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Wo Geiger von der Bratsche träumen
Sie spielt sich nicht in den Vordergrund, aber hier darf sie glänzen. Der britische Komponist William Walton schrieb der Bratsche ein Solokonzert – ein Meisterwerk des 20. Jahrhunderts, das prompt die Geiger auf den Plan rief…
Das Bratschenkonzert von William Walton (1902-1983) ist – ohne Übertreibung – das erste Konzert für Viola und Orchester des 20. Jahrhunderts. Und es hat die Pforten für dieses noch immer unterschätzte Instrument – wenn es um dessen Solistenrolle geht – weit aufgestoßen.
Die Idee zu einem großen Bratschenkonzert stammt von dem Dirigenten Thomas Beecham, der Walton vorschlug, dem berühmten Bratscher Lionel Tertis ein Werk zu schreiben, das es mit Violinkonzerten aufnehmen kann. Walton stellte die Komposition 1929 fertig, allerdings sah sich Tertis außerstande, das Konzert zu spielen – die Uraufführung übernahm kein Geringerer als Paul Hindemith.
Im Nebenberuf Bratschist
Der Erfolg des Konzerts machte die Geiger auf das Werk aufmerksam, und so gibt es bis heute fast ebenso viele Aufnahmen mit Geigern, die Bratsche spielen, als mit "hauptberuflichen" Bratschern. Doch spielen Geiger wie Yehudi Menuhin und Maxim Vengerov eigentlich wirklich Bratsche – nur weil sie dieses Konzert eben auf einer Bratsche realisieren müssen?
Acht Jahrzehnte Wohllaut
Was das Bratschenspiel ausmacht, ausmachen kann, ausmachen sollte, das wird in dieser Sendung erörtert anhand zahlreicher Aufnahmen aus verschiedenen Jahrzehnten. Die erste Aufnahme stammt aus dem Jahr 1937 mit dem britischen Bratscher Frederick Riddle (William Walton selbst ist der Dirigent), die jüngste unserer Auswahl aus dem Jahr 2018. Anspruch auf Vollständigkeit wird nicht erhoben. Zwei der wichtigen Solisten unserer Tage, Tabea Zimmermann und Antoine Tamestit, sind in Mitschnitten von Live-Konzerten zu erleben, beide haben bislang keine CD des Werkes produziert.
Für unseren Studiogast Harald Eggebrecht gehört das Konzert für Viola und Orchester von William Walton zu den großen Konzerten des 20. Jahrhunderts.