"Wir brauchen nichts Geringeres als eine solare Revolution"
Der 22-jährige Autor des Buches "Die Energiefalle", Wolfgang Gründinger, plädiert für einen kompletten Systemwechsel in der Energieversorgung. Da Rohstoffe auf der Erde zusehends knapper würden, seien schon jetzt geeignete Maßnahmen zu treffen. Neben der Förderung regenerativer Energien müssen man vor allem eine "Effizienzrevolution" vorantreiben, um den Energiebedarf erheblich zu senken.
König: Wolfgang Gründinger ist: 22 Jahre alt, studiert Politikwissenschaften, Soziologie und Volkswirtschaft in Regensburg; Er war Delegierter bei mehreren UN-Weltgipfeln, er ist Leiter der Landesumweltkommission der Jusos in Bayern, er ist der einzige deutsche Delegierte im Internationalen Jugendparlament, er zählt zu den international profiliertesten Aktivisten für Generationengerechtigkeit. Er hat zwei Bücher geschrieben, das erste mit 18 Jahren "Öko-Realismus/Die Krise der Umwelt und die Solare Revolution"; das zweite ist soeben erschienen "Die Energiefalle. Rückblick auf das Erdölzeitalter". Guten Tag, Herr Gründinger.
Gründinger: Guten Tag, Herr König.
König: Sie wollen mit Ihrem Buch "Dichtung von Wahrheit trennen". Sie wollen über "eine Ära des kollektiven Irrtums" aufklären und den "Weg in ein Industrielles Solarzeitalter" weisen. Auf das Erdölzeitalter werde man - so schreiben Sie - "in Zukunft mit Staunen zurückblicken und es als eine kurze Epoche in der Geschichte der Menschheit betrachten". Nun bestreitet wohl tatsächlich niemand, dass Rohöl eine endliche Ressource ist - darüber, wann dieses Ende erreicht werden wird, gehen die Meinungen aber erheblich auseinander. Was antworten Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen, ein Horrorszenario an die Wand zu malen?
Wolfgang Gründinger: Ach, da berufe ich mich gerne auf die Deutsche Bank, deren Forschungsabteilung jüngst selbst festgestellt hat, dass wir es anders als vor z. B. vierzig Jahren nicht mehr mit einem Schreckensgespenst zu tun haben, das von verrückten Umweltschützern oder korrumpierten Möchtegernsozialisten an die Wand gemalt wird. Nein, wir haben heute eine wirklich verschärfte Situation und wir wissen genau, wie viel wir noch an Rohstoffen auf unserer Erde haben und die Neufunde gehen seit über 30 Jahren permanent und sehr deutlich zurück.
Wir finden in dem Zeitraum, in dem wir ein Barrel Öl fördern, finden wir nur noch ein Viertel Barrel Öl, also wir finden nur noch ein Viertel dessen, was wir verbrauchen, im selben Zeitraum neu, daran wird sich auch nichts ändern lassen, wenn wir mehr Geld in die Erforschung neuer Lagerstätten stecken, denn Sie kennen das aus dem Fußball, Herr König, auch wenn man jetzt einen Spieler mit doppelt so viel Gehalt ausstatten, spielt er deswegen nicht doppelt so gut.
Nein, also wir haben es, leider muss man natürlich sagen, mit einem immer dramatischer werdenden Verschärfung an der Verknappung von Rohstoffen zu tun und deswegen führt gar kein anderer Weg daran vorbei, jetzt sofort zu setzen, nicht mehr auf begrenzte und ungerecht verteilte Rohstoffvorräte, sondern unbegrenzte und überall vorhandene erneuerbare Energien, wie die Sonne, wie den Wind, wie die Wasserkraft, wie die Biomasse.
König: Wie stellen Sie sich denn Ihren Weg in ein industrielles Solarzeitalter vor?
Gründinger: Wir brauchen konsequente Maßnahmen, um die erneuerbaren Energien zu fördern und wir brauchen genauso konsequente Maßnahmen, um die Effizienzrevolution voran zu treiben. Also Effizienz bedeutet, mit weniger Energie, mit weniger Materialverbrauch, den gleichen oder sogar mehr Wohlstand erzeugen. Das geht durch moderne Technologie.
Wir brauchen nicht mehr mit Spritfressern durch die Straßen fahren, wir brauchen auch nicht mehr, wenn wir die Heizung einschalten, für draußen heizen, sondern durch gute Wärmedämmung kann man erreichen, dass Häuser heute kaum noch Energie verbrauchen und diesen Rest an Energiebedarf, der dann noch übrