Krisenzeiten: Wie halten wir unsere Gesellschaft zusammen?
Darüber diskutiert Vladimir Balzer am 12. November von 9.05 Uhr bis 11.00 Uhr mit Ulla Kux vom Deutschen Engagementpreis und dem Soziologen Berthold Vogel. Hörerinnen und Hörer können sich beteiligen unter der Telefonnummer 0800 2254 2254 sowie per E-Mail unter gespraech@deutschlandfunkkultur.de.
Krisenzeiten
Pandemie, Inflation, Klimakrise - all das strapaziert das Miteinander. Die Frage ist, wie gesellschaftlicher Zusammenhalt gelingt. © Getty Images / iStockphoto / z_wei
Wie halten wir unsere Gesellschaft zusammen?
91:36 Minuten
Corona, Ukrainekrieg, Klimakrise, Inflation – unsere Gesellschaft steht unter Druck. Viele Menschen sorgen sich um ihre Zukunft und sehen den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet. Wie können wir das Miteinander stärken? Diskutieren Sie mit!
Wir leben in unsicheren Zeiten, eine Krise scheint die nächste zu überlagern. Das hat auch Auswirkungen auf unser Miteinander.
Bei Themen wie Corona, Einwanderung oder der Kluft zwischen Arm und Reich erleben die Menschen die Gesellschaft als eher gespalten. Das zeigt eine aktuelle Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag der ARD erstellt hat. Anlass war die diesjährige Themenwoche „WIR gesucht – Was hält uns zusammen?“ des Senderverbunds.
Auch der Bundespräsident warnt vor einem Auseinanderdriften und mahnt mehr Gemeinsinn an, zum Beispiel in Form eines sozialen Pflichtjahres.
Eine gesellschaftliche Daueraufgabe
„Wir haben derzeit viele Themen, die einen langen Atem erfordern: die Pandemie, die Inflation, die Klimakrise“, sagt Berthold Vogel, Direktor des Soziologischen Forschungsinstituts Göttingen.
Hinzu kämen die Folgen des Ukrainekrieges. Die Frage sei in dieser Situation: „Sind wir bereit, das durchzuhalten, was mit den Sanktionen begonnen hat – das Energiesparen, die Umstellung unseres Lebenswandels?“
Das alles strapaziere das Miteinander, so Vogel, der auch einer der Sprecher des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist.
Eine Spaltung der Gesellschaft sieht er jedoch nicht. „Aber wir sehen, dass sich die gesellschaftlichen Milieus voneinander entfernen, dass sich die Menschen nur noch in ihrem eigenen Umfeld aufhalten. Das wird durch die sozialen Medien noch befördert."
Das seien kaum gute Voraussetzungen "für ein gutes Zusammenleben und ein Gemeinwohl“.
Seine Überzeugung: „Zusammenhalt ist eine gesellschaftliche Daueraufgabe, nicht nur der Politik. Wir alle sind damit beauftragt, ob wir engagiert sind im Beruf, im Verein, in der Nachbarschaft.“
„Engagement ist gelebte Demokratie“
„Ich finde, dass gesellschaftlicher Zusammenhalt jeden Tag gepflegt werden muss“, sagt Ulla Kux, Leiterin des Deutschen Engagementpreises.
Die Ehrung wird am 1. Dezember in Berlin verliehen und gilt als die bedeutendste Auszeichnung für bürgerschaftliches Engagement hierzulande. „Der Preis dient dazu, das Engagement von mehr als 28 Millionen Menschen in unserem Land sichtbar zu machen", erläutert Kux. "Viele Menschen machen sich gar nicht klar, wie viele sich hier für andere einsetzen: im Klimaschutz, in der Flüchtlingshilfe, in Vereinen, beim Roten Kreuz, der Freiwilligen Feuerwehr. Das ist lebendige Demokratie.“
Gerade in ländlichen Regionen seien diese Organisationen wichtige soziale Bindeglieder. Doch es mangele an Nachwuchs.
Um das bürgerschaftliche Engagement attraktiver zu machen, müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden, auch finanziell, fordert die Politikwissenschaftlerin.
(sus)