Wie man eine Sammlung "dynamisch" hängt
Impressionisten und Expressionisten sind die Glanzpunkte des Wuppertaler von der Heydt-Museums. Aber weder August Mackes "Mädchen mit den Pfingstrosen" noch die "Seinelandschaft" von Claude Monet haben einen angestammten Platz. Die ständige Sammlung ist permanent in Bewegung.
Es hat etwas ganz und gar Traum- und Geisterhaftes. Leere Säle, leere Wände über zwei Etagen. In spärlich beleuchteten Räumen stehen Gemälde auf dem Fußboden. Aus dem grauen Arbeitslicht leuchten die Farben nur matt hervor: die bunten, weiß und rosa akzentuierten Segmente, aus denen August Macke sein Mädchen mit den Pfingstrosen zusammenwachsen ließ, das kreidige Gelb der Felsenküste von Etretat, die Gustave Courbet in grandioser Schroffheit festgehalten hat, eine märchenhafte Szene von Arnold Böcklin, eine verwinkelte Gasse von Carl Spitzweg.
Vom Museumsstifter Eduard von der Heydt erkennt man auf Kees van Dongens lebensgroßem Portrait am besten die protzig funkelnden Orden auf seiner Brust. Und da hinten, ist das ein täuschend lebensechter Handwerker von Duane Hanson, die Zeitung in der Hand und die Thermoskanne und den Kaffeebecher neben sich? Nein, der Anstreicher ist wirklich lebendig, und gleich wird er seine Rolle wieder in die hellgraue Farbe tauchen. Die Bilder sind schon unterwegs, die in diesem Trakt hängen sollen, in der großen Pierre Bonnard-Ausstellung, mit der das Haus an seine Erfolge mit Renoir und Monet in den vergangenen Jahren anknüpfen möchte. Und parallel dazu wird dann die neue Sonderschau der ständigen Sammlung eröffnet. "Zeitraffer" wird sie heißen.
Museumsdirektor Gerhard Finckh dazu:
"Da zeigen wir Gemälde von unserem ersten Bild aus dem frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, die schönsten und besten Werke, sodass man eine Kunstgeschichte über 500 Jahre in Hauptwerken abbilden kann."
Die Bilder sind neu ausgewählt und zusammengestellt aus den Depots. Und in dieser Präsentation nur auf Zeit zu sehen. Seit seinem Amtsantritt 2006 verfolgt der Museumsdirektor diesen dynamischen Umgang mit der Sammlung. Und er hat schon einige Male aus- und umgeräumt. Manchmal hat das Museum eine thematisch verwandte Schau zu einer Sonderausstellung aus eigenen Beständen gezeigt, manchmal Präsentationen mit anderem Schwerpunkt.
Aber Bilder, die irgendwo an den Wänden hängen, weil sie schon immer da zu sehen waren, gibt es im von der Heydt-Museum nicht. Sie führen ja auch meistens ein Schattendasein abseits der Besucherströme, die von den Events angezogen werden. Finckh hofft, die Werke der Sammlung anziehender zu machen, indem sie immer wieder neu zu entdecken sind.:
"Ich glaube, es ist auch fürs Publikum interessant, wenn sich was verändert, wenn sich die Aspekte immer wieder verändern. Wir dynamisieren das Ganze, wir wollen unserem Publikum möglichst viele Aspekte unserer Sammlung zeigen."
Im Neo-Renaissance-Palazzo mitten im Zentrum von Elberfeld, in dem das von der Heydt Museum zu Hause ist, gibt es nicht viel Platz und auch keine baulichen Erweiterungsmöglichkeiten. Aus diesem Mangel wollte Gerhard Finckh einen Vorteil machen. Das wissenschaftliche Team des Hauses sucht immer wieder die kreative Auseinandersetzung mit dem Bestand, der etwa 3000 Werke umfasst, von denen gleichzeitig aber nur 100 bis 200 gezeigt werden.
Auch die Planung der Sonderausstellungen orientiert sich an den Fragen, die zentrale Werke aus dem Museumsbesitz stellen. So entstand beispielsweise eine bemerkenswerte Schau über den "berühmten Unbekannten" Hans von Marees, von dem die Wuppertaler im eigenen Depot lange unbeachtet gebliebene Schätze fanden, wie eine großformatige Zeichnung des Malers.
Gerhard Finckh:
"Da haben wir gedacht, zu der Gelegenheit holen wir das mal raus, das ist ein Mauerblümchen, aber wenn es gezeigt wird, umso strahlender, es wurde sehr viel in Zeitungen abgebildet, also solche Fälle kommen durchaus vor."
Das flexible Konzept der Sammlungspräsentation macht die Wuppertaler zu begehrten Kooperationspartnern für Ausstellungsprojekte. Häuser mit fest etablierten Dauerausstellungen können bestimmte Kernstücke des Bestands nicht ausleihen, da sie tragende Säulen der Schau sind. Mit den thematisch wechselnden Präsentationen in Wuppertal werden auch Highlights zeitweilig disponibel. Diese Flexibilität hat natürlich ihren Preis, wenn etwa eigens angereiste Besucher eine der Ikonen des von der Heydt-Museums nicht sehen können.
Noch einmal Gerhard Finckh:
"Es geht immer nur mit Leihgabe und Gegen-Leihgabe, deswegen sind viele Bilder auch unterwegs in der Welt, als Botschafter Wuppertals, die kann man in Chicago oder Paris sehen, leider dann nicht in Wuppertal."
Den aktiven Umgang mit der Sammlung versteht Gerhard Finckh auch als Verpflichtung gegenüber der Sammler- und Stiftertradition, aus der das Haus hervorgegangen ist. Und durchaus auch als geeigneten Weg, neue Mäzene zu motivieren, Werke ins von der Heydt-Museum zu geben, leihweise oder gar dauerhaft.
Einen eigenen Ankaufsetat hat das Museum seit Jahren nicht mehr. Übrigens auch keine zusätzlichen Personalkapazitäten auf wissenschaftlicher oder technischer Seite angesichts des beträchtlich erhöhten Arbeitsaufwands, den die häufigen Neupräsentationen mit sich bringen. Einstweilen kompensieren das alle mit der Begeisterung. Und im von der Heydt-Museum wird wohl noch oft umgeräumt werden:
"Die Kunst ist so vielfältig, dass sie einen immer wieder auf neue Wege führt. Ich bin jetzt seit vier Jahren hier, und wann immer ich ins Depot gehe, gibt es 'ne neue Idee."
Mindestens einmal im Jahr werden die Säle vollständig ausgeräumt und neu gehängt. Aus den Schätzen des Hauses entstehen immer neue Sonderausstellungen. Am 14. September wird die nächste eröffnet – unter dem Titel "Zeitraffer".
Vom Museumsstifter Eduard von der Heydt erkennt man auf Kees van Dongens lebensgroßem Portrait am besten die protzig funkelnden Orden auf seiner Brust. Und da hinten, ist das ein täuschend lebensechter Handwerker von Duane Hanson, die Zeitung in der Hand und die Thermoskanne und den Kaffeebecher neben sich? Nein, der Anstreicher ist wirklich lebendig, und gleich wird er seine Rolle wieder in die hellgraue Farbe tauchen. Die Bilder sind schon unterwegs, die in diesem Trakt hängen sollen, in der großen Pierre Bonnard-Ausstellung, mit der das Haus an seine Erfolge mit Renoir und Monet in den vergangenen Jahren anknüpfen möchte. Und parallel dazu wird dann die neue Sonderschau der ständigen Sammlung eröffnet. "Zeitraffer" wird sie heißen.
Museumsdirektor Gerhard Finckh dazu:
"Da zeigen wir Gemälde von unserem ersten Bild aus dem frühen 16. Jahrhundert bis in die Gegenwart, die schönsten und besten Werke, sodass man eine Kunstgeschichte über 500 Jahre in Hauptwerken abbilden kann."
Die Bilder sind neu ausgewählt und zusammengestellt aus den Depots. Und in dieser Präsentation nur auf Zeit zu sehen. Seit seinem Amtsantritt 2006 verfolgt der Museumsdirektor diesen dynamischen Umgang mit der Sammlung. Und er hat schon einige Male aus- und umgeräumt. Manchmal hat das Museum eine thematisch verwandte Schau zu einer Sonderausstellung aus eigenen Beständen gezeigt, manchmal Präsentationen mit anderem Schwerpunkt.
Aber Bilder, die irgendwo an den Wänden hängen, weil sie schon immer da zu sehen waren, gibt es im von der Heydt-Museum nicht. Sie führen ja auch meistens ein Schattendasein abseits der Besucherströme, die von den Events angezogen werden. Finckh hofft, die Werke der Sammlung anziehender zu machen, indem sie immer wieder neu zu entdecken sind.:
"Ich glaube, es ist auch fürs Publikum interessant, wenn sich was verändert, wenn sich die Aspekte immer wieder verändern. Wir dynamisieren das Ganze, wir wollen unserem Publikum möglichst viele Aspekte unserer Sammlung zeigen."
Im Neo-Renaissance-Palazzo mitten im Zentrum von Elberfeld, in dem das von der Heydt Museum zu Hause ist, gibt es nicht viel Platz und auch keine baulichen Erweiterungsmöglichkeiten. Aus diesem Mangel wollte Gerhard Finckh einen Vorteil machen. Das wissenschaftliche Team des Hauses sucht immer wieder die kreative Auseinandersetzung mit dem Bestand, der etwa 3000 Werke umfasst, von denen gleichzeitig aber nur 100 bis 200 gezeigt werden.
Auch die Planung der Sonderausstellungen orientiert sich an den Fragen, die zentrale Werke aus dem Museumsbesitz stellen. So entstand beispielsweise eine bemerkenswerte Schau über den "berühmten Unbekannten" Hans von Marees, von dem die Wuppertaler im eigenen Depot lange unbeachtet gebliebene Schätze fanden, wie eine großformatige Zeichnung des Malers.
Gerhard Finckh:
"Da haben wir gedacht, zu der Gelegenheit holen wir das mal raus, das ist ein Mauerblümchen, aber wenn es gezeigt wird, umso strahlender, es wurde sehr viel in Zeitungen abgebildet, also solche Fälle kommen durchaus vor."
Das flexible Konzept der Sammlungspräsentation macht die Wuppertaler zu begehrten Kooperationspartnern für Ausstellungsprojekte. Häuser mit fest etablierten Dauerausstellungen können bestimmte Kernstücke des Bestands nicht ausleihen, da sie tragende Säulen der Schau sind. Mit den thematisch wechselnden Präsentationen in Wuppertal werden auch Highlights zeitweilig disponibel. Diese Flexibilität hat natürlich ihren Preis, wenn etwa eigens angereiste Besucher eine der Ikonen des von der Heydt-Museums nicht sehen können.
Noch einmal Gerhard Finckh:
"Es geht immer nur mit Leihgabe und Gegen-Leihgabe, deswegen sind viele Bilder auch unterwegs in der Welt, als Botschafter Wuppertals, die kann man in Chicago oder Paris sehen, leider dann nicht in Wuppertal."
Den aktiven Umgang mit der Sammlung versteht Gerhard Finckh auch als Verpflichtung gegenüber der Sammler- und Stiftertradition, aus der das Haus hervorgegangen ist. Und durchaus auch als geeigneten Weg, neue Mäzene zu motivieren, Werke ins von der Heydt-Museum zu geben, leihweise oder gar dauerhaft.
Einen eigenen Ankaufsetat hat das Museum seit Jahren nicht mehr. Übrigens auch keine zusätzlichen Personalkapazitäten auf wissenschaftlicher oder technischer Seite angesichts des beträchtlich erhöhten Arbeitsaufwands, den die häufigen Neupräsentationen mit sich bringen. Einstweilen kompensieren das alle mit der Begeisterung. Und im von der Heydt-Museum wird wohl noch oft umgeräumt werden:
"Die Kunst ist so vielfältig, dass sie einen immer wieder auf neue Wege führt. Ich bin jetzt seit vier Jahren hier, und wann immer ich ins Depot gehe, gibt es 'ne neue Idee."
Mindestens einmal im Jahr werden die Säle vollständig ausgeräumt und neu gehängt. Aus den Schätzen des Hauses entstehen immer neue Sonderausstellungen. Am 14. September wird die nächste eröffnet – unter dem Titel "Zeitraffer".