Christian Graf von Krockow: Churchill. Eine Biographie des 20. Jahrhunderts
Hoffmann und Campe Verlag Hamburg, 2014
384 Seiten, 25,00 Euro
Hitlers weitsichtiger Gegenspieler
Staatsmann, Krieger, Literaturnobelpreisträger: Der britische Premier Winston Churchill war eine Schlüsselfigur des 20. Jahrhunderts. Eine Biografie und ein Band mit seinen Reden bringen den Politiker näher.
Er sei eine Schlüsselfigur des 20. Jahrhunderts gewesen, ein weitsichtiger Gegenspieler Josef Stalins und Adolf Hitlers. So sieht Christian Graf von Krockow den Politiker Winston Churchill. Über ihn hat er 1999 eine Biografie geschrieben, die nun neu aufgelegt wurde.
Churchill sei ein Liberaler gewesen, ein bürgerlicher Demokrat, der den Adelstitel ausgeschlagen habe, um seinen Sitz im Unterhaus nicht zu verlieren, der sich für Sozialpolitik einsetzte, weil Reformen rechtzeitig durchgeführt werden sollten, bevor Politiker zu Getriebenen würden.
Er sei aber auch ein Erzkonservativer gewesen, der als historisch Interessierter von den Erfahrungen mit der französischen Revolution geprägt war, dem deswegen politische Heilslehren – kommunistische wie nationalsozialistische – suspekt waren.
Und schließlich sei er als weitgereister Außenpolitiker immer auch ein Krieger gewesen, der neuere Feldzüge nur deswegen kritisiert habe, weil sie so vernichtend geführt worden seien, dass sie nicht mehr erlaubten, Politik mit anderen Mitteln fortzusetzen. Ihm sei es darum gegangen, Härte zu zeigen bis zum Sieg, aber anschließend dem Besiegten entgegenzugehen.
Als Fehler rechnet der deutsche Politologe dem britischen Premier an, dass er den Zweiten Weltkrieg mit den Bomben der Luftwaffe entscheiden wollte und dass er die Vertreibung von Volksgruppen in Osteuropa nicht rechtzeitig zu verhindern versuchte.
"Im Krieg – Entschlossenheit. Im Unglück – Standhaftigkeit. Im Sieg – Großmut. Im Frieden – Freundschaft." Diese Inschrift hat Winston Churchill für ein Denkmal in Frankreich getextet. Sie wurde aber dann doch nicht verwandt. Er zitiert sie in einem seiner zahlreichen Bücher, weil sie seine außenpolitischen Prinzipien umreißt.
Um sich aber nicht die 34-bändige Gesamtausgabe antun zu müssen, hat der Europa-Verlag Zürich Reden des britischen Politikers ausgewählt, die er zwischen 1938 und 1946 sowohl im Parlament als auch im Rundfunk gehalten hat.
Die Auswahl beginnt mit seiner Kritik am Münchner Abkommen und endet beim Vorschlag, eine Art Vereinigte Staaten von Europa zu errichten.
Winston Churchill: Reden in Zeiten des Krieges
Europa Verlag Zürich, 2014
320 Seiten, 15,00 Euro