Wie wollen wir leben?
Der Hamburger Stadtteil Wilhelmsburg gilt als vernachlässigt, geprägt von Armut und Arbeitslosigkeit. Die Internationale Bauausstellung IBA soll die Lebensverhältnisse im Viertel verbessern - und den sozialen Wandel auf der Elbinsel einleiten. Doch die Menschen vor Ort sind skeptisch.
Die Viertklässler toben durch die Sporthalle. Seit ein paar Wochen nutzt die Grundschule Rotenhäuser Damm in Hamburg-Wilhelmsburg die Halle im neuen Sprach- und Bewegungszentrum. Durch die Oberlichter in der bunten Decke dringt Licht, die Wände sind zum Teil mit Filz gedämmt, es riecht noch ganz neu. Sportlehrer und Schulleiter Ole Junker trommelt die Kinder zusammen, dann spielen alle gemeinsam ein Spiel: Jeder muss sich ein Stück Stoff in die Hose stecken, das Ziel: den anderen den Stoff abjagen.
Das Sprach- und Bewegungszentrum mit der Turnhalle ist im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA entstanden. Für Ole Junker ein echter Gewinn für Wilhelmsburg:
"Nicht nur, weil wir eine neue Turnhalle haben, sondern mit dem Sprach- und Bewegungszentrum eine neue Idee aufgreifen, Sprachanlässe zu schaffen. Die Sprachstandserhebungen zeigen uns, dass die Kinder hier aus dem Stadtteil aus bildungsfernen Familien kommen, das heißt, Zuhause gibt es zu wenig Sprachanreize, so dass wir ganz viele Zugänge suchen zu den Kindern, um diesen Wortschatz zu vergrößern. Und das nicht nur im klassischen Deutschunterricht, sondern jetzt auch mal ganz neu Sprache und Bewegung miteinander zu vernetzen."
Gleich neben der Turnhalle, im anderen Teil des Gebäudes, betritt Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA, das Foyer im Erdgeschoss. Ein Tresen aus Holz ist schon für den Café-Betrieb installiert. Hellweg freut sich über die gelungene Architektur.
"Die Offenheit und die Freundlichkeit und dieses Empfangen-Werden. Also, schon wenn man hier in diesen lichtdurchfluteten Raum reinkommt, oder wenn wir jetzt hier ein paar Schritte weitergehen, wenn man jetzt zur Rechten diese Treppe, die ja fast so etwas darstellt wie die Ränge in einem Theater – es ist ja so ein bisschen wie ein Amphitheater, und es ist so ganz anders, als man normalerweise Sporteinrichtungen kennt. Die sind ja immer sehr nüchtern, sehr kalt."
Das Sprach- und Bewegungszentrum mit der Turnhalle ist im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA entstanden. Für Ole Junker ein echter Gewinn für Wilhelmsburg:
"Nicht nur, weil wir eine neue Turnhalle haben, sondern mit dem Sprach- und Bewegungszentrum eine neue Idee aufgreifen, Sprachanlässe zu schaffen. Die Sprachstandserhebungen zeigen uns, dass die Kinder hier aus dem Stadtteil aus bildungsfernen Familien kommen, das heißt, Zuhause gibt es zu wenig Sprachanreize, so dass wir ganz viele Zugänge suchen zu den Kindern, um diesen Wortschatz zu vergrößern. Und das nicht nur im klassischen Deutschunterricht, sondern jetzt auch mal ganz neu Sprache und Bewegung miteinander zu vernetzen."
Gleich neben der Turnhalle, im anderen Teil des Gebäudes, betritt Uli Hellweg, Geschäftsführer der IBA, das Foyer im Erdgeschoss. Ein Tresen aus Holz ist schon für den Café-Betrieb installiert. Hellweg freut sich über die gelungene Architektur.
"Die Offenheit und die Freundlichkeit und dieses Empfangen-Werden. Also, schon wenn man hier in diesen lichtdurchfluteten Raum reinkommt, oder wenn wir jetzt hier ein paar Schritte weitergehen, wenn man jetzt zur Rechten diese Treppe, die ja fast so etwas darstellt wie die Ränge in einem Theater – es ist ja so ein bisschen wie ein Amphitheater, und es ist so ganz anders, als man normalerweise Sporteinrichtungen kennt. Die sind ja immer sehr nüchtern, sehr kalt."
Einladen, nicht überwältigen
Hellweg steigt die Treppe hinauf in den ersten Stock. Oben steht er vor einem großen Panoramafenster mit Blick in die Turnhalle. Rechts und links bieten Seminarräume Platz beispielsweise für Sprachkurse. Das Sprach- und Bewegungszentrum ist mit viel Holz und einer Fassade aus Abbruchsteinen gebaut worden - für eine Internationale Bauausstellung fast ein wenig unscheinbar. Die Ästhetik, sagt Hellweg, habe es hier aber gar nicht nötig aufzutrumpfen.
"Und gerade hier in Wilhelmsburg, das ist alles so eine gediegene Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts, und wenn jetzt hier irgend so ein aufgeregter Knaller daher käme, würden die Leute das gar nicht verstehen. Die würden das auch gar nicht gut finden. Sie wollen eingeladen, aber nicht überwältigt werden."
Neben dem Sprach- und Bewegungszentrum sind in Wilhelmsburg mehrere neue Bildungsprojekte entstanden: Das "Tor zur Welt" zum Beispiel, dort sind unter anderem eine Schule, ein Umweltzentrum, Beratungsstellen und ein Elterncafé untergebracht. Oder das Mediadock: Mit Computerräumen, einem Tonstudio und Übungsräumen für Tanz und Theater ist ein Ort für Medienbildung und Medienkommunikation entstanden.
Bildung ist ein Schwerpunktthema der IBA, aber es geht auch um Klimawandel und die Frage: Wie wollen wir in Zukunft wohnen und arbeiten? Mit mehr als 60 Projekten will die IBA Hamburg zusammen mit der Internationalen Gartenschau - igs - auf den Elbinseln einen sozialen Wandel einleiten. Die Elbinsel Wilhelmsburg und ihre kleine Schwester, die Veddel, sollen attraktiver gemacht werden. Ökologische Bauprojekte werden gezeigt, wie zum Beispiel ein Haus mit einer Algenfassade. Die sogenannten Waterhouses thematisieren nachhaltiges Wohnen auf dem Wasser. Die IBA will im Wettbewerb der Metropolen im 21. Jahrhundert punkten.
"Das sind die drei großen Themen, die die Städte heute beschäftigen, ein soziales Thema, wie kann man sich Wohnen in der Stadt überhaupt leisten, wie kann man das Abdriften ganzer Stadtteile ins Prekariat verhindern, das zweite große Thema: Wie geht man mit dem Klimawandel um, und das dritte große Thema: Wo wachsen unsere Städte wieder, ohne in die Peripherie zu gehen?"
Wilhelmsburg ist die größte Flussinsel Europas und liegt zwischen Norder- und Süderelbe. Der Stadtteil galt lange Jahre als vernachlässigt. 50.000 Menschen aus 40 Nationen leben hier, jeder zweite Bewohner hat Wurzeln im Ausland. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, ebenso die Zahl der Schulabbrecher. Der Norden von Wilhelmsburg ist geprägt von Industrie und Hafen. Große Verkehrsachsen durchziehen den Stadtteil von Nord nach Süd.
"Und gerade hier in Wilhelmsburg, das ist alles so eine gediegene Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts, und wenn jetzt hier irgend so ein aufgeregter Knaller daher käme, würden die Leute das gar nicht verstehen. Die würden das auch gar nicht gut finden. Sie wollen eingeladen, aber nicht überwältigt werden."
Neben dem Sprach- und Bewegungszentrum sind in Wilhelmsburg mehrere neue Bildungsprojekte entstanden: Das "Tor zur Welt" zum Beispiel, dort sind unter anderem eine Schule, ein Umweltzentrum, Beratungsstellen und ein Elterncafé untergebracht. Oder das Mediadock: Mit Computerräumen, einem Tonstudio und Übungsräumen für Tanz und Theater ist ein Ort für Medienbildung und Medienkommunikation entstanden.
Bildung ist ein Schwerpunktthema der IBA, aber es geht auch um Klimawandel und die Frage: Wie wollen wir in Zukunft wohnen und arbeiten? Mit mehr als 60 Projekten will die IBA Hamburg zusammen mit der Internationalen Gartenschau - igs - auf den Elbinseln einen sozialen Wandel einleiten. Die Elbinsel Wilhelmsburg und ihre kleine Schwester, die Veddel, sollen attraktiver gemacht werden. Ökologische Bauprojekte werden gezeigt, wie zum Beispiel ein Haus mit einer Algenfassade. Die sogenannten Waterhouses thematisieren nachhaltiges Wohnen auf dem Wasser. Die IBA will im Wettbewerb der Metropolen im 21. Jahrhundert punkten.
"Das sind die drei großen Themen, die die Städte heute beschäftigen, ein soziales Thema, wie kann man sich Wohnen in der Stadt überhaupt leisten, wie kann man das Abdriften ganzer Stadtteile ins Prekariat verhindern, das zweite große Thema: Wie geht man mit dem Klimawandel um, und das dritte große Thema: Wo wachsen unsere Städte wieder, ohne in die Peripherie zu gehen?"
Wilhelmsburg ist die größte Flussinsel Europas und liegt zwischen Norder- und Süderelbe. Der Stadtteil galt lange Jahre als vernachlässigt. 50.000 Menschen aus 40 Nationen leben hier, jeder zweite Bewohner hat Wurzeln im Ausland. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, ebenso die Zahl der Schulabbrecher. Der Norden von Wilhelmsburg ist geprägt von Industrie und Hafen. Große Verkehrsachsen durchziehen den Stadtteil von Nord nach Süd.
Autobahnkreuze, Sondermüll, Containerlager
Nach der Sturmflut 1962 wollte die Stadt die Elbinsel als Siedlungsgebiet aufgeben. Stadtentwicklung fand nördlich der Elbe statt. In Wilhelmsburg und auf der Veddel wurde schließlich abgeladen, was keiner haben wollte: Autobahnkreuze, eine Sondermülldeponie, Containerlager, Hochhaussiedlungen. Die Bürger wehrten sich. Sie riefen schließlich vor mehr als zehn Jahren die Zukunftskonferenz Wilhelmsburg ins Leben und machten Vorschläge zur Entwicklung des Stadtteils. Sie wollten bessere Schulen für ihre Kinder, familienfreundliche Wohnungen, die Beseitigung von Altlasten. Schließlich setzte Hamburg zum sogenannten "Sprung über die Elbe" an. Die IBA und die Internationale Gartenschau sollen dabei helfen, sagt Hamburgs Oberbaudirektor Jörn Walter.
