die Biographiefalle getappt, in der nachträgliche Erinnerungen, jedes Puzzleteilchen, als Hinweis auf die weitere Entwicklung gedeutet wird. Alles passt so schön zusammen, wenn Körner schreibt: Der spätere Action-Star Götz George, der Draufgänger, der alle seine Stunts selber mache, sei im Allgäu geboren.
Dort bekam er Skier, sprang als Kind als erster von einer Schanze. In dieser Zeit, so George wörtlich, habe er den Grundstein für seine spätere Rolle als Hasardeur gelegt.
Biograf Tomas Körner charakterisiert den halbstarken Götz George denn auch über die Autos die der damals fuhr, vom VW bis zum Jaguar. Warum er in der Biografie eine kleine umständliche Eloge über den VW Käfer als Chiffre des deutschen Wirtschaftswunders einfließen lässt, bleibt sein Geheimnis. Insgesamt bemüht wirken die Versuche, Georges Leben mit der Zeitgeschichte zu verzahnen. Die Überleitungen holpern, die Vergleiche passen allenfalls mit zwei zugedrückten Augen, wie, wenn er Joschka Fischer und Gerhard Schröder die "Schimanskis" der Politik nennt.
Götz George selbst sagt, er sei zufrieden mit dem Körnerschen Werk. Was aufgeschrieben ist, muss nun nicht mehr erzählt werden: Da will sich einer nicht dauernd erklären und hofft, dass es nun damit gut ist.
"Hier, lest es nach, da steht es drin, und ich muss nicht immer über dasselbe quatschen."
Götz George ist und bleibt ein Ereignis, seine Biografie leider nicht.
"Am Anfang fand ich es ganz fürchterlich, dass man über mich schreibt, weil ich diese Vermarktungssituation hasse."
Kaum blickt George auf die gut 60 angereisten Journalisten, presst er die Lippen fest aufeinander. Da will einer nicht quatschen, muss aber.
Götz George hat sich für eine Biografie entschieden, als ihm klar wurde, dass früher oder später ohnehin über ihn geschrieben wird. Mit oder ohne ihn. Nun ist gemeinsam mit Autor Tomas Körner eine fast 500 Seiten dicke Biografie entstanden, Titel: "Mit dem Leben gespielt." Körner hat bereits die Lebensgeschichten Franz Beckenbauers und Heinz Rühmanns aufgeschrieben, jetzt war das Leben des Götz George dran.
"Das Publikum wird mit Details konfrontiert, die ich gerne gar nicht cora publicum ausgebreitet haben möchte, aber das gehört zu einer Biografie dazu."
Eine Herzoperation im vergangenen Jahr zum Beispiel, die er bislang öffentlich nie erwähnt hat. George hat für das Buch so viel Informationen wie eben nötig preisgegeben und so wenig wie möglich. Gut, dass Körner den ein oder anderen Weggefährten besucht hat und im Text zu Wort kommen lässt, dazu einige bewegende Anekdoten wie Erinnerungen an den Tod seines Vaters. Doch in einem neuen Licht erscheint der Mensch Götz George nicht. Diesen Ehrgeiz hatte der Autor Körner aber offenbar auch nicht:
"Mir ist wichtig, dass ich die Sensation eines gelingenden Lebens beschreibe. Und dass da bei allen Erfolgen auch Angst und Misserfolge dabei sind, ist doch klar."
Am Anfang ist das Elternhaus: Wenn auf den ersten Seiten der Name George fällt, ist der Vater Heinrich gemeint, eine Bühnengröße in den 20er und 30er Jahren. Oft hat Heinrich George den Götz von Berlichingen gegeben. Der Raubritter wird Namenspatron des Sohnes.
Autor Körner hat in drei Jahren viel zusammengetragen, auch viele Kleinigkeiten. Geschehnisse werden zum Teil redundant erzählt, mit leicht veränderter Perspektive oder anderen Worten. In längeren Passagen direkter Rede lässt er George aus seiner Vergangenheit berichten und ergänzt mit Beobachtungen und Rechercheergebnissen. Man erfährt nebenbei so Spannendes, dass während der Interviews auch Tee eingeschenkt wird.
In Krisensituationen im Leben des Götz George entfaltet die Biografie allerdings einige Stärke, wenn über diesen gleichermaßen ehrgeizigen, talentierten, ja besessenen Schauspieler George zu lesen ist. Ob als Kommissar Horst Schimanski im Tatort oder als Serienmörder Haarmann im Spielfilm "Der Totmacher", ob in der Prügelszene oder im eindringlichen Dialog: Da will einer immer 100 Prozent.
Die Biografie "Mit dem Leben gespielt" entwickelt nach einigen Kapiteln ein Muster: ein "Gut, dass es so und nicht anders kam", in die Biographiefalle getappt, in der nachträgliche Erinnerungen, jedes Puzzleteilchen, als Hinweis auf die weitere Entwicklung gedeutet wird. Alles passt so schön zusammen, wenn Körner schreibt: Der spätere Action-Star Götz George, der Draufgänger, der alle seine Stunts selber mache, sei im Allgäu geboren.
Dort bekam er Skier, sprang als Kind als erster von einer Schanze. In dieser Zeit, so George wörtlich, habe er den Grundstein für seine spätere Rolle als Hasardeur gelegt.
Biograf Tomas Körner charakterisiert den halbstarken Götz George denn auch über die Autos die der damals fuhr, vom VW bis zum Jaguar. Warum er in der Biografie eine kleine umständliche Eloge über den VW Käfer als Chiffre des deutschen Wirtschaftswunders einfließen lässt, bleibt sein Geheimnis. Insgesamt bemüht wirken die Versuche, Georges Leben mit der Zeitgeschichte zu verzahnen. Die Überleitungen holpern, die Vergleiche passen allenfalls mit zwei zugedrückten Augen, wie, wenn er Joschka Fischer und Gerhard Schröder die "Schimanskis" der Politik nennt.
Götz George selbst sagt, er sei zufrieden mit dem Körnerschen Werk. Was aufgeschrieben ist, muss nun nicht mehr erzählt werden: Da will sich einer nicht dauernd erklären und hofft, dass es nun damit gut ist.
"Hier, lest es nach, da steht es drin, und ich muss nicht immer über dasselbe quatschen."
Götz George ist und bleibt ein Ereignis, seine Biografie leider nicht.