Wie Schily einst Huber beleidigte

"Ach, Sie sind ja auch so ein Gutmensch"

Der damalige EKD-Ratsvorsitzende Wolfgang Huber (l.) und der damalige Bundesinnenminister Otto Schily unterhalten sich im Dezember 2004 nach der Talkshow "Sabine Christiansen"
Ein Treffen im Dezember 2004: Was flüstert Schily Huber ins Ohr? © picture alliance / dpa / Marcel Mettelsiefen
Wolfgang Huber im Gespräch mit Marianne Allweiss und André Hatting |
Niemand müsse sich dafür schämen, sich in seinem Handeln um Gutes zu bemühen, meint Ex-EKD-Chef Wolfgang Huber anlässlich der Wahl des Begriffes "Gutmensch" zum Unwort des Jahres. Huber verrät uns auch, wie er das erste Mal von Otto Schily als "Gutmensch" beleidigt wurde.
"Gutmensch" ist das "Unwort des Jahres 2015". Das Schlagwort in Zusammenhang mit der Flüchtlingshilfe diffamiere "Toleranz und Hilfsbereitschaft pauschal als naiv, dumm und weltfremd, als Helfersyndrom oder moralischen Imperialismus", hieß es zur Begründung der Jury. Aber ist das Wort und seine aktuelle Verwendung so neu? Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, wurde bereits vor rund 15 Jahren das erste Mal als Gutmensch beschimpft.
"Ach, Sie sind ja auch so ein Gutmensch", habe damals der damalige Bundesinnenminister Otto Schily zu ihm gesagt, erzählt Huber im Deutschlandradio Kultur.
Überzeugungen werden gegen Machbarkeit ausgespielt
Weil ihm damals der Begriff zum ersten Mal als Beleidigung begegnet war, habe sich der Vorfall bei ihm besonders eingeprägt. Bereits damals sei "Gutmensch" vor allem im Zusammenhang mit Asyldebatten verwendet worden.
Mit dem Begriff solle deutlich gemacht werden, "dass es auf die ethischen Überzeugungen nicht ankommt - sondern nur auf die Machbarkeit".
"Ich war selber einer derjenigen, die ab und zu mal gesagt haben: 'Ja, ich bein ein Gutmensch - ich stehe auch dazu", so Huber.
Er hält die Jury-Entscheidung für überfällig: "Niemand muss sich dafür schämen, sich in seinem Handeln um Gutes zu bemühen." Von daher sei die Wahl zum Unwort des Jahres auch eine Bestätigung für die Hundertausenden Helfer in Deutschland, die sich zuletzt für Flüchtlinge eingesetzt haben.
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