Heizkosten und Energiekrise

Sport in Zeiten des Energiesparens

04:54 Minuten
Die Heizungsanlage im Horner Bad. Wegen der Energiekrise haben zahlreiche Schwimmbäder in Niedersachsen und Bremen die Wassertemperaturen gesenkt. Einigen bereitet der Blick auf den Winter Sorgen.
Teure Energie: Wegen der hohen Kosten haben zahlreiche Schwimmbäder, wie hier in Bremen, die Wassertemperatur gesenkt. © picture alliance / dpa / Sina Schuldt
Von Anja Röbekamp · 15.01.2023
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Die Energiekrise betrifft auch den Breitensport. In Berlin werden Turnhallen seit November nur noch auf 17 Grad Celsius geheizt. Das hat der rot-grün-rote Senat entschieden. Auch in den Hallenbädern gelten Vorgaben für niedrigere Temperaturen.
Wer sich sportlich betätigt, kommt ins Schwitzen und friert nicht so leicht. Kinder haben einen großen Bewegungsdrang. Aber auch die toben nicht ständig im Training herum. Auch für Kinder sind 17 Grad Raumtemperatur schwierig, meint Matthias Brauner, Vereinsvorsitzender des SC Siemensstadt Berlin: „Ich habe halt auch im Training, gerade mit Kindern, immer wieder Ruhephasen. Klar, als Trainer kann ich versuchen, den Bewegungsanteil hochzuhalten. Aber ich kann hier auch nicht durchpowern lassen ohne Ende.“
Der Verein bietet rund 30 Sportarten und Reha-Kurse an. Deren Training ist nicht auf maximale Bewegungsenergie ausgelegt. Diese Übungsräume brauchen eine höhere Raumtemperatur.

Durchpowern geht nicht

Der Verein hat mehrere Trainingsstätten. So kann Matthias Brauner die Kurse auf unterschiedliche Räume verteilen. Yoga- oder Reha-Kurse schickt er in kleinere, leichter zu heizende Räume und bewegungsintensive Kurse in die schwer zu heizenden großen Turnhallen.
Denn so einfach sei es gar nicht, die Vorgaben des Senats zu erfüllen, sagt Brauner. „Das ist ein physikalisches Thema. Eine Heizung in der Sporthalle kann ich nicht einfach an- und ausmachen, weil: Das ist nicht so wie ein Raum zu Hause. Ich habe eben eine Riesenmenge Luft, die zu heizen ist.“
Der SC Siemensstadt kann zahlreiche Räumlichkeiten nutzen. Das sieht in kleineren Vereinen ganz anders aus.
Schülerinnen der Klassen 5-7 der 25. Mittelschule in Dresden trainieren am Montag (04.04.2011) bei einem Pressetermin anlässlich der Weltmeisterschaft 2011 im FrauenfuÃball in Deutschland in der Sporthalle der Schule in Dresden. Foto: Arno Burgi dpa/lsn
Kalte Turnhallen: Vor allen Dingen Kinder leiden unter niedrigen Raumtemperaturen. © picture alliance / ZB / Arno Burgi
Ortswechsel. Das Sportstudio Nippon in Berlin-Steglitz. Es gibt einen Kampfsportraum, den Fitnessbereich und einen Ballettraum. Hier gilt: Solange es geht, müssen sich alle bewegen, um ins Schwitzen zu kommen. Das ist hart für Kampfsportler*innen, die normalerweise barfuß trainieren. Aber es gilt zu sparen. Stichwort Heizöl.
„Ja, da denkt man mit Entsetzen dran, das kann man sagen, ist fast doppelt so teuer. Und wir brauchen Heizöl, weil sonst gibt es kein warmes Wasser. Und irgendwo müssen wir heizen“, sagt Andreas Sparmann. Er ist Inhaber des kleinen Sportstudios Nippon.

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Er muss jetzt 63 Prozent mehr an Stromkosten zahlen. Vor den Heizkosten graut ihm. Es geht um seine Existenz: Er habe alle seine Reserven in der Corona-Krise aufgebraucht, auch seine Altersvorsorge. Denn auf die staatlichen Hilfen habe er drei Monate warten müssen. Gereicht hätten diese Hilfen nicht.

Alle Reserven aufgebraucht

„Die Kosten liefen mehr oder weniger unverändert weiter“, sagt Sparmann. „Wir haben unsere Mitarbeiter erhalten, eben teilweise in Kurzarbeit. Aber freiberufliche Trainer blieben dann ganz außen vor. Die Kosten waren unverändert und die staatlichen Hilfen kamen doch erst sehr viel später. Ich musste also einen Kredit aufnehmen, einen nicht unbeträchtlichen.“
Jetzt gebe es keinen Spielraum mehr und da falle umso mehr ins Gewicht, was die Corona-Zeit an Hypotheken hinterließ. „Ein Jahr lang Schließung bedeutet, dass wir 300 Mitglieder Abgang hatten. Aber es kamen keine neuen.“
Auch Matthias Brauner, der Vorsitzende des SC Siemensstadt, kennt diese Probleme. Immerhin gab es beim Sportklub in einem Bereich einen kurzfristigen Mitgliederzuwachs: bei den Schwimmern. Dort erlernten deutlich mehr Kinder als in der Pandemie das Schwimmen.
Aber auch in den Hallenbädern müssen die Temperaturen aufgrund der Vorgaben des Berliner Senats gesenkt werden. Höchstens 26 Grad warm darf das Wasser dort sein. Eine große Herausforderung trotz der Ausnahmeregeln: Für Babyschwimmen zum Beispiel sind 30 Grad Wassertemperatur erlaubt.
„Wir haben noch keinen Sport gestrichen“, sagt Brauner, „auch weil der Senat ja die Ausnahmen zulässt: die höheren Temperaturen für Reha- und Kinderschwimmen. Sonst wäre das schon losgegangen mit dem Streichen. Also das Schwimmbad ist als Erstes betroffen. Wenn man dort noch mal an die Temperaturen rangeht, dann sind die Sportarten dran, weil die kann ich nicht anders machen.“

Begrenzte Einsparmöglichkeiten

Die Temperatur eines Schwimmbeckens ist noch schwieriger zu regulieren als die einer Turnhalle. Auch hier jongliert Brauner mit der Belegung, und mit Erfahrungswerten. Aber er weiß: Seine Möglichkeiten, Energie zu sparen, sind begrenzt. Und es geht nicht nur ums Geld.
Andreas Sparmann erinnert an den Anteil der Freiwilligen und Ehrenamtlichen im Breitensport, die zum Beispiel Turniere und Zeltlager begleiten. Breitensport lebt auch von der Gemeinschaft und die ist wie die Existenz vieler Vereine in Gefahr.
Denn die Preisbremsen für Energiekosten sind sehr hoch angesetzt und die Härtefallfonds helfen vor allem Sportklubs mit eigenen Liegenschaften. Kleinere Anbieter, wie das Sportstudio Nippon von Andreas Sparmann, haben dagegen hart zu kämpfen.
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