Winter-Tourismus in der Schweiz

Kein Schnee? Geld zurück!

Auf einer schneebedeckten Landschaft stehen mehrere Skifahrer, im Vordergrund liegen Skier und Snowboards.
Die Schweiz lebt auch vom Tourismus und vom Wintersport - damit das so bleibt, locken die Schweizer jetzt unter anderem mit der Möglichkeit, ein Schnäppchen zu machen. © picture alliance / ZB/ Ralf Hirschberger
Von Dietrich Karl Mäurer |
Schweizer Skigebiete haben in den letzten Jahren viel investiert, um für Wintersportler attraktiv zu bleiben. Doch das Hochpreisimage der Schweiz schreckt viele Touristen ab. Nun sollen Gäste mit flexiblen Preisen angelockt werden.
Die Schweizer Skigebiete präsentieren sich derzeit als ein Winterparadies. Dennoch: Auch wenn man mit dem bisherigen Verlauf der Saison zufrieden ist, so haben die Tourismusbetriebe bei unseren südlichen Nachbarn gleich mehrere Probleme. Generell gibt es weniger Schnee, der teure Franken schreckt noch immer viele Urlauber ab und die Gäste, die kommen, zeigen ein verändertes Buchungsverhalten, sagt Christoph Zwann von Schweiz Tourismus: "Nun, der generelle Trend ist, dass die Aufenthalte kürzer geworden sind."
Immer häufiger werde zudem spontan gebucht, etwa in Abhängigkeit vom Wetter. Mit flexiblen Preissystemen versuchen die Schweizer Wintersportregionen gegenzusteuern. Christoph Zwaan: "Die Modelle sind schweizweit wirklich wie Pilze aus dem Boden geschossen. Es gibt schon sehr viele Destinationen. Ich würde mal schätzen: 30 Destinationen, die irgendwelche speziellen Preismodelle haben und wegkommen vom klassischen Tageskartentarif."

Tickets wie beim Fliegen

Flexible Preise für Skipässe, das funktioniert ganz ähnlich wie die Ticketpreise bei Fluggesellschaften. Jeder Kunde zahlt einen anderen Tarif, je nach Zeitpunkt der Buchung, abhängig von Angebot und Nachfrage.
Einer der Vorreiter ist Andermatt-Sedrun. Das zentralschweizer Skigebiet bietet in Zusammenarbeit mit einem Online-Ticketanbieter schon seit der vergangenen Saison solche dynamischen Preise an, erklärt der Sprecher der Skiarena Stefan Kern:
"Wir möchten mehr Gäste an frequenzschwachen Tagen ins Skigebiet bringen und wir möchten natürlich auch an den frequenzstarken Tagen eine höhere Wertschöpfung erzielen."
Das heißt: Nicht immer wird es für die Skifahrer billiger. Stefan Kern: "Es gibt grundsätzlich keine Maximalpreise, das liegt in der Natur des Systems. Aber man kann schon sagen, es wird kein Gast mehr als hundert Franken für ein Skiticket in der Skiarena Andermatt-Sedrun zahlen müssen."

Der Gast kann selbst den Preis bestimmen

Im Wallis in der Aletsch-Arena hat man sich für ein Preismodell entschieden, das auf die Zocker-Mentalität der Kunden setzt, erklärt Valentin König von der Aletsch Bahnen AG: "Es sieht so aus, dass der Gast selber ein Preisangebot hinterlegen kann. Wir haben dann im Hintergrund Limits gesetzt und können dann je nach Wetter, je nach kalendarischer Situation entscheiden, ob wir dieses Angebot annehmen oder nicht annehmen."
Für Aufmerksamkeit sorgt auch die Idee, die sich Engelberg am Dreitausender Titlis ausgedacht hat und die Tourismusdirektor Frédéric Füssenich anpreist: "Wir garantieren, dass man von November bis Ende Mai in Engelberg Skifahren kann, Schnee garantiert. Falls es nicht möglich sein sollte auf Grund von Schneemangel, bekommt man sein Geld zurück." Bislang wurde die Wette allerdings noch nicht verloren. Frederic Füssenich: "Kein einziges Mal."
Frédéric Füssenich steht in Engelberg vor Wohnhäusern. Im Hintergrund sind schneebedeckte Berge zu sehen.
Tourismusdirektor Frédéric Füssenich will den Kunden ihr Geld erstatten, wenn es keinen Schnee gibt.© Dietrich Karl Mäurer
Ob sich derart kreative Preissysteme, die in den USA Standard sind, auch in der Schweiz generell durchsetzen, lässt sich noch nicht sagen. Dafür sei das Angebot zu neu, heißt es von Schweiz Tourismus. Schon jetzt ist aber absehbar, dass immer mehr Skipässe über das Internet gebucht werden. Das spart Kosten für die Pistenbetreiber. Auch werden die Tickets zeitiger gekauft, um Preisvorteile zu nutzen. Doch dass das Skivergnügen so grundsätzlich günstiger wird, darf bezweifelt werden.
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