"Dieses Projekt ‚Sprung über die Elbe‘ ist ein langfristiges Stadtentwicklungsprojekt, endlich diese Verknüpfung zwischen dem Hamburger Süden und Norden hinzubekommen, aber auch das Potenzial, was wir mit Wilhelmsburg und der Veddel haben, zu erschließen, und diese beiden Großausstellungen haben wir gewählt, um dieser Entwicklung einen sichtbaren Schub zu geben."
100 Millionen Euro investiert die Stadt in die IBA. Auch Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau setzt große Hoffnung in die Ausstellung. Vor allem das Bildungsthema liegt ihr am Herzen und das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen im Stadtteil.
"Wir entwickeln diesen Stadtteil neu und weiter. Erst mal für die Menschen, die hier leben. Die bekommen außerordentlich schöne Schulen und Begegnungszentren, wo sie sich treffen und austauschen können. Darüber hinaus wird es so sein, dass wir neue Schulen für junge Familien bieten werden. Und das eingerahmt in einen neuen Park."
Jutta Blankau will, dass neuer Raum geschaffen wird für Arbeit, Wohnen und Freizeit.
"Dieses Projekt ‚Sprung über die Elbe‘ ist ein langfristiges Stadtentwicklungsprojekt, endlich diese Verknüpfung zwischen dem Hamburger Süden und Norden hinzubekommen, aber auch das Potenzial, was wir mit Wilhelmsburg und der Veddel haben, zu erschließen, und diese beiden Großausstellungen haben wir gewählt, um dieser Entwicklung einen sichtbaren Schub zu geben."
100 Millionen Euro investiert die Stadt in die IBA. Auch Stadtentwicklungssenatorin Jutta Blankau setzt große Hoffnung in die Ausstellung. Vor allem das Bildungsthema liegt ihr am Herzen und das Zusammenleben der verschiedenen Kulturen im Stadtteil.
"Wir entwickeln diesen Stadtteil neu und weiter. Erst mal für die Menschen, die hier leben. Die bekommen außerordentlich schöne Schulen und Begegnungszentren, wo sie sich treffen und austauschen können. Darüber hinaus wird es so sein, dass wir neue Schulen für junge Familien bieten werden. Und das eingerahmt in einen neuen Park."
Jutta Blankau will, dass neuer Raum geschaffen wird für Arbeit, Wohnen und Freizeit.
Ein Flakbunker wird zum Kraftwerk
Nur ein paar Hundert Meter entfernt vom neuen Sprach- und Bewegungszentrum befindet sich ein Flakbunker aus dem Zweiten Weltkrieg. Das Riesen-Bauwerk, mehr als 40 Meter hoch, ist schon von Weitem sichtbar. Im Rahmen der IBA wurde der Bunker entkernt, Arbeiter haben tonnenweise Schutt heraus transportiert. Jetzt versorgt er als Energiebunker 3000 Wohnungen mit Warmwasser und Heizung. Der Bunker, sagt IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg, sei eines der Leuchtturmprojekte der Bauausstellung.
"Uns war es wichtig, dieses Denkmal einer militärischen Ideologie überzuführen in ein ziviles Bauwerk. Dann war eben die zündende Idee, hier ein Kraftwerk draus zu machen, wir haben dann einen 2000 Kubikmeter großen Wassertank eingebaut, der auch schon funktioniert. Das Wasser in diesem Wassertank wird praktisch erwärmt durch Solarthermie, durch ein Blockheizkraftwerk und durch die Abwärme eines Industriebetriebes, und man muss sich das so vorstellen, dass dieser Wassertank wie ein Pufferspeicher wirkt."
Ruth Lenz und Dirk Holm wohnen direkt neben dem Bunker. Wenn sie vor ihrem Reihenhaus stehen, müssen sie den Kopf ein wenig in den Nacken legen, um den oberen Rand des Bunkers im Blick zu haben.
"Ich finde ihn nicht bedrohlich, sondern eher, so: Nie wieder Krieg - so als Mahnmal. Dass er jetzt anders genutzt wird, finde ich auch positiv, aber ich finde eben auch gut, dass er nicht abgebrochen worden ist."
"Für die Wilhelmsburger ist es ein wichtiges Symbol, das Gebäude, immerhin haben angeblich bis zu 30.000 Leute Schutz gefunden im Krieg, unsere Nachbarn, da gibt es durchaus welche, die als Kinder da selber drin gesessen und gezittert haben. Außerdem ist der natürlich gut erkennbar – ein markanter Identifikationspunkt."
Jetzt bekommt der Bunker für Besucher eine Aussichtsplattform, ein Café und eine Dauerausstellung zur Geschichte des Gebäudes. Allerdings: Der Erinnerungsaspekt kommt nach Meinung von Dirk Holm zu kurz.
"Wir hatten gehofft, dass wir ein Dokumentationszentrum bekommen mit einem Besucherzentrum, wo wir auch Schulklassen empfangen können und man sich ein bisschen intensiver mit der Geschichte beschäftigen kann. Das findet leider nicht statt. Aus Geldmangel."
