Kathedrale Notre-Dame

Wiederaufbau als Symbol der Hoffnung

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Die Kathedrale Notre-Dame in Paris mit Baugerüsten.
Bei Grabungen unter der Kathedrale Notre-Dame gab es ein paar kunsthistorische Überraschungen. © imago-images / Future Image / Robert Schmiegelt
Barbara Schock-Werner im Gespräch mit Elena Gorgis · 14.04.2022
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Vor drei Jahren zerstörte ein Brand große Teile der Kathedrale Notre-Dame in Paris. Der ambitionierte Zeitplan zur Wiedereröffnung 2024 kann möglicherweise nicht ganz eingehalten werden, sagt die Architektin Barbara Schock-Werner.
Riesig war das Entsetzen weltweit als heute vor drei Jahren ein Großbrand die weltberühmte Kathedrale Notre-Dame in Paris stark beschädigte.
Der französische Präsident Emmanuel Macron versprach einen sehr schnellen Wiederaufbau zum Frühjahr 2024. Für diesen gaben allein die französischen Spender 850 Millionen Euro aus. Aber auch in Deutschland wurde gespendet.

Deutsche Glasrestaurier-Tradition ist hilfreich

Das Ausmaß der damaligen Zerstörung sei zwar erheblich gewesen, aber nicht so katastrophal wie zuerst angenommen, sagt die Architektin Barbara Schock-Werner. Die ehemalige Kölner Dombaumeisterin ist Koordinatorin der deutschen Wiederaufbauhilfe.
Auf ihr Betreiben hin wurden vier Fenster von Notre-Dame nach Deutschland gebracht und in der Kölner Dombauhütte restauriert.

Nach einem Besuch in Paris war mir klar, dass es schwierig werden würde, deutsche Handwerker auf die Baustelle zu schicken, aber einfach nur Geld überweisen wollten wir nicht. Und weil Deutschland eine große Tradition und Erfahrung in Glasrestaurierung hat, habe ich vorgeschlagen, dass Deutschland sich an der Restaurierung dieser Fenster beteiligt.

Architektin Barbara Schock-Werner

Feuchtigkeit macht Probleme

Momentan arbeite man in Notre-Dame darauf hin, dass zumindest der Innenraum im Frühjahr oder Frühsommer 2024 wieder betretbar wird. "Ich weiß aber nicht, ob da auch schon der gesamte Dachstuhl und der Vierungsturm fertig sind. Das Gebäude ist von den Löscharbeiten noch sehr nass und es sicher länger dauern, bis alles trocken ist. Vielleicht wird es in ein paar Jahren eine zweite Restaurierungsphase geben, wenn die Feuchtigkeit aus den Wänden raus ist", sagt Schock-Werner.

Auch der deutsche Kunsthistoriker Stephan Albrecht ist regelmäßig an der Baustelle und begleitet die Rekonstruktion wissenschaftlich. Er berichtet von sensationellen kunsthistorischen Funden bei Grabungen unter der Vierung der Kathedrale , darunter Steinsarkophage und Fragmente einer Bühne aus dem 13. Jahrhundert.

Aufgrund dieser Funde würde sie es begrüßen, wenn man sich mehr Zeit nehmen würde, um die Kathedrale genauer zu erforschen und ihr vielleicht noch mehr Geheimnisse zu entlocken, sagt Schock-Werner. "Aber das gibt der Zeitplan nicht hier. Das ist schon bedauerlich."
Ein Wiederaufbau symbolisiere für die Menschen immer auch Hoffnung, sagt sie. "Notre-Dame ist so ein Symbol, das muss einfach wieder hergestellt werden." Die Wiederherstellung in der alten Form sei sowohl eine denkmalpflegerische als auch eine pragmatische Entscheidung gewesen, denn bei einer neuen Form mit neuen Materialien hätte man mit weit mehr als fünf Jahren rechnen müssen.
(rja)
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