Eine Marionette Moskaus?
Wikileaks hat während des US-Wahlkampfs offenbar mehrfach Kontakt zum ältesten Sohn des Präsidenten, Donald Trump Jr., aufgenommen. Wurde die Enthüllungsplattform dabei von Russland beeinflusst? Eher nicht, glaubt der Journalist David Schraven - womöglich aber ausgenutzt.
Dass sich Russland in den US-Wahlkampf eingemischt und zu Gunsten von Donald Trump beeinflusst hat, steht für viele inzwischen außer Frage. Hat dabei auch Wikileaks eine Rolle gespielt und sich von Moskau instrumentalisieren lassen? Der älteste Sohn des US-Präsidenten jedenfalls hatte mehrfach Anfragen der Enthüllungsplattform erhalten, wie das US-Magazin "The Atlantic" jetzt offenlegte.
"Ich glaube nicht, dass Wikileaks selber manipulativen Einfluss wahrnimmt im Einfluss von anderen, die sind da schon eigengesteuert", sagt dazu der Journalist und Gründer des Recherchenetzwerks correctiv, David Schraven, über diese neue Wendung. Dennoch könne die Situation leicht manipuliert werden, "weil Julian Assange eine sehr unglückliche Rolle spielt und zum Sprachrohr für russische Propaganda geworden ist in den letzten zwei Jahren."
Russische Dienste haben ihre Chance erkannt
Schraven: "Der sitzt jetzt auch schon sehr lange da in der Botschaft und guckt die Wand an. Ich kann mir auch vorstellen, dass das etwas mit Menschen macht, dass man sich verändert, Gefühle entwickelt wie Hass und dass man dem anderen einfach schaden will. Und das sind halt Gefühle, die von Diensten wie dem vormaligen KGB, jetzt FSB, ausgenutzt werden können."
Wenn der russische Geheimdienst Material besitze, dass er ausspielen wolle - in diesem Fall über Hillary Clinton - dann sei Wikileaks ein möglicher Kanal dafür. Denn hier könne sich Moskau sicher sein, dass die Dokumente einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht würden. Eine direkte Zusammenarbeit bedeute das nicht. Die russischen Dienste hätten sich die Situation aber zu Nutze gemacht.
Entäuschung von Julian Assange als Einfallstor
Keinen Zweifel hat Schraven an der Furcht von Julian Assange vor einer Auslieferung an die USA und an seinem Willen der ehemaligen demokratischen Präsidentschaftsbewerberin und ihrer Partei zu schaden: "Das kann man ja auch überall nachlesen, wenn er sich zu Clinton oder Obama äußert - daraus spricht sehr großer Hass."