"Uns war es wichtig, dieses Denkmal einer militärischen Ideologie überzuführen in ein ziviles Bauwerk. Dann war eben die zündende Idee, hier ein Kraftwerk draus zu machen, wir haben dann einen 2000 Kubikmeter großen Wassertank eingebaut, der auch schon funktioniert. Das Wasser in diesem Wassertank wird praktisch erwärmt durch Solarthermie, durch ein Blockheizkraftwerk und durch die Abwärme eines Industriebetriebes, und man muss sich das so vorstellen, dass dieser Wassertank wie ein Pufferspeicher wirkt."
Ruth Lenz und Dirk Holm wohnen direkt neben dem Bunker. Wenn sie vor ihrem Reihenhaus stehen, müssen sie den Kopf ein wenig in den Nacken legen, um den oberen Rand des Bunkers im Blick zu haben.
"Ich finde ihn nicht bedrohlich, sondern eher, so: Nie wieder Krieg - so als Mahnmal. Dass er jetzt anders genutzt wird, finde ich auch positiv, aber ich finde eben auch gut, dass er nicht abgebrochen worden ist."
"Für die Wilhelmsburger ist es ein wichtiges Symbol, das Gebäude, immerhin haben angeblich bis zu 30.000 Leute Schutz gefunden im Krieg, unsere Nachbarn, da gibt es durchaus welche, die als Kinder da selber drin gesessen und gezittert haben. Außerdem ist der natürlich gut erkennbar – ein markanter Identifikationspunkt."
Jetzt bekommt der Bunker für Besucher eine Aussichtsplattform, ein Café und eine Dauerausstellung zur Geschichte des Gebäudes. Allerdings: Der Erinnerungsaspekt kommt nach Meinung von Dirk Holm zu kurz.
"Wir hatten gehofft, dass wir ein Dokumentationszentrum bekommen mit einem Besucherzentrum, wo wir auch Schulklassen empfangen können und man sich ein bisschen intensiver mit der Geschichte beschäftigen kann. Das findet leider nicht statt. Aus Geldmangel."
Wie geht es nach den Ausstellungen weiter?
Dirk Holm und seine Frau Ruth Lenz engagieren sich seit Jahren für ihren Stadtteil – sie sind im Verein "Zukunft Elbinsel Wilhelmsburg" aktiv. Der Verein hat im vergangenen Herbst ein Buch herausgebracht mit dem Titel: "Eine starke Insel mitten in der Stadt. Bürgerengagement in Wilhelmsburg und auf der Veddel als Motor der Stadtentwicklung". Zahlreiche Bürger schildern ihre Erfahrungen mit der jahrelangen Bürgerbeteiligung in Wilhelmsburg – darunter Aktionen für mehr Radwege und gegen die Ansiedlung von weiteren Industrie- und Gewerbegebieten. Sie erinnern an die Spreehafenfeste am nördlichen Rand von Wilhelmsburg, wo einst der Zollzaun den Zugang zum südlichen Hafenrand versperrte, der Anfang des Jahres schließlich abgerissen wurde. Und sie schildern Protestparaden gegen die geplante Hafenquerspange, eine Autobahn durch den Süden ihres Stadtteils.
In seinem Vorwort schreibt Dirk Holm: Es beweise sich immerzu aufs Neue, die Experten ihrer ureigenen Anliegen seien die Bürgerinnen und Bürger als Antriebskraft der Stadtentwicklung. Die IBA, sagt er, habe trotz Beteiligungsverfahren die Bürger bei vielen Entscheidungen nicht mitgenommen. Er findet es zwar gut, dass Bildung ein Schwerpunktthema ist, die IBA habe viele Vorschläge der Wilhelmsburger aufgenommen. Aber:
"Auch nach den Ausstellungen muss unbedingt viel Energie investiert werden, damit die Investitionen einen Sinn ergeben. Wir reden über das Mediadock, das Sprach- und Bewegungszentrum, bei beiden ist die Finanzierung bis 2014 gesichert und keiner weiß, wie es danach weitergeht. Und das ist eine große Befürchtung, dass da zwar tolle Hüllen hingestellt werden, die aber gar nicht genutzt werden, weil das Geld für Personal und Unterhalt fehlt."
Seine Frau Ruth Lenz blickt als Gärtnermeisterin mit gemischten Gefühlen auf das Gartenschau-Gelände. "In 80 Gärten um die Welt" – mit diesem Slogan wirbt die igs. Viele gute Ideen seien entstanden, so Lenz. Sie kritisiert aber, dass für die Ausstellung Kleingärtner vertrieben und viele alte Bäume gefällt worden seien.
"Es ist ein sportlastiger Park geworden, wo viel Fläche auch richtig versiegelt worden ist, damit die Skater da skaten können. Es ist recht einseitig. Wir wissen ja auch nicht, wie das hinterher gepflegt wird. Es wird zum Teil rückgebaut, da ist die Frage, wie sieht das hinterher aus."
Was passiert, wenn IBA und die Gartenschau im Herbst ihre Pforten schließen? Viele Wilhelmsburger, sagt Dirk Holm, seien verunsichert.
"Das Gefühl ist weit verbreitet, dass die Mehrzahl der Projekte der IBA nicht für die lokale Bevölkerung gemacht worden sind. Ich glaube, dass die Hoffnungen sehr stark waren in dieser Richtung, und dass die jetzt enttäuscht werden."
