Wiedersehen der Ziellosen
Alle spielen Palmetshofer. So schnell wie der 30-jährige Österreicher hat lange kein Autor mehr Karriere gemacht. Sein zweites Stück "wohnen. unter glas" hat es bereits auf sechs Inszenierungen gebracht. Bei der Premiere am Schauspielhaus Bochum hat Katja Lauken Regie geführt.
Hoch hinaus zieht es Babsi, Jeani und Max. Sie suchen zwar verzweifelt und bislang vergeblich nach dem Zenith in ihrem Leben. Aber für ihr Wiedersehen haben sie sich ein Berghotel ganz hoch oben im sonnenbeschienenen ewigen Schnee ausgesucht. Vor Jahren haben sie in einer WG zusammen gelebt, in diffuser Aufbruchsstimmung und "irgendwie links", aber inzwischen haben sie sich aus den Augen verloren.
Das Wiedersehen, in das sie sich munter hineinplappern mit "Wie schön, dass du da bist", "du siehst toll aus" und "wie die Zeit vergeht" – dient es der Selbstvergewisserung, die im vertrauten Spiegel des anderen noch einmal die eigene Position bestimmen will? Ist es die Suche nach fast ganz verwischten und doch vielleicht zukunftsweisenden Spuren? Muss da noch ein Kampf der beiden Frauen um den Mann entschieden werden? Gibt es Fäden, die man zurückverfolgen und wieder anknüpfen könnte und die einen leiten würden durch die Orientierungslosigkeit der Gegenwart? Die Antwort ist "vielleicht", oder, um es mit einem Lieblingswort von Babsi, Jeani und Max zu sagen: "irgendwie".
Der 30-jährige Ewald Palmetshofer gilt als Autor seiner Generation: der Kinder der 68er, die Ideale und Ideologien hinter sich gelassen haben, sich schwertun, Ziele zu formulieren und sich festzulegen, durch lange Ausbildungszeiten und prekäre Jobverhältnisse das Erwachsenwerden hinauszögern, verschleppen, verpassen. Tragische Helden der Vergangenheit scheiterten daran, dass sie ihrem Selbstbild nicht genügten.
Palmetshofers Antihelden scheitern tragikomisch daran, dass sie erst gar keinen Entwurf von sich zustande bringen. In der Bochumer Aufführung gelingt es der Regisseurin Katja Lauken und den Darstellern Claude de Demo, Louisa Stroux und Marc Oliver Schulze unter der in Halbsätzen, Wiederholungen und Gedankensprüngen virtuos komponierten, rasant dahinschießenden und mit Paradoxien, Pointen und bizarren Wortmonstern amüsant aufpolierten Oberfläche des Textes das Vakuum spürbar zu machen und die Panik, mit der sich die Figuren dagegen wehren, dass diese Leere sie verschlingen könnte.
Das Leben verpassen beim Warten darauf, dass es doch endlich richtig anfangen müsste - davon handelt "wohnen. unter glas" und ist damit natürlich viel mehr als ein Generationenstück. Elegant, gekonnt und mit leichter Hand untersucht Ewald Palmetshofer, wo Anton Tschechows Themen im Heute zu finden sind. Kein Wunder, dass seine Stücke Stoff bieten zu immer neuen Interpretationen.
Das Wiedersehen, in das sie sich munter hineinplappern mit "Wie schön, dass du da bist", "du siehst toll aus" und "wie die Zeit vergeht" – dient es der Selbstvergewisserung, die im vertrauten Spiegel des anderen noch einmal die eigene Position bestimmen will? Ist es die Suche nach fast ganz verwischten und doch vielleicht zukunftsweisenden Spuren? Muss da noch ein Kampf der beiden Frauen um den Mann entschieden werden? Gibt es Fäden, die man zurückverfolgen und wieder anknüpfen könnte und die einen leiten würden durch die Orientierungslosigkeit der Gegenwart? Die Antwort ist "vielleicht", oder, um es mit einem Lieblingswort von Babsi, Jeani und Max zu sagen: "irgendwie".
Der 30-jährige Ewald Palmetshofer gilt als Autor seiner Generation: der Kinder der 68er, die Ideale und Ideologien hinter sich gelassen haben, sich schwertun, Ziele zu formulieren und sich festzulegen, durch lange Ausbildungszeiten und prekäre Jobverhältnisse das Erwachsenwerden hinauszögern, verschleppen, verpassen. Tragische Helden der Vergangenheit scheiterten daran, dass sie ihrem Selbstbild nicht genügten.
Palmetshofers Antihelden scheitern tragikomisch daran, dass sie erst gar keinen Entwurf von sich zustande bringen. In der Bochumer Aufführung gelingt es der Regisseurin Katja Lauken und den Darstellern Claude de Demo, Louisa Stroux und Marc Oliver Schulze unter der in Halbsätzen, Wiederholungen und Gedankensprüngen virtuos komponierten, rasant dahinschießenden und mit Paradoxien, Pointen und bizarren Wortmonstern amüsant aufpolierten Oberfläche des Textes das Vakuum spürbar zu machen und die Panik, mit der sich die Figuren dagegen wehren, dass diese Leere sie verschlingen könnte.
Das Leben verpassen beim Warten darauf, dass es doch endlich richtig anfangen müsste - davon handelt "wohnen. unter glas" und ist damit natürlich viel mehr als ein Generationenstück. Elegant, gekonnt und mit leichter Hand untersucht Ewald Palmetshofer, wo Anton Tschechows Themen im Heute zu finden sind. Kein Wunder, dass seine Stücke Stoff bieten zu immer neuen Interpretationen.