Vorbereitung im Geheimen
Im Sommer wird Frankreich die Fußball-EM ausrichten. Wegen der Anschläge in Paris herrscht im ganzen Land eine erhöhte Gefährdungsstufe. Die Behörden bereiten sich auf mögliche Anschläge vor - und das möglichst diskret.
Keine Pressetermine, keine Interviews, keine Statements: möglichst unauffällig sollen die "Übungen" bleiben, mit denen sich die französischen Sicherheitskräfte auf die Fussball-Europameisterschaft vorbereiten. Dabei war es eine heftige Explosion, die am Donnerstag gegen 18.00 Uhr in der südfranzösischen Stadt Nimes zu hören war, drei weitere sollten folgen.
Polizisten, Sicherheitskräfte, Feuerwehr, Ärzte, Rettungsdienste, insgesamt über 70 Einheiten probten den Ernstfall: ein Anschlag mit Chemiewaffen in der Menschenmenge einer Fanmeile. Dabei finden in Nimes gar keine EM-Spiele statt, im nicht weit entfernten Marseille hingegen gleich sechs, darunter ein Halbfinale. In Marseille zu üben wäre indes sehr viel auffälliger gewesen, und genau das will man offenbar unbedingt vermeiden.
Enorme Anstrengungen der Sicherheitskräfte
Und die Medien machen mit: berichten dezent, sie informieren – spektakuläre Töne und Bilder gibt es nicht. Auch vom Innenminister Bernard Cazeneuve gibt es keine Stellungnahme, allenfalls verweist er auf die anhaltend hohe Terrorgefahr in Frankreich und auf die enormen Anstrengungen der Sicherheitskräfte.
"Wir haben seit Beginn des Jahres 74 Festnahmen vorgenommen, daraus sind 37 Ermittlungsverfahren geworden; 28 Inhaftierungen sowie acht richterliche Überprüfungen hat es gegeben. Das heißt, unsere Dienste arbeiten mit Hochdruck, arbeiten ohne Unterbrechung daran, all jene zu finden, die der Sicherheit unseres Landes gefährlich werden können."
Ein "reales Risiko eines derartigen Anschlags" gäbe es nicht, hieß es im Vorfeld der Übung von Nimes. Man wolle sich eben nur gut vorbereiten: Wo vier Ministerien beteiligt seien - Verteidigung, Inneres, Justiz und Gesundheit - müssten Maßnahmen gut koordiniert werden. Kein Sportereignis sei jemals so gesichert worden, verspricht Sportminister Patrick Kanner – gleichzeitig werden nach dem Vorbild von Nimes 52 weitere Simulationen angekündigt, darunter auch solche mit sehr vielen Verletzten - und auch sie werden unauffällig sein.