In seinem Vorwort schreibt Dirk Holm: Es beweise sich immerzu aufs Neue, die Experten ihrer ureigenen Anliegen seien die Bürgerinnen und Bürger als Antriebskraft der Stadtentwicklung. Die IBA, sagt er, habe trotz Beteiligungsverfahren die Bürger bei vielen Entscheidungen nicht mitgenommen. Er findet es zwar gut, dass Bildung ein Schwerpunktthema ist, die IBA habe viele Vorschläge der Wilhelmsburger aufgenommen. Aber:
"Auch nach den Ausstellungen muss unbedingt viel Energie investiert werden, damit die Investitionen einen Sinn ergeben. Wir reden über das Mediadock, das Sprach- und Bewegungszentrum, bei beiden ist die Finanzierung bis 2014 gesichert und keiner weiß, wie es danach weitergeht. Und das ist eine große Befürchtung, dass da zwar tolle Hüllen hingestellt werden, die aber gar nicht genutzt werden, weil das Geld für Personal und Unterhalt fehlt."
Seine Frau Ruth Lenz blickt als Gärtnermeisterin mit gemischten Gefühlen auf das Gartenschau-Gelände. "In 80 Gärten um die Welt" – mit diesem Slogan wirbt die igs. Viele gute Ideen seien entstanden, so Lenz. Sie kritisiert aber, dass für die Ausstellung Kleingärtner vertrieben und viele alte Bäume gefällt worden seien.
"Es ist ein sportlastiger Park geworden, wo viel Fläche auch richtig versiegelt worden ist, damit die Skater da skaten können. Es ist recht einseitig. Wir wissen ja auch nicht, wie das hinterher gepflegt wird. Es wird zum Teil rückgebaut, da ist die Frage, wie sieht das hinterher aus."
Was passiert, wenn IBA und die Gartenschau im Herbst ihre Pforten schließen? Viele Wilhelmsburger, sagt Dirk Holm, seien verunsichert.
"Das Gefühl ist weit verbreitet, dass die Mehrzahl der Projekte der IBA nicht für die lokale Bevölkerung gemacht worden sind. Ich glaube, dass die Hoffnungen sehr stark waren in dieser Richtung, und dass die jetzt enttäuscht werden."
Manche fürchten, dass arme Bewohner verdrängt werden
Die Angst geht um, dass die IBA wohlhabende Menschen nach Wilhelmsburg zieht, der Stadtteil schick wird und die Mieten teuer, was am Ende die Alteingesessenen verdrängt. Oberbaudirektor Jörn Walter beruhigt. Die Ängste seien unbegründet.
"Wir verfolgen das ja regelmäßig mit einer Sozialstruktur-Untersuchung in jedem Jahr. Das werden wir auch weiterführen, weil wir natürlich schon auch aufpassen müssen, dass das nicht passiert. Aber bisher muss man sagen, solche Entwicklungen haben wir in Wilhelmsburg bisher nicht. Dennoch: Wir müssen wachsam sein und sollten dann auch gegebenenfalls frühzeitig, das ist meine Auffassung, eine soziale Erhaltungsverordnung erlassen, um da auch einen Schutzschirm über Wilhelmsburg zu legen."
Wohnen heißt bleiben, so lautet das Motto von IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg. Das habe man mit dem Weltquartier bewiesen – ein Modellprojekt für interkulturelles Wohnen. Für 1500 Menschen wurden Wohnungen saniert. Die Häuser haben neue Dachstühle bekommen, die Wohnungen wurden mit Balkonen und Loggien erweitert und auf den neuesten energetischen Stand gebracht. Die Warmmiete, so Hellweg, habe sich insgesamt nur um acht Cent pro Quadratmeter erhöht.
"Die stärkste Kraft einer Bauausstellung ist der Ort. Wir sind ja keine Messe, die irgendwo ein paar Musterhäuschen hinsetzt, sondern wir haben einen Ort als Thema. Und die Themen, die der Ort Wilhelmsburg gebiert, die sind einfach unheimlich aktuell und stark. Das ist das große Thema des neuen Wachstums, wo wachsen die Städte wieder. In den ganzen Gründerzeitvierteln finden Sie aber keinen Platz mehr, die sind sowieso schon hip und teuer, die ganzen Prenzlauer Bergs und Schanzes dieser Erde, also brauchen wir in der Stadt die Räume, die bislang im Schatten standen."
Gabriela Christmann vom Institut für Regionalplanung und Stadtentwicklung in Leipzig erforscht die Wirkung von Bauausstellungen. Eine IBA, sagt sie, versuche Räume "umzucodieren". Menschen würden veranlasst, neu über Lebensräume nachzudenken. Die Soziologin ist überzeugt, dass sich die IBA Hamburg die richtigen Themen am richtigen Ort gesucht hat. Eine IBA müsse den Spagat zwischen internationalen und lokalen Ansprüchen leisten.
"Einerseits möchte die IBA Großes vollbringen und eine gewisse Aufmerksamkeit auch in der Welt erreichen. Und sie muss international agieren, muss sich ausrichten an den Standards, die auch weltweit gesetzt werden, und das tut sie ja auch. Sie ist ein Innovationsakteur, und Innovationen kann man einerseits im Kleinen bauen, aber man muss sie eigentlich auch im Großen bauen, damit sie sich ausbreiten können in der Welt. Und das ist eine große Aufgabe, die die IBA hat. Auf der anderen Seite muss sie sich, um erfolgreich zu sein, vor Ort auch verankern."
"Wir verfolgen das ja regelmäßig mit einer Sozialstruktur-Untersuchung in jedem Jahr. Das werden wir auch weiterführen, weil wir natürlich schon auch aufpassen müssen, dass das nicht passiert. Aber bisher muss man sagen, solche Entwicklungen haben wir in Wilhelmsburg bisher nicht. Dennoch: Wir müssen wachsam sein und sollten dann auch gegebenenfalls frühzeitig, das ist meine Auffassung, eine soziale Erhaltungsverordnung erlassen, um da auch einen Schutzschirm über Wilhelmsburg zu legen."
Wohnen heißt bleiben, so lautet das Motto von IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg. Das habe man mit dem Weltquartier bewiesen – ein Modellprojekt für interkulturelles Wohnen. Für 1500 Menschen wurden Wohnungen saniert. Die Häuser haben neue Dachstühle bekommen, die Wohnungen wurden mit Balkonen und Loggien erweitert und auf den neuesten energetischen Stand gebracht. Die Warmmiete, so Hellweg, habe sich insgesamt nur um acht Cent pro Quadratmeter erhöht.
"Die stärkste Kraft einer Bauausstellung ist der Ort. Wir sind ja keine Messe, die irgendwo ein paar Musterhäuschen hinsetzt, sondern wir haben einen Ort als Thema. Und die Themen, die der Ort Wilhelmsburg gebiert, die sind einfach unheimlich aktuell und stark. Das ist das große Thema des neuen Wachstums, wo wachsen die Städte wieder. In den ganzen Gründerzeitvierteln finden Sie aber keinen Platz mehr, die sind sowieso schon hip und teuer, die ganzen Prenzlauer Bergs und Schanzes dieser Erde, also brauchen wir in der Stadt die Räume, die bislang im Schatten standen."
Gabriela Christmann vom Institut für Regionalplanung und Stadtentwicklung in Leipzig erforscht die Wirkung von Bauausstellungen. Eine IBA, sagt sie, versuche Räume "umzucodieren". Menschen würden veranlasst, neu über Lebensräume nachzudenken. Die Soziologin ist überzeugt, dass sich die IBA Hamburg die richtigen Themen am richtigen Ort gesucht hat. Eine IBA müsse den Spagat zwischen internationalen und lokalen Ansprüchen leisten.
"Einerseits möchte die IBA Großes vollbringen und eine gewisse Aufmerksamkeit auch in der Welt erreichen. Und sie muss international agieren, muss sich ausrichten an den Standards, die auch weltweit gesetzt werden, und das tut sie ja auch. Sie ist ein Innovationsakteur, und Innovationen kann man einerseits im Kleinen bauen, aber man muss sie eigentlich auch im Großen bauen, damit sie sich ausbreiten können in der Welt. Und das ist eine große Aufgabe, die die IBA hat. Auf der anderen Seite muss sie sich, um erfolgreich zu sein, vor Ort auch verankern."
In den kommenden Jahren präsentieren sich Heidelberg und Basel
Gabriela Christmann kritisiert, in Hamburg habe man sich nicht genügend Zeit für die Bauausstellung genommen. In nur sechs Jahren sind die Projekte entstanden, einige sind noch nicht fertiggestellt.
"Weil eigentlich Umcodierung von Räumen nur stattfinden kann, wenn die Bevölkerung mitgeht. Wenn neue Identifikationsprozesse angeschoben werden. Identität, das ist ein kulturelles Konstrukt, das entsteht in langen Zeiten und ändert sich auch nur in langen Rhythmen."
Ein Beispiel für eine gelungene IBA ist nach Ansicht von Christmann die IBA Emscher Park. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hatte 1989 die Bauausstellung ins Leben gerufen mit dem Ziel, eine alte Industrieregion ökologisch und ökonomisch umzubauen. Neue Radwege entstanden und beispielhafte Parks. Aber vor allem wurden ehemalige Industriegebäude zu Veranstaltungsorten umfunktioniert. Die Industriekultur ist mittlerweile ein Markenzeichen der Region.
Weltweit werden künftig immer mehr Menschen in Städten wohnen - Stadtplanung und Stadtentwicklung ist nicht nur in Hamburg ein wichtiges Thema. Noch nie, sagt IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg, habe es so viele Initiativen für eine Internationale Bauausstellung gegeben. Heidelberg und Basel wollen sich in den kommenden Jahren präsentieren. In Heidelberg wird das Thema Wissenschaft im Fokus stehen. Basel wirbt für eine trinationale Ausstellung unter dem Motto: "Au-delà des frontières, ensemble - Gemeinsam über Grenzen wachsen". Eine Internationale Bauausstellung, so Hellweg, sei eben weit mehr als ein paar neue Häuser zu präsentieren.
"Wenn es in der deutschen Baukultur ein Format gibt, wo man ganzheitlich denken kann, dann ist das das Format der Internationalen Bauausstellung."
Auch die Bürger in Wilhelmsburg wollen ganzheitlich denken. Sie interessieren sich aber vor allem dafür, wie Armut und Arbeitslosigkeit der Bewohner bekämpft werden können. Außerdem hat die IBA ihrer Meinung nach die Verkehrsplanung in Wilhelmsburg zu wenig berücksichtigt.
"Da stehen die Container, davor ist der Veringkai, dahinten ist die Bonifatius-Kirche, dahinten ist das Krankenhaus Groß Sand mit der Reha-Klinik."
"Weil eigentlich Umcodierung von Räumen nur stattfinden kann, wenn die Bevölkerung mitgeht. Wenn neue Identifikationsprozesse angeschoben werden. Identität, das ist ein kulturelles Konstrukt, das entsteht in langen Zeiten und ändert sich auch nur in langen Rhythmen."
Ein Beispiel für eine gelungene IBA ist nach Ansicht von Christmann die IBA Emscher Park. Die Landesregierung in Nordrhein-Westfalen hatte 1989 die Bauausstellung ins Leben gerufen mit dem Ziel, eine alte Industrieregion ökologisch und ökonomisch umzubauen. Neue Radwege entstanden und beispielhafte Parks. Aber vor allem wurden ehemalige Industriegebäude zu Veranstaltungsorten umfunktioniert. Die Industriekultur ist mittlerweile ein Markenzeichen der Region.
Weltweit werden künftig immer mehr Menschen in Städten wohnen - Stadtplanung und Stadtentwicklung ist nicht nur in Hamburg ein wichtiges Thema. Noch nie, sagt IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg, habe es so viele Initiativen für eine Internationale Bauausstellung gegeben. Heidelberg und Basel wollen sich in den kommenden Jahren präsentieren. In Heidelberg wird das Thema Wissenschaft im Fokus stehen. Basel wirbt für eine trinationale Ausstellung unter dem Motto: "Au-delà des frontières, ensemble - Gemeinsam über Grenzen wachsen". Eine Internationale Bauausstellung, so Hellweg, sei eben weit mehr als ein paar neue Häuser zu präsentieren.
"Wenn es in der deutschen Baukultur ein Format gibt, wo man ganzheitlich denken kann, dann ist das das Format der Internationalen Bauausstellung."
Auch die Bürger in Wilhelmsburg wollen ganzheitlich denken. Sie interessieren sich aber vor allem dafür, wie Armut und Arbeitslosigkeit der Bewohner bekämpft werden können. Außerdem hat die IBA ihrer Meinung nach die Verkehrsplanung in Wilhelmsburg zu wenig berücksichtigt.
"Da stehen die Container, davor ist der Veringkai, dahinten ist die Bonifatius-Kirche, dahinten ist das Krankenhaus Groß Sand mit der Reha-Klinik."
Die Verkehrssituation ist ein ungelöstes Problem
Manuel Humburg gehört zu denjenigen, die vor zehn Jahren Vorschläge für die Entwicklung Wilhelmsburgs gemacht haben. Jetzt steht der Allgemeinmediziner an einem Kanal. Auf der einen Seite stapeln sich Container, auf der anderen Seite stehen Wohnhäuser und ein Krankenhaus. Das passt für viele Bürger nicht zusammen. Die IBA, sagt er, habe noch keine befriedigende Antwort gegeben auf die Frage, wie man künftig Hafen, Industrie und Wohnen für die Menschen vor Ort lebenswert gestalten kann.
"Hier wird das, was man als Hafen-Stadt-Konflikt hat, deutlich sichtbar. Die Stadt hat beides, Hafen und Stadt. Die Frage ist: Wie geht man mit diesem Konflikt um? Dass das spannende Räume sind, das ist nicht die Frage. Stadtplaner sagen, solche Räume im Herzen einer Stadt, die kann man nicht fürs Containerstapeln nutzen."
Dazu kommt die Verkehrssituation, ein ungelöstes Problem im Stadtteil. Noch durchziehen Bahnschienen und eine Bundesstraße, die Wilhelmsburger Reichsstraße, die Elbinsel von Nord nach Süd. Die Straße soll an die Bahn verlegt werden, damit künftig nur noch eine Trasse den Stadtteil durchschneidet. Noch offen ist zudem Frage nach der Ausgestaltung einer Autobahnverbindung. Die geplante Hafenquerspange soll die A7 im Westen mit der A1 im Osten verbinden, mitten durch den Süden von Wilhelmsburg. Unter dem Motto "Zukunftsplan statt Autobahn" sind die Wilhelmsburger in den vergangenen Jahren immer wieder gegen diese Pläne auf die Straße gegangen.
In zahlreichen Diskussionsveranstaltungen haben Vertreter der Stadt, der Bürger und auch der IBA über die Verkehrssituation gestritten, ebenso über den, wie Humbug sagt, Hafen-Stadt-Konflikt. Uli Hellweg zieht einen Vergleich mit der IBA Berlin in den 1980er Jahren: Damals ging es unter anderem darum, die durch Krieg und Mauerbau weitgehend zerstörte Innenstadt zu sanieren und die Altbaubestände zu erneuern. Heute, sagt Hellweg, müsse man Gründerzeitviertel nicht mehr rehabilitieren, sie seien längst zu begehrten Vierteln in den Städten geworden.
"Wir müssen uns jetzt um die Bruchkanten der Stadt kümmern. Aufgelassene Gewerbegebiete, Mülldeponien, um die Deichanlagen, die ehemaligen großen Güterbahnhöfe, darum müssen wir uns kümmern, daraus wieder Stadt machen."
Die IBA Hamburg will diesen Prozess anstoßen. Oberbaudirektor Jörn Walter will aus Wilhelmsburg ein Musterbeispiel von Wohnen am Wasser machen. Er schwärmt vom maritimen Gefühl in Hamburg und von großen Chancen, die Wilhelmsburg biete, die Nähe von Wohnen und Industrie inbegriffen.
"Die Wahrheit ist ja, in der Vergangenheit haben wir diese Räume deswegen negativ gesehen, weil wir gesagt haben, diese Probleme sind nicht zu lösen, das ist ja furchtbar. Und wir sind mit der IBA angetreten, und auch mit der igs, zu zeigen, dass das anders geht, und vielleicht sehr reizvoll organisiert werden kann."
Die Stadt hat einen Planungsprozess gemeinsam mit den Bürgern vor Ort in Gang gesetzt, für die Zeit nach der IBA und der igs. Manuel Humbug aber bleibt skeptisch:
"Wir beschäftigen uns mit den sozialen Herausforderungen seit Jahrzehnten, wir wissen schon, was wir hier brauchen. Für mich ist die Frage des Gebrauchswertes für die Menschen die entscheidende."
Die Stadt hat sich Großes vorgenommen. Neue Projekte wie das Sprach- und Bewegungszentrum sind wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer besseren Zukunftsperspektive für die Kinder und Jugendlichen. Eine Umcodierung des Stadtteils aber, das wird in Hamburg-Wilhelmsburg deutlich, kann nur dann gelingen, wenn sich die Bürger nicht mehr abgehängt fühlen, sondern wirklich eingeladen werden, mitzuentscheiden.
"Hier wird das, was man als Hafen-Stadt-Konflikt hat, deutlich sichtbar. Die Stadt hat beides, Hafen und Stadt. Die Frage ist: Wie geht man mit diesem Konflikt um? Dass das spannende Räume sind, das ist nicht die Frage. Stadtplaner sagen, solche Räume im Herzen einer Stadt, die kann man nicht fürs Containerstapeln nutzen."
Dazu kommt die Verkehrssituation, ein ungelöstes Problem im Stadtteil. Noch durchziehen Bahnschienen und eine Bundesstraße, die Wilhelmsburger Reichsstraße, die Elbinsel von Nord nach Süd. Die Straße soll an die Bahn verlegt werden, damit künftig nur noch eine Trasse den Stadtteil durchschneidet. Noch offen ist zudem Frage nach der Ausgestaltung einer Autobahnverbindung. Die geplante Hafenquerspange soll die A7 im Westen mit der A1 im Osten verbinden, mitten durch den Süden von Wilhelmsburg. Unter dem Motto "Zukunftsplan statt Autobahn" sind die Wilhelmsburger in den vergangenen Jahren immer wieder gegen diese Pläne auf die Straße gegangen.
In zahlreichen Diskussionsveranstaltungen haben Vertreter der Stadt, der Bürger und auch der IBA über die Verkehrssituation gestritten, ebenso über den, wie Humbug sagt, Hafen-Stadt-Konflikt. Uli Hellweg zieht einen Vergleich mit der IBA Berlin in den 1980er Jahren: Damals ging es unter anderem darum, die durch Krieg und Mauerbau weitgehend zerstörte Innenstadt zu sanieren und die Altbaubestände zu erneuern. Heute, sagt Hellweg, müsse man Gründerzeitviertel nicht mehr rehabilitieren, sie seien längst zu begehrten Vierteln in den Städten geworden.
"Wir müssen uns jetzt um die Bruchkanten der Stadt kümmern. Aufgelassene Gewerbegebiete, Mülldeponien, um die Deichanlagen, die ehemaligen großen Güterbahnhöfe, darum müssen wir uns kümmern, daraus wieder Stadt machen."
Die IBA Hamburg will diesen Prozess anstoßen. Oberbaudirektor Jörn Walter will aus Wilhelmsburg ein Musterbeispiel von Wohnen am Wasser machen. Er schwärmt vom maritimen Gefühl in Hamburg und von großen Chancen, die Wilhelmsburg biete, die Nähe von Wohnen und Industrie inbegriffen.
"Die Wahrheit ist ja, in der Vergangenheit haben wir diese Räume deswegen negativ gesehen, weil wir gesagt haben, diese Probleme sind nicht zu lösen, das ist ja furchtbar. Und wir sind mit der IBA angetreten, und auch mit der igs, zu zeigen, dass das anders geht, und vielleicht sehr reizvoll organisiert werden kann."
Die Stadt hat einen Planungsprozess gemeinsam mit den Bürgern vor Ort in Gang gesetzt, für die Zeit nach der IBA und der igs. Manuel Humbug aber bleibt skeptisch:
"Wir beschäftigen uns mit den sozialen Herausforderungen seit Jahrzehnten, wir wissen schon, was wir hier brauchen. Für mich ist die Frage des Gebrauchswertes für die Menschen die entscheidende."
Die Stadt hat sich Großes vorgenommen. Neue Projekte wie das Sprach- und Bewegungszentrum sind wichtige Bausteine auf dem Weg zu einer besseren Zukunftsperspektive für die Kinder und Jugendlichen. Eine Umcodierung des Stadtteils aber, das wird in Hamburg-Wilhelmsburg deutlich, kann nur dann gelingen, wenn sich die Bürger nicht mehr abgehängt fühlen, sondern wirklich eingeladen werden, mitzuentscheiden.