Wiedergeburt der Bräuche und Sitten

Von Blanka Weber |
Während der Europeade präsentiert sich jeweils eine europäische Region mit traditionellem Tanz, althergebrachter Musik und volkstümlichen Trachten. In diesem Jahr ist Thüringen an der Reihe.
Der kleine Ort Wechmar hat sich rausgeputzt. Das historische, liebvoll sanierte Landhaus des einstigen Gothaer Hofmarschalls von Studnitz glänzt und ist mit Blumen geschmückt. Hier hat der Thüringer Landestrachtenverband seinen Sitz und Eva Kowalewsky ihren Arbeitsplatz. Im Hof probt eine thüringisch-niedersächsische Dudelsack-Gruppe für den Auftritt zur Europeade und Eva Kowalewsky zählt die Teilnehmerländer.

25 sind es insgesamt. Die weiteste Anreise hatte eine Gruppe aus Grönland. Wie man sich verständigen wird? Vermutlich nur mit Händen, Füßen und viel Charme:

Eva Kowalsewsky: "Und dieses Traditionelle, die Folklore, diese Tänze, die Musik, die Mundart, alles was dazu gehört, Chor, Gesang, das verbindet uns wahrscheinlich alle, die das lieben."

Sie zeigt die Dachkammer mit einigen hundert Kostümen, geschenkt oder gekauft für einen guten Preis:

"Wie viele hunderte Trachten das sind? Wir sind – wie sagt – noch am Archivieren."

Normalerweise trägt sie auch eine Tracht, ab heute in Gotha jedoch ein simples Veranstalter-T-Shirt wenn sich die Stadt 5 Tage lang den Trachten, der Folklore und den Volkstänzen widmet.

Modern wollen wir nicht sein, sagt Eva Kowalewsky, eher etwas altmodisch und meint das durchaus positiv:

"Wir wollen wirklich die Tradition bewahren, die traditionelle Volksmusik, die Trachten, wie sie Oma, Opa, Ur-Uroma getragen hat oder Opa. Wir wollen das Traditionelle erhalten. Wir haben nicht so sehr diesen Draht zu dem Moderneren. Wir sind halt ein bisschen altmodisch. Ich weiß es nicht."

Beim internationalen Folklore-Tanz-Festival Danetzare am vergangenen Wochenende in Erfurt haben vor allem Jugendliche teilgenommen. Auf der Bühne wirbelt eine moldawische Gruppe, Anna Hederich, eine Studentin aus Dresden zupft ihre sorbische Tracht für den Auftritt zurecht. Ihre Kommilitonen hätten kein Problem mit ihrem Hobby, im Gegenteil, sie seien:

" ... neugierig. Und viele wissen gar nicht, dass es das gibt. Unter Folklore wird sich gern so Volksmusik im einfachen Stil vorgestellt und wenn es dann wirklich um Folklore geht, dass es auch dann inhaltlich mehr ist als nur Humptata, das finden viele interessant, also dann geht’s auch: echt. Cool und so, da sind die dann recht interessiert."

Wenn es uns keinen Spaß machen würde, sagt ein junger Mann in Tracht aus Rudolstadt, wären wir nicht hier:

"Das Schöne ist eigentlich das Miteinander der Gruppen, das neue Leute kennen lernen, viele junge Leute kennen lernen, die Stadt an sich, die Bühnen in der Stadt, das Publikum."

Mit seiner Gruppe hat er eine Pfälzer Suite einstudiert, warum nicht? sagt er. Das ist für uns normal und es soll vor allem für’s Publikum interessant sein, gern auch mit modernen Elementen.