"Wie kann dieser Sender solche einfachen Fehler machen?"
Die BBC hätte vorsichtiger sein müssen, sagt Michael Binyon. Die Tatsache, dass der britische Sender den Namen des Politikers nicht genannt habe, dem er fälschlicherweise Kindesmissbrauch unterstellte, sei unwichtig, da er aufgrund der Berichte leicht erkannt werden konnte.
John Humphrys: You, as you say, as editor-in-chief, you should go, shouldn't you?
Joachim Scholl: Sie sind der verantwortliche Chef, Sie sollten zurücktreten, nicht wahr? So hart hat der BBC-Radiomoderator John Humphrys seinen eigenen obersten Vorgesetzten befragt, den BBC-Director George Entwistle, der sich wand und alle Verantwortung von sich wies - dann ist er doch zurückgetreten am vergangenen Samstag. Und damit nicht genug, jetzt lassen nun auch die beiden Nachrichtenchefs der BBC ihre Ämter ruhen, der Skandal um hundertfachen Kindesmissbrauch durch den Starmoderator Savile und den offenkundig falschen Umgang damit bringt den Sender weiter in Misskredit. Am Telefon in London ist jetzt Michael Binyon, er ist Kolumnist, Mitarbeiter bei der "London Times". Ich grüße Sie, Herr Binyon!
Michael Binyon: Ja, guten Tag!
Scholl: Gerade ist sie 90 Jahre alt geworden, die so hoch angesehene alte Dame BBC, und jetzt spricht man von ihrer schwersten Krise seit Bestehen. Sie auch?
Binyon: Ja, ich glaube, das ist wirklich eine sehr, sehr schwierige Krise für die BBC. Es ist eine Frage von Vertrauen, und auch eine Frage von Professionalismus, wenn man so sagen kann. Wie kann ein Sender so, so berühmt und so solide, wie kann dieser Sender solche einfachen Fehler machen, wie sie sie schon gemacht haben?
Scholl: Millionen Briten haben dieses Radiointerview gehört, Sie vermutlich auch, Herr Binyon, wo sozusagen der eigene Chef mit abgesägt wird. War das schon, ja, eine richtige Flucht nach vorne, den Vorgesetzten preisgeben, der sowieso nicht mehr zu retten ist?
Binyon: Ja, ich glaube, das war also - ohne Frage muss er zurücktreten, aber ob das reicht oder ob mehrere Leute zurücktreten sollen, weiß ich nicht. Ich glaube, diese Krise wird fortsetzen, und vielleicht ist es nicht nur eine Frage von George Entwistle, aber auch vielleicht Lord Patten, der ehemalige EU-Kommissar, ist Vorsitzender des Kollegiums der BBC, und er muss auch etwas vielleicht sagen oder tun. Er hat schon gesagt, dass ein grundsätzlicher Umbau der BBC notwendig ist, und dann sehen wir: Was sonst wird er vorschlagen?
Scholl: Jetzt haben Sie es schon ... sind schon ein bisschen vorgeprescht, Herr Binyon. Ich wollte jetzt erst noch mal nach dem enormen Ruf der BBC fragen - also in Funk und Fernsehen weltweit eigentlich ein Vorbild und gilt als die große Mutter des seriösen Journalismus. Wie stark ist dieser Ruf auch bei den Kollegen ramponiert?
Binyon: Immer noch - der Ruf ist immer noch stark, aber auch glaube ich, dass die Schäden immer noch auch so groß sind, vielleicht jetzt. Das ist eine Frage des Vertrauens und auch, wie gut ist der Journalismus der BBC. Wenn die BBC oder diese Programme also zwei mal ganz einfache Fehler im Beruf des Journalismus machen, dann sehen wir, dass die BBC nicht mehr so seriös ist. Und ob das, diese Fehler also durchaus durch die ganze Organisation zu sehen sind - ich glaube, das ist nicht der Fall, aber viele der Zuschauer und der Zuhörer müssen vermuten, dass das vielleicht sehr weit verbreitet ist.
Scholl: Mit den zwei Fehlern meinen Sie zum einen, dass man also diesen enthüllenden Bericht über den Moderator Jimmy Savile, als es sozusagen offenkundig wurde, dass er hier also hundertfachen Missbrauch unter Kindern, jungen Mädchen betrieben hat über Jahrzehnte lang, als dieser Bericht von der Sendeleitung gekippt wurde, und der zweite Fehler jetzt eben, ganz kürzlich, der George Entwistle den Posten gekostet hat, der zweite Fehler, diesen Bericht sozusagen, in dem dann fälschlicherweise der konservative Politiker Alistair McAlpine als Kinderschänder beschuldigt wurde. Aber diese zwei Fehler, Michael Binyon, die lenken ja nicht ab von der Tatsache, dass in einer solchen Institution anscheinend über Jahre so ein Verbrechen möglich war. Wie nimmt man das eigentlich in England auf? Natürlich ist es das Thema in allen Medien, aber wie reagieren die Bürger, die Hörer, die Zuschauer darauf?
Binyon: Ja, also das ist ein sehr sensibles Thema. Also Kindesmissbrauch, das ist vielleicht leider überall und in allen Zeiten ... sind solche Dinge zu sehen, aber jetzt genau in den letzten drei, vier Jahren, ist es ein Thema, das weit diskutiert in der Gesellschaft ist. Und deswegen ist dieses Thema so sensibel. Und es ist völlig - also es ist nicht zu erwarten, dass zwei mal in einem Monat das Thema auch zentral in diesem Skandal ist. Dies sind eigentlich andere Themen. Der erste Fehler war, dass die BBC wollten eine Ehrung für Jimmy Savile verbreiten, und das hat sie getan, obwohl sie schon Gewissheit über diesen Kindesmissbrauch hatte. Zweitens, es war nicht die eine Ehrung, es war ganz genau: Sie haben etwas, also haben einen bisherigen Thatcher-Regierungschef - also nicht Regierungschef, sondern Minister -, sie haben ihn angeklagt, also nicht beim Namen, aber ...
Scholl: Ja, aber indirekt sozusagen.
Binyon: ... sie haben ihn angeklagt. Ja, also was zusammen - dies sind verschiedene Themen, aber beide Themen sind über Kindesmissbrauch. Und deswegen ist das so sensibel, und deswegen sollte der Chef der BBC, sollte er ein bisschen mehr persönlich untersuchen vorher: Um was geht es? Das hat er nicht getan.
Scholl: Die Krise der BBC - wir sind hier im Deutschlandradio Kultur im Gespräch mit Michael Binyon von der "Times" in London. Dieser Skandal, Herr Binyon, ist ja schlicht ein Verbrechen, anscheinend hundertfach begangen über die Jahre, und die Vertuschung ist ebenfalls kriminell. Und bei der Frage, wie das überhaupt geschehen konnte, stellt sich ja bei dem Ausmaß eines solchen Falles - es wird von Hunderten von Fällen, ist die Rede -, da stellt sich stets die Frage nach einem, ja, System. Wie beurteilen Sie und Ihre Kollegen das, Herr Binyon? Sind hier nur einzelne schuld oder liegt es auch an den Strukturen des Senders, dass also Jimmy Savile hier auch anscheinend über Jahre unangreifbar wurde?
Binyon: Ja, ich glaube, es ist mehr strukturell. Das Problem ist, dass eine ganze Schicht der Beamten liegt über den Sendungsmachern und über den Individuellen, die also für einige Sendungen verantwortlich sind. Und es ist so, wenn es eine ganz kleine Organisation wäre, dann wissen alle, um was es geht, und alle können fragen, also wie ist das, und ich habe gehört das und das und das. Also sie beraten unter sich. Aber wenn es eine große Organisation, so groß, also mehr als 24.000 Leute für die BBC arbeiten, dann ist eine Managementstruktur, die so groß, so verbreitet ist, das niemand mit dem Mann spricht, der nicht genau höher als er ist oder genau unter ihm ist. Es ist wie in der Armee vielleicht, oder wie in einer militärischen Organisation.
Scholl: Eine Befehlsstruktur sozusagen?
Binyon: Ja, Befehlsstruktur, eben, und das ist eigentlich das Problem.
Scholl: Kein Journalismus ist aggressiver als der britische Enthüllungs- und Boulevard-Journalismus, das hat sich in den letzten Jahren immer weiter gesteigert und ist kulminiert in der Schließung von Rupert Murdochs "News of the World". Hat diese Entwicklung auch auf die BBC ein wenig abgefärbt, Herr Binyon, dass zu schnell ...
Binyon: Oh, sicher. Ja.
Scholl: ... etwas ungeprüft veröffentlicht wird wie jetzt eben die Beschuldigung von Mister McAlpine?
Binyon: Ja, sicher, sicher. Man sollte der Erste sein, etwas sehr, sehr Heißes zu sagen oder darüber zu berichten. Die BBC wollte immer noch also im Vordergrund sein, und sie hatten vielleicht vergessen, dass die Verleumdungsgefahren sind immer noch so groß. Also Verleumdung ist in Großbritannien immer noch ein sehr, sehr gefährlicher Fehler. Das kostet viel, und eine große und lange Untersuchung vorher ist notwendig, wenn man ein Individuum nennen soll, und wenn man etwas wegen ihm - wenn er angeklagt ist. Und das hat die BBC nicht getan.
Scholl: Die BBC, sie ist so britisch wie Tee und die "Times" - auf alle drei war stets Verlass. Muss man sich von dieser Kultur der Beständigkeit ein wenig verabschieden, Mister Binyon?
Binyon: Leider glaube ich, ja. Es ist auch eine Konkurrenz mit diesen anderen neuen Medien, also Twitter. Und davon kommt auch die Gefahr, dass, obwohl die BBC diesen Mann nicht genannt hat, ist es ganz klar, dass schon Tausende andere den Namen so ganz blitzschnell auf Twitter finden konnten, und das haben sie getan. Und deswegen ist es kein ... die können nicht sagen, oh, wir haben ihn nicht genannt, weil die Gefahr kommt immer auch von Twitter. Jetzt hat dieser Lord, er hat schon gedroht, alle Twitter-Sender auch anzuklagen.
Scholl: Die BBC kämpft um ihren Ruf - das war Michael Binyon von der "London Times". Ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr Binyon!
Binyon: Vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Joachim Scholl: Sie sind der verantwortliche Chef, Sie sollten zurücktreten, nicht wahr? So hart hat der BBC-Radiomoderator John Humphrys seinen eigenen obersten Vorgesetzten befragt, den BBC-Director George Entwistle, der sich wand und alle Verantwortung von sich wies - dann ist er doch zurückgetreten am vergangenen Samstag. Und damit nicht genug, jetzt lassen nun auch die beiden Nachrichtenchefs der BBC ihre Ämter ruhen, der Skandal um hundertfachen Kindesmissbrauch durch den Starmoderator Savile und den offenkundig falschen Umgang damit bringt den Sender weiter in Misskredit. Am Telefon in London ist jetzt Michael Binyon, er ist Kolumnist, Mitarbeiter bei der "London Times". Ich grüße Sie, Herr Binyon!
Michael Binyon: Ja, guten Tag!
Scholl: Gerade ist sie 90 Jahre alt geworden, die so hoch angesehene alte Dame BBC, und jetzt spricht man von ihrer schwersten Krise seit Bestehen. Sie auch?
Binyon: Ja, ich glaube, das ist wirklich eine sehr, sehr schwierige Krise für die BBC. Es ist eine Frage von Vertrauen, und auch eine Frage von Professionalismus, wenn man so sagen kann. Wie kann ein Sender so, so berühmt und so solide, wie kann dieser Sender solche einfachen Fehler machen, wie sie sie schon gemacht haben?
Scholl: Millionen Briten haben dieses Radiointerview gehört, Sie vermutlich auch, Herr Binyon, wo sozusagen der eigene Chef mit abgesägt wird. War das schon, ja, eine richtige Flucht nach vorne, den Vorgesetzten preisgeben, der sowieso nicht mehr zu retten ist?
Binyon: Ja, ich glaube, das war also - ohne Frage muss er zurücktreten, aber ob das reicht oder ob mehrere Leute zurücktreten sollen, weiß ich nicht. Ich glaube, diese Krise wird fortsetzen, und vielleicht ist es nicht nur eine Frage von George Entwistle, aber auch vielleicht Lord Patten, der ehemalige EU-Kommissar, ist Vorsitzender des Kollegiums der BBC, und er muss auch etwas vielleicht sagen oder tun. Er hat schon gesagt, dass ein grundsätzlicher Umbau der BBC notwendig ist, und dann sehen wir: Was sonst wird er vorschlagen?
Scholl: Jetzt haben Sie es schon ... sind schon ein bisschen vorgeprescht, Herr Binyon. Ich wollte jetzt erst noch mal nach dem enormen Ruf der BBC fragen - also in Funk und Fernsehen weltweit eigentlich ein Vorbild und gilt als die große Mutter des seriösen Journalismus. Wie stark ist dieser Ruf auch bei den Kollegen ramponiert?
Binyon: Immer noch - der Ruf ist immer noch stark, aber auch glaube ich, dass die Schäden immer noch auch so groß sind, vielleicht jetzt. Das ist eine Frage des Vertrauens und auch, wie gut ist der Journalismus der BBC. Wenn die BBC oder diese Programme also zwei mal ganz einfache Fehler im Beruf des Journalismus machen, dann sehen wir, dass die BBC nicht mehr so seriös ist. Und ob das, diese Fehler also durchaus durch die ganze Organisation zu sehen sind - ich glaube, das ist nicht der Fall, aber viele der Zuschauer und der Zuhörer müssen vermuten, dass das vielleicht sehr weit verbreitet ist.
Scholl: Mit den zwei Fehlern meinen Sie zum einen, dass man also diesen enthüllenden Bericht über den Moderator Jimmy Savile, als es sozusagen offenkundig wurde, dass er hier also hundertfachen Missbrauch unter Kindern, jungen Mädchen betrieben hat über Jahrzehnte lang, als dieser Bericht von der Sendeleitung gekippt wurde, und der zweite Fehler jetzt eben, ganz kürzlich, der George Entwistle den Posten gekostet hat, der zweite Fehler, diesen Bericht sozusagen, in dem dann fälschlicherweise der konservative Politiker Alistair McAlpine als Kinderschänder beschuldigt wurde. Aber diese zwei Fehler, Michael Binyon, die lenken ja nicht ab von der Tatsache, dass in einer solchen Institution anscheinend über Jahre so ein Verbrechen möglich war. Wie nimmt man das eigentlich in England auf? Natürlich ist es das Thema in allen Medien, aber wie reagieren die Bürger, die Hörer, die Zuschauer darauf?
Binyon: Ja, also das ist ein sehr sensibles Thema. Also Kindesmissbrauch, das ist vielleicht leider überall und in allen Zeiten ... sind solche Dinge zu sehen, aber jetzt genau in den letzten drei, vier Jahren, ist es ein Thema, das weit diskutiert in der Gesellschaft ist. Und deswegen ist dieses Thema so sensibel. Und es ist völlig - also es ist nicht zu erwarten, dass zwei mal in einem Monat das Thema auch zentral in diesem Skandal ist. Dies sind eigentlich andere Themen. Der erste Fehler war, dass die BBC wollten eine Ehrung für Jimmy Savile verbreiten, und das hat sie getan, obwohl sie schon Gewissheit über diesen Kindesmissbrauch hatte. Zweitens, es war nicht die eine Ehrung, es war ganz genau: Sie haben etwas, also haben einen bisherigen Thatcher-Regierungschef - also nicht Regierungschef, sondern Minister -, sie haben ihn angeklagt, also nicht beim Namen, aber ...
Scholl: Ja, aber indirekt sozusagen.
Binyon: ... sie haben ihn angeklagt. Ja, also was zusammen - dies sind verschiedene Themen, aber beide Themen sind über Kindesmissbrauch. Und deswegen ist das so sensibel, und deswegen sollte der Chef der BBC, sollte er ein bisschen mehr persönlich untersuchen vorher: Um was geht es? Das hat er nicht getan.
Scholl: Die Krise der BBC - wir sind hier im Deutschlandradio Kultur im Gespräch mit Michael Binyon von der "Times" in London. Dieser Skandal, Herr Binyon, ist ja schlicht ein Verbrechen, anscheinend hundertfach begangen über die Jahre, und die Vertuschung ist ebenfalls kriminell. Und bei der Frage, wie das überhaupt geschehen konnte, stellt sich ja bei dem Ausmaß eines solchen Falles - es wird von Hunderten von Fällen, ist die Rede -, da stellt sich stets die Frage nach einem, ja, System. Wie beurteilen Sie und Ihre Kollegen das, Herr Binyon? Sind hier nur einzelne schuld oder liegt es auch an den Strukturen des Senders, dass also Jimmy Savile hier auch anscheinend über Jahre unangreifbar wurde?
Binyon: Ja, ich glaube, es ist mehr strukturell. Das Problem ist, dass eine ganze Schicht der Beamten liegt über den Sendungsmachern und über den Individuellen, die also für einige Sendungen verantwortlich sind. Und es ist so, wenn es eine ganz kleine Organisation wäre, dann wissen alle, um was es geht, und alle können fragen, also wie ist das, und ich habe gehört das und das und das. Also sie beraten unter sich. Aber wenn es eine große Organisation, so groß, also mehr als 24.000 Leute für die BBC arbeiten, dann ist eine Managementstruktur, die so groß, so verbreitet ist, das niemand mit dem Mann spricht, der nicht genau höher als er ist oder genau unter ihm ist. Es ist wie in der Armee vielleicht, oder wie in einer militärischen Organisation.
Scholl: Eine Befehlsstruktur sozusagen?
Binyon: Ja, Befehlsstruktur, eben, und das ist eigentlich das Problem.
Scholl: Kein Journalismus ist aggressiver als der britische Enthüllungs- und Boulevard-Journalismus, das hat sich in den letzten Jahren immer weiter gesteigert und ist kulminiert in der Schließung von Rupert Murdochs "News of the World". Hat diese Entwicklung auch auf die BBC ein wenig abgefärbt, Herr Binyon, dass zu schnell ...
Binyon: Oh, sicher. Ja.
Scholl: ... etwas ungeprüft veröffentlicht wird wie jetzt eben die Beschuldigung von Mister McAlpine?
Binyon: Ja, sicher, sicher. Man sollte der Erste sein, etwas sehr, sehr Heißes zu sagen oder darüber zu berichten. Die BBC wollte immer noch also im Vordergrund sein, und sie hatten vielleicht vergessen, dass die Verleumdungsgefahren sind immer noch so groß. Also Verleumdung ist in Großbritannien immer noch ein sehr, sehr gefährlicher Fehler. Das kostet viel, und eine große und lange Untersuchung vorher ist notwendig, wenn man ein Individuum nennen soll, und wenn man etwas wegen ihm - wenn er angeklagt ist. Und das hat die BBC nicht getan.
Scholl: Die BBC, sie ist so britisch wie Tee und die "Times" - auf alle drei war stets Verlass. Muss man sich von dieser Kultur der Beständigkeit ein wenig verabschieden, Mister Binyon?
Binyon: Leider glaube ich, ja. Es ist auch eine Konkurrenz mit diesen anderen neuen Medien, also Twitter. Und davon kommt auch die Gefahr, dass, obwohl die BBC diesen Mann nicht genannt hat, ist es ganz klar, dass schon Tausende andere den Namen so ganz blitzschnell auf Twitter finden konnten, und das haben sie getan. Und deswegen ist es kein ... die können nicht sagen, oh, wir haben ihn nicht genannt, weil die Gefahr kommt immer auch von Twitter. Jetzt hat dieser Lord, er hat schon gedroht, alle Twitter-Sender auch anzuklagen.
Scholl: Die BBC kämpft um ihren Ruf - das war Michael Binyon von der "London Times". Ich danke Ihnen für das Gespräch, Herr Binyon!
Binyon: Vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.