Hören Sie dazu auch aus der zurückliegenden Woche:
Politische Literatur - Der Druck hat zugenommen
Diskussionen austragen und Position beziehen
38:05 Minuten
Literatur und Politik haben einander zu allen Zeiten beeinflusst: Literatur als Reaktion auf politische Zustände, Politik als begrenzender, bestenfalls aber inspirierender Faktor. Wir schauen mit den Journalisten René Aguigah und Maryam Aras genauer hin.
"Muss Literatur politisch sein?" – diese Frage haben wir eine Woche lang in "Lesart" und im "Büchermarkt" im Deutschlandfunk unter verschiedenen Blickwinkeln betrachtet. Dabei kamen Autorinnen und Autoren, Verlegerinnen und Verleger zu Wort - Max Czollek und Terezia Mora , Thorsten Ahrend, Zoe Beck, Annika Reich und Marko Martin.
Diese Reihe von Essays und Gesprächen kreisten um Themen wie die Geschlechter-Quote, die politische Verantwortung der Schreibenden, um Literatur in autoritären Staaten und in Krisengebieten. All diese Aspekte führen wir heute zusammen - und weiter. Wir haben den Kulturjournalisten und Deutschlandfunk-Kultur-Redakteur René Aguigah und die Journalistin, Literaturwissenschaftlerin*, studierte Politologin* und Orientalistin Maryam Aras nach ihrer Meinung gefragt.
Kluger Roman von Baldwin zu Thema
Maryam Aras ist der Ansicht: "'Unpolitisch' sein und aus einer 'neutralen' Position zu schreiben, bedeutet eigentlich immer, die bestehenden Machtstrukturen zu unterstützen. Und das passiert meist aus einer Position der Privilegiertheit heraus."
René Aguigah führt James Baldwin an: "'Leiden hat keine Farbe', heißt es einmal bei James Baldwin, in dem Roman 'Ein anderes Land'. Der Witz ist, dass das im Roman ein weißer, liberaler Mann sagt, der die ganze Zeit im Streit ist mit einer schwarzen Frau, mit der er in einer Beziehung ist." Die schwarze Frau versuche ihrem Partner klarzumachen: "Natürlich hat mein Leiden eine Farbe, denn ich habe eine andere Erfahrungswelt als du."
Dieser Roman fälle letztlich dazu keine Entscheidung, aber er trage diesen Streit aus. Aguigah ist überzeugt: "Und ich glaube, das ist etwas, das wir gesellschaftlich weiter betreiben müssen."
*Redaktioneller Hinweis: Wir haben die Berufsbezeichnung korrigiert.