Die einzige sprachwissenschaftliche "Bindestrichdisziplin" mit drei L (natürlich nur, wenn sie ohne Bindestrich geschrieben wird): Der Blog Fußballlinguistik von Simon Meier
Bringen, legen, hämmern, dreschen − und buttercremen
Fußballjournalisten sind sehr kreativ, wenn sie live tickern. Der Sprachwissenschaftler Simon Meier sammelt diese Wortschöpfungen und findet zum Beispiel für "schießen" 185 Synonyme. Auch gesellschaftliche Veränderungen lassen sich daran ablesen, meint er.
Deutsche Sportjournalisten kennen über 185 Synonyme für schießen, wenn sie über Fußball berichten. Gesammelt hat sie der Sprachwissenschaftler Simon Meier aus deutschen Live-Tickern und Spielberichten. Dort gäbe es einen besonders großen Drang zur Variation, hat er beobachtet. Allerdings gäbe es auch einige Verben, die im untersuchten Korpus nur ein einziges Mal aufgetreten seien - "buttercremen" sei ein Beispiel dafür. "Interessant ist daran, dass man im Prinzip jedes Wort in diese 'Schablone' einsetzen kann - wir können uns selbst ein Verb ausdenken", sagt er. Das sei aus linguistischer Perspektive hochinteressant.
"Es muss kreativ sein, es muss bildreich sein", meint er. Neben Wörtern wie bringen, spielen oder legen benutzten die Journalisten auch "zuckern" oder "tortenhebern". Dabei würden die Wörter nicht zufällig entlehnt: "Ganz viel kommt aus dem Bereich des Handwerks, wo wir es mit geradezu archaischen, körperbetonten Handlungen zu tun haben", sagt Meier. Darunter fielen Begriffe wie "dreschen" oder "hämmern".
Fußballsprache sei durchlässig. Sie nähme Dinge aus anderen Domänen auf - wie die "Notbremse" im Fußball als Bezeichnung für einen Regelverstoß wie ein Foul, um ein Tor zu verhindern - aber es strahle eben auch wieder auf die Gesellschaft zurück, so würden zum Beispiel viele Fußball-Metaphern in der politischen Sprache zu finden sein. Gleichzeitig habe er aber auch festgestellt, dass sich die Fußballsprache durchaus geändert habe, sagt Meier - der Blick auf alte Ticker enthülle gelegentlich Chauvinismus und Nationalismus. "Das würde man sich heute so nicht mehr trauen, da gibt es eine größere Sensibilität." (inh)