Wie lässt sich Leadership inszenieren?

Premierministerin als Cover-Girl

Man sieht die Beine einer Frau, die in bunten High Heels auf dem Asphalt läuft.
Die britische Premierministerin Theresa Mays trägt gerne bunte High Heels - vielleicht machte sie das zum Cover-Girl von "Vogue" © imago/i Images
Christina Holtz-Bascha im Gespräch mit Stephan Karkowsky |
Die britische Premierministerin Theresa May ziert demnächst die "Vogue" - vielleicht wegen ihrer Vorliebe für extravagante Schuhe. Sie wurde von Annie Leibovitz abgelichtet. Derlei Inszenierungen als Regierungschefin seien nicht ohne Risiko, warnt die Kommunikationswissenschaftlerin Christina Holtz-Bascha.
Die britische Premierministerin Theresa May hat gerade ihre Brexit-Rede beendet. Die Leser der britischen Zeitungen interessiert heute aber noch eine ganz andere Meldung: May wird die erste Regierungschefin auf dem Cover der "Vogue" sein. Star-Fotografin Annie Leibovitz hat Theresa May vorige Woche abgelichtet für die April-Ausgabe des Mode-Magazins, die Ende März erscheint.

Bloß nicht zu verspielt und bunt

Lässt sich so Leadership inszenieren? Und was sollte die Premierministerin, die für ihren extravaganten Schuhgeschmack bekannt ist, in der öffentlichen Inszenierung (modisch) unbedingt vermeiden? Christina Holtz-Bascha, Professorin für Kommunikationswissenschaften an der Universität Erlangen-Nürnberg, meint dazu:
"Leadership bedeutet ja vor allem Sachkompetenz – und das muss unterstrichen werden. Dazu gehört auch die Kleidung oder etwa die Frisur. Und da haben es Männer wesentlich einfacher. Denn das Bild des sachkompetenten Politikers ist einfach der Politiker, der einen Anzug trägt und womöglich weißes Hemd und Krawatte."

Politiker tragen Uniformen

Bei Frauen sei das wesentlich schwieriger – "und vor allem dann, wenn es an echt weibliche Kleidung geht. Also, womöglich verspielt oder recht bunt. Dann wird es wesentlich schwieriger, damit Sachkompetenz zu demonstrieren."
Die CDU-Bundesvorsitzende und Bundeskanzlerin Angela Merkel steht am 06.12.2016 beim 29. Bundesparteitag der CDU in Essen (Nordrhein-Westfalen) nach ihrer Rede auf der Bühne.
Kanzlerinnen-Uniform: Angela Merkel auf CDU-Bundesparteitag in Essen im Dezember 2016.© dpa / picture alliance / Kay Nietfeld
Für sexistisch hält Holtz-Bascha die unterschiedliche Wahrnehmung von Frauen und Männern in der Politik nicht. Dies liege zum Teil sicherlich daran, dass Frauen erst vergleichsweise spät angefangen hätten, in der Politik eine exponierte Rolle zu spielen. Männer in der Politik hätten seit vielen Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten ein spezielle Uniform – nämlich den möglichst neutralen und unauffälligen Anzug. Vergleichbares hätten Frauen nicht für sich entwickeln können.
Eine Ausnahme bildet vielleicht Bundeskanzlerin Angela Merkel, die mit ihren Hose-Blazer-Kombinationen durchaus eine Art Kanzlerinnen-Uniform kreiert hat.
Mehr zum Thema