Unbekanntes Kapitel des Kolonialismus
Auch der afrikanische Kontinent war Schauplatz des von Europa ausgehenden Ersten Weltkriegs. Das Stück "The Head and the Load" des südafrikanischen Künstlers William Kentridge macht daraus großes - und bei der Ruhrtriennale - umjubeltes Theater.
In Duisburg hat am Donnerstagabend das nordrhein-westfälische Kulturfestival Ruhrtriennale begonnen. Zum Auftakt wurde das Stück des südafrikanischen Künstlers William Kentridge "The Head and the Load" ("Der Kopf und die Last") in der Kraftzentrale eines ehemaligen Hüttenwerks in Duisburg gezeigt. Es behandelt die Rolle Afrikas im Ersten Weltkrieg.
Als ein "ungeheuer ereignisreiches visuelles Spektakel" würdigt unsere Kritikerin Ulrike Gondorf die Inszenierung. Es geht in dem Stück um den Ersten Weltkrieg, der auch in den Kolonien tiefe Spuren hinterlassen hat. Viele tausend afrikanische Soldaten wurden jeweils von den Heeren der europäischen Mächte rekrutiert. Sie kämpften für die Kolonialherren, für Engländer, Franzosen oder Deutsche, und kamen zu Tausenden zu Tode.
Gondorf berichtet: "Kentridge erzählt von Todesursachen dieser Soldaten, erzählt davon, was die eigentlich zu tun hatten, die waren nämlich in erster Linie nicht Kämpfer, sondern Träger. Und dann wurden Lasten zerlegt, von denen wir uns gar keine Vorstellungen machen: ganze Schiffe, ganze Flugzeuge, die diese Leute tragen mussten."
"Berührt, aber in ein großes Durcheinander gestürzt"
Für den Betrachter bleibe es eine Herausforderung, "das alles zu sortieren und einem roten Faden zu folgen", doch die Geschichte fasziniere, meint unsere Kritikerin. Man bleibe am Ende überfordert und verwirrt, von ein paar Momenten berührt, auch in ein großes Durcheinander gestürzt, aber um ein Wissen reicher:
"Also Kentridge belichtet ein Kapitel der Geschichte, das mir zum Beispiel bisher vollkommen unbekannt gewesen ist."
Das Publikum bedachte das Musiktheater mit minutenlangem Applaus und großem Jubel.
Zuvor war die Ruhrtriennale von einem Streit um eine israelkritische Pop-Band bereits im Vorfeld ihrer Eröffnung überschattet worden. Die Band war von der Intendantin Stefanie Carp erst ein-, dann aus- und dann wieder eingeladen. Schließlich sagte die Band selbst ab.
Bei der Eröffnung habe diese Diskussion keine Rolle gespielt, sagt Gondorf. Im Gegenteil sei auch Intendantin Stefanie Carp mit demonstrativem Beifall bedacht worden.