Wiedereröffnung des Rodin-Museums in Paris

"Rodins Sprache ist der menschliche Körper"

Skulptur im Rodin-Museum Paris
Rodins Original-Skulpturen, wie hier "The Whistler Muse", sind im wiedereröffneten Rodin-Museum in Paris zu sehen. © picture alliance / dpa / Foto: Yoan Valat
Von Kerstin Gallmeyer |
Nach dreijähriger Umbauarbeit sind im Pariser Rodin-Museum Rodins Meisterwerke "Der Kuss", "Die Bürger von Calais" und andere Skulpturen zu bewundern. Auch Zeichnungen von seiner langjährigen Schülerin und Geliebten Camille Claudel sind zu sehen.
Zwei Liebende, küssen sich, nackt und innig umschlungen auf einem Felssockel sitzend. Die Hand des Mannes ruht auf der Hüfte der Frau. Das Meisterwerk Auguste Rodins mit dem Namen "Der Kuss" erstrahlt zur Wiedereröffnung des Museums in einem lang nicht mehr gesehen Schneeweiß. Viele Stunden haben die Restauratorinnen damit verbracht, die von Staub und Zeit etwas angedunkelte Skulptur wieder auf Hochglanz zu bringen. Alles für die Neu-Eröffnung des Hôtel Biron. Drei Jahre lang wurde die Rokoko-Villa mit dem idyllischen Garten mitten in Paris für 16 Millionen Euro von Grund auf renoviert. Die Präsentation der Werke wurde gleich mit überarbeitet, erzählt die Direktorin des Museums Catherine Chevillot:
"Der Besucher, der jetzt wieder ins Museum kommt, wird die Werke viel besser sehen. Dank der Einrichtung, die komplett neu überdacht worden ist. Und dank eines Lichtkonzepts, dass es in Europa nun zum ersten Mal gibt. Das Licht lässt sich sehr fein einstellen. Sodass man zum Beispiel nicht von Spotlights geblendet wird. Oder dass es nicht zu grell ist, wenn es draußen dunkel ist. Es kann sich an die Lichtverhältnisse anpassen."
Um die jetzt 640 ausgestellten Skulpturen, Gemälde und Zeichnungen ins bestmögliche Licht zu rücken, haben auch die Wände neue Farben bekommen. Statt wie vormals in Weiß und Hellrosa sind viele der 18 Säle nun in einem diskreten Taupe-Ton, einem warmen Grau gestrichen, eine Farbe, die extra für das Rodin-Museum angemischt wurde. Außerdem hat man jede Menge Gips-Plastiken des Künstlers aus dem Lager geholt, die vorher noch nicht im Museum zu sehen waren und die nun restauriert wurden, erklärt Direktorin Chevillot.
"Es ist ein vollständigerer Rodin. Nicht nur mit Marmor- und Bronze-Skulpturen, die die Leute ja bereits ziemlich gut kennen. Sondern auch viele Arbeiten aus Gips und Terrakotta, weil die beiden Materialen zu den wichtigsten von Rodin gehören."
20 Jahre Arbeit am "Höllentor"
Gerade die Gips-Plastiken, die oft als Modelle oder Formen gedient haben, zum Beispiel bei der Entstehung des berühmten Höllentors, sollen die Bedeutung des Schaffensprozesses in Rodins Arbeit zeigen.
Rodin hat an einem Projekt wie dem Höllentor mehr als 20 Jahre lang gearbeitet", unterstreicht Clémence Goldberger, die das Ausstellungskonzept mit erarbeitet hat.
"Das bedeutet, dass der gesamte kreative Prozess, zu dem beim Höllentor mehr als 200 Charaktere gehören, Rodins gesamtes Werk zur Sprache bringt. Er überarbeitet es nochmal, fügt neue Gruppen hinzu oder entfernt welche. Man folgt also der Entstehung des Werks."
Die Besucher, so wünscht es sich die Museums-Direktion, sollen das Hôtel Biron, in dem der Künstler von 1908 an weilte, nicht nur als Museum betrachten, sondern auch den Geist Rodins spüren. Ein Raum wurde deshalb als eine Art Kuriositäten-Kabinett mit einem Teil aus Rodins eigener Kunstsammlung originalgetreu wieder hergerichtet. Auch 60 Werke aus seiner Gemäldesammlung, zu denen auch Van Goghs und Monets gehören, hängen an den Wänden. Die Faszination, die Rodin schon zu Lebzeiten ausübte, hat sich bis heute gehalten – und das in der ganzen Welt. So erlebt es die Museumsdirektorin Catherine Chevillot immer wieder auf ihren Reisen.
"Rodins Sprache ist der menschliche Körper. Ich glaube, das spricht jeden an. Er versucht, die Bewegung auszudrücken, gleichzeitig aber auch das Innere des Menschen. Er war fasziniert von den menschlichen Leidenschaften. Das sieht man an seinem Höllentor. Und ich glaube, genau das spricht wiederum alle Menschen an, denn von diesen Leidenschaften werden wir alle durchströmt."
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