Wie Kriege enden

Der Friedensvertrag hat ausgedient

Ein Kind trägt am Potsdamer Platz in Berlin ein Plakat mit einer Friedenstaube
Demonstration in Berlin: Ein Kind trägt ein Plakat mit einer Friedenstaube. © dpa / Florian Schuh
Von Nana Brink |
Friedensabschlüsse haben die Welt geprägt. Der Autor Stephan Elbern zeigt, wie in der Geschichte militärische Konflikte durch Verhandlungen und Verträge beendet wurden. Mit Blick auf die Kriege der Gegenwart kommt er zu einem düsteren Schluss.
Was für eine Idee in diesen Zeiten der unübersichtlichen Kriege! Ein Buch über den Frieden zu schreiben. Noch besser über die "verlorene Kunst", Frieden zu schließen. Diese sei vor allem den Völkern am Ende des 20. JahrhundertS weitgehend abhandengekommen, leitet der Althistoriker Stephan Elbern seine kleine Geschichte der Friedensabschlüsse ein. "Von Kadesch bis Camp David", von den Pharaonen bis zur UNO blättert Elbern die hohe Kunst des Friedenschließens auf – klar gegliedert, lesbar formuliert und immer mit den Blick des Heute auf die Kunst von damals.
Sein Lesebuch beginnt mit dem ersten Friedensabkommen der Geschichte zwischen dem Pharao Ramses II. und den Hethitern nach der Schlacht bei Kadesch 1284 vor Christus. Dieser Vertrag ist von historischer Bedeutung, weil erstmals ein Abkommen einen militärischen Konflikt zwischen gleichrangigen Mächten beendet hat. Der Text des Vertrages ist in einer Inschrift im Tempel von Karnak verewigt und Auszüge des ältesten Friedensvertrages der Weltgeschichte hängen im Hauptsitz der UN in New York.
Leider liegt für dieses Bild keine Bildbeschreibung vor
Stephan Elbern: Frieden - Eine verlorene Kunst© Nünnerich-Asmus Verlag
Es ist nicht nur spannend, die Ereignisse um das Ende des Ersten Weltkrieges nach zu lesen (der Vertrag von Brest-Litowsk 1918 und der Vertrag von Versailles 1919), die man anlässlich des 100. Jahrestages seines Beginns eher noch präsent hat. Viel spannender sind Elberns Analysen eher unbeachteter Friedensabschlüssen, die dennoch die Welt geprägt haben, wie das Friedensabkommen von Nystad 1721, in dem Russland unter Peter dem Großen weite Teile des Baltikums von Schweden übernimmt und seine Großmachtstellung mit Gebietsgewinnen manifestiert.
Aber auch diese Erkenntnis reflektiert Elbern in seinen Beispielen: Die heutigen Staatsgrenzen seien – siehe Krim – nicht endgültig. Es gebe kein "Ende der Geschichte", weder territorial noch ideologisch. Dennoch kommt Elbern zu dem deprimierenden, aber nicht weiter überraschenden Urteil, "dass der Friedensvertrag zur dauerhaften Beilegung von internationalen Konflikten heute ausgedient hat; die Kunst, die beiderseitigen Interessen durch Verhandlungen auszugleichen (...) ist in unserer Zeit verloren gegangen. (...) Wir sind hinter das völkerrechtliche und moralische Niveau des Alten Orients zurückgefallen!"

Stephan Elbern: Frieden. Eine verlorene Kunst. Von Kadesch bis Camp David.
Nünnerich-Asmus Verlag, 200 Seiten, 24,90 Euro