Windräder

Kleinanleger sind bald ausgeschlossen

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Der Hamburger Investor Cajus Richter vor einem Windrad im brandenburgischen Klein Woltersdorf © Deutschlandradio Kultur / Gerhard Richter
Von Gerhard Richter |
Eine Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz soll den Zugang zu Fördergeldern erschweren - und würde damit verhindern, dass sich Bürger an Windparkprojekten beteiligen. Im brandenburgischen Klein Woltersdorf gibt es noch ein Windrad, das Bürger mitfinanzieren.
Cajus Richter parkt seinen Audi direkt vor dem Windrad. Der Hamburger Investor schließt die grüne Stahltür auf, er hat die Kommanditisten zur Besichtigung eingeladen. Zehn Bürger gehen in den Turm, sehen sich ihre neugebaute Anlage von innen an. Richter zählt nochmal die Fakten auf.
"Eine Enercon E-92 mit 2,35 MW Nennleistung."
Turmhöhe 149 Meter, Rotordurchmesser 92 Meter. 4,5 Millionen Euro kostet so ein modernes Windrad. 80 Prozent hat die GLS-Bank finanziert, 20 Prozent die Bürger ringsum. Eine Seltenheit hier im nördlichen Brandenburg, wo fast ausschließlich potente Investoren von außerhalb die Windparks bauen und davon profitieren. Aber hier in Klein Woltersdorf, sollen auch mal die Bürger mitverdienen. Die Mindesteinlage war mit 1000 Euro extra niedrig angesetzt, erzählt Cajus Richter.
"Es sind viele abgesprungen, weil die einfach am Anfang gesagt haben, ja wir machen mit, aber dann als es zum Schwur kam, und die hätten Geld einzahlen müssen, dann haben sie doch den Steuerberater gefragt, einen Bekannten, und irgendeiner hatte immer etwas Schlechtes über Windkraft zu erzählen, dass die Prognosen nicht eingetroffen sind, und dann haben sie den Rückzieher gemacht."
Mutiger ist Torsten Müller aus dem nahegelegenen Perleberg. Der 52-jährige Ingenieur hat 6000 Euro hier angelegt, dafür ist er jetzt Teil der Energiewende. Torsten Müller:
"Wie man damit tatsächlich für sich selber den Strom erzeugen kann, mit so wenig Aufwand, mit so wenig technischem Aufwand, für mich schon beachtlich."

Bewerbung um Förderung kostet viel Zeit und Geld

Sechs Prozent Zinsen wurden ihm versprochen, über eine Laufzeit von 20 Jahren. Aber das ist ihm gar nicht so wichtig.
"Hab mir gedacht, ist vielleicht eine ganz gute Sache, wo man sich tatsächlich beteiligen kann, und fand das ganz interessant und wollt mal probieren, was man als Bürger damit erreichen kann."
Das war vermutlich die letzte Gelegenheit für Müller, als Kleinanleger in ein konkretes Windkraftprojekt zu investieren. Die Bedingungen werden schlechter, und schuld daran ist die Novelle des EEG, des erneuerbaren Energiegesetzes. Bisher bekam jeder Windkraftbetreiber die garantierte Förderung, bald nur noch der, der eine Ausschreibung gewinnt.
Im Nebenraum einer Gaststätte ist die erste Kommanditistenversammlung. Cajus Richter holt dicke Aktenordner aus dem Kofferraum. Technische Beschreibungen, Bedienungsanleitungen, Gutachten. Richter:
"Der Ertrag, der Wind, der Schallschutz, die Verschattung, Fledermäuse, Naturschutz, das füllt einige Ordner."
Und kostet Zeit und Geld. 120.000 Euro hat der Projektentwickler in die Planung gesteckt, zwei Jahre Arbeit hat das gekostet. So eine aufwändige Genehmigung braucht man in Zukunft, um sich bei der Bundesnetzagentur um die Förderung zu bewerben. Bekommt man den Zuschlag nicht, war die Planung umsonst, das Geld in den Sand gesetzt. Ein Risiko, das nur noch ein potenter Investor tragen kann. Und der braucht keine Bürger, meint Cajus Richter:
"Der wird so viel Geld da rein geben, der wird sich fragen, warum soll ich jetzt noch Bürger mit dazu nehmen. Das ist ja wie irgendwas verschenken. Deshalb glaub ich nicht, dass hier in der Gegend nochmal so ein Bürgerwindpark entsteht. "
Gerade noch an der Energiewende beteiligt, schon wieder draußen. Die EEG-Novelle fördert Wettbewerb und Effizienz, die direkte Bürgerbeteiligung bleibt auf der Strecke. Schade finden das die Kleinanleger. Und wollen im Sommer dennoch ein kleines Fest mit den Dorfbewohnern feiern. Direkt am letzten Bürgerwindrad von Kleinwoltersdorf.
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