Die Mutter der Nation
Die „Mutter der Nation“ wurde sie in Südafrika für ihre kompromisslosen Kampf gegen die Apartheid genannt. Ihre politische Laufbahn war von Leid, Unterdrückung und Folter, letztlich aber von großen Triumphen begleitet. Am 2. April ist die südafrikanische Freiheitskämpferin und Politikerin Winnie Madikizela-Mandela gestorben.
An einer Bushaltestelle in Soweto lernte sie mit 21 Jahren Nelson Mandela kennen – ein Jahr später heirateten die beiden. Politisch engagierte sie sich beim Afrikanischen Nationalkongress ANC. Als Nelson Mandela Mitte der 1960er Jahre verhaftet wurde, begann für Winnie eine schwere Zeit. Sie durfte ihren Mann nur selten besuchen, wurde überwacht, in die Einsamkeit verbannt, gefoltert und immer wieder verhaftet.
Begleitet von Skandalen
Aber Winnie Mandela hat sich nicht klein kriegen lassen. Je härter das Apartheidsregime gegen sie vorging, desto härter wurde auch sie.
Doch das Image der ehrenhaften Widerstandskämpferin bekam tiefe Kratzer, als die Jugendgang Mandela United Football Club, die Winnie als Leibwächter dienten, den 14jährigen Stompie Seipei entführten und ermordeten – weil er angeblich ein Polizeispitzel war. Über Winnie Mandelas Rolle in dem Mord wird bis heute spekuliert. Ein Gericht verurteilte sie wegen Entführung zu einer Bewährungs- und Geldstrafe.
Als Nelson Mandela 1990 freigelassen wurde, konnte Winnie Mandela nach 27 Jahren mit ihm Hand in Hand durch das Gefängnistor laufen – ein Triumph. Zwei Jahre später gab Nelson Mandela die Trennung von Winnie bekannt, weil sie auch nach seiner Freilassung zahlreiche Affären hatte. Weitere vier Jahre später wurde die Ehe geschieden.
Politische Überlebenskünstlerin
Danach geriet Winnie Madikizela-Mandela von einer Bredouille in die nächste: Wegen Korruption und Amtsmissbrauch wurde sie als Vizeministerin entlassen. Später wegen Betrug und Diebstahl zu einer fünfjährigen Gefängnisstrafe verurteilt, die auf Bewährung ausgesetzt wurde.
Nach dem Tod Nelson Mandelas lieferte sie sich einen hässlichen Erbstreit mit der Familie, weil sie nicht in seinem Testament berücksichtigt worden war. Politisch entpuppte sie sich aber als Überlebenskünstlerin. Bis zuletzt war sie Mitglied im ANC-Parteivorstand, sowie Parlamentsabgeordnete. In den letzten Jahren ist der Blick auf sie zunehmend verständnisvoller geworden.
Viele haben ihr ihre Fehler verziehen und sehen in ihr die Mutter der Nation – eine Rolle, mit der sie zeitlebens kokettiert hat.