Wie wir im Supermarkt manipuliert werden
Perverse Psychotricks und verlogene Versprechen: Der Marketing-Experte Martin Lindstrom beschreibt die Methoden der Werbebranche - und er appelliert an den mündigen Verbraucher, den professionellen Verführern zu widerstehen.
Haben Sie bei Ihrer Kleidung auch eine Lieblingsmarke, schwören auf den besonderen Geschmack Ihres Joghurts, benutzen nur diese eine Zahnpasta? Da geht es Ihnen wie Millionen anderen. Sie sind auf die Werbung reingefallen. Das kann Ihnen nicht passieren? Dann sollten Sie dringend Martin Lindstrom lesen. Er hat Jahrzehnte damit verbracht, Konsumenten davon zu überzeugen, bestimmte Produkte zu kaufen, indem er sie glauben machte, die seien besser als andere. Aber das ist, so zeigt der Marketing-Experte anhand vieler Beispiele, nur selten der Fall.
Dass wir dennoch darauf reinfallen, hat viele Gründe. Die professionellen Verführer appellieren an das Unterbewusstsein, an Gefühle und Instinkte, bedienen sich skrupellos der neusten Erkenntnisse der Hirnforschung.
So weiß man, dass Föten durch das Essen der Mütter bestimmte Geschmacksempfindungen mitbekommen. Eine indonesische Bonbonmarke hat daraufhin schwangeren Frauen gratis ihre Produkte zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig führte das Unternehmen eine Kaffeesorte ein, die so wie die Bonbons schmeckte. Resultat: der Kaffe wurde gerade bei Kindern ein Riesenerfolg. Sie lieben den Geschmack und schreiende Neugeborene lassen sich durch einen Schluck dieses Kaffees rasch beruhigen.
Es sind nicht zuletzt solche perversen Missbräuche, die Martin Lindstrom veranlasst haben, sein Buch zu schreiben. Er möchte den mündigen Verbraucher, der weiß, mit welchen Methoden ihn die Werbung zu fangen versucht. Entsprechend klar und deutlich formuliert er seine Kritik. Auch wenn bisweilen eine gewisse Bewunderung für die raffinierten Psychotricks durchschimmert.
Die Firmen verstehen es perfekt, ihre Produkte mit Wohlbefinden, Selbstsicherheit, Beliebtheit und Bewunderung aufzuladen. Sie versprechen Glück, Schönheit und Eleganz, soziales Ansehen. Die Marke wird zum Statussymbol stilisiert, vor allem wenn es gelingt, Prominente als Werbeträger zu gewinnen.
Die Werbebranche jongliert zudem geschickt mit Urängsten wie der Furcht vor gefährlichen Keimen oder vor einem Überfall, einem Unfall. Sie weckt Schuldgefühle, malt unterschwellig Schreckensvisionen. Insbesondere die verlogenen Gesundheitsversprechen der Lebensmittelindustrie ärgern den Autor – für Deutschland allerdings kein neues Thema.
Jeder Verbraucher möchte im Supermarkt frische Produkte erwerben. Da kleben auf Marmeladengläsern Papierstreifen, die Unberührtheit signalisieren sollen. Dabei steht die Marmelade bereits seit acht Monaten im Regal. In Soundlaboren ist sogar ausgetüftelt worden, wie ein beruhigendes Knacken zu klingen hat, wenn man ein Glas öffnet.
Nachteilig ist, dass der Autor vor allem amerikanische Produkte anführt, die hierzulande nur wenige kennen. Lindstrom zitiert zudem fast nur aus US-Studien. Es sind erschreckende Fakten. So erkennen bereits Dreijährige im Schnitt 100 Markenlogos und verlangen, kaum können sie sprechen, nach bestimmten Marken. Mit seinem Buch möchte Martin Lindstrom dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Doch das ist wohl nur eine fromme Hoffnung.
Besprochen von Johannes Kaiser
Martin Lindstrom: Brandwashed – Was du kaufst, bestimmen die anderen
Campus Verlag 2012
378 Seiten, 24,99 Euro
Dass wir dennoch darauf reinfallen, hat viele Gründe. Die professionellen Verführer appellieren an das Unterbewusstsein, an Gefühle und Instinkte, bedienen sich skrupellos der neusten Erkenntnisse der Hirnforschung.
So weiß man, dass Föten durch das Essen der Mütter bestimmte Geschmacksempfindungen mitbekommen. Eine indonesische Bonbonmarke hat daraufhin schwangeren Frauen gratis ihre Produkte zur Verfügung gestellt. Gleichzeitig führte das Unternehmen eine Kaffeesorte ein, die so wie die Bonbons schmeckte. Resultat: der Kaffe wurde gerade bei Kindern ein Riesenerfolg. Sie lieben den Geschmack und schreiende Neugeborene lassen sich durch einen Schluck dieses Kaffees rasch beruhigen.
Es sind nicht zuletzt solche perversen Missbräuche, die Martin Lindstrom veranlasst haben, sein Buch zu schreiben. Er möchte den mündigen Verbraucher, der weiß, mit welchen Methoden ihn die Werbung zu fangen versucht. Entsprechend klar und deutlich formuliert er seine Kritik. Auch wenn bisweilen eine gewisse Bewunderung für die raffinierten Psychotricks durchschimmert.
Die Firmen verstehen es perfekt, ihre Produkte mit Wohlbefinden, Selbstsicherheit, Beliebtheit und Bewunderung aufzuladen. Sie versprechen Glück, Schönheit und Eleganz, soziales Ansehen. Die Marke wird zum Statussymbol stilisiert, vor allem wenn es gelingt, Prominente als Werbeträger zu gewinnen.
Die Werbebranche jongliert zudem geschickt mit Urängsten wie der Furcht vor gefährlichen Keimen oder vor einem Überfall, einem Unfall. Sie weckt Schuldgefühle, malt unterschwellig Schreckensvisionen. Insbesondere die verlogenen Gesundheitsversprechen der Lebensmittelindustrie ärgern den Autor – für Deutschland allerdings kein neues Thema.
Jeder Verbraucher möchte im Supermarkt frische Produkte erwerben. Da kleben auf Marmeladengläsern Papierstreifen, die Unberührtheit signalisieren sollen. Dabei steht die Marmelade bereits seit acht Monaten im Regal. In Soundlaboren ist sogar ausgetüftelt worden, wie ein beruhigendes Knacken zu klingen hat, wenn man ein Glas öffnet.
Nachteilig ist, dass der Autor vor allem amerikanische Produkte anführt, die hierzulande nur wenige kennen. Lindstrom zitiert zudem fast nur aus US-Studien. Es sind erschreckende Fakten. So erkennen bereits Dreijährige im Schnitt 100 Markenlogos und verlangen, kaum können sie sprechen, nach bestimmten Marken. Mit seinem Buch möchte Martin Lindstrom dieser Entwicklung Einhalt gebieten. Doch das ist wohl nur eine fromme Hoffnung.
Besprochen von Johannes Kaiser
Martin Lindstrom: Brandwashed – Was du kaufst, bestimmen die anderen
Campus Verlag 2012
378 Seiten, 24,99 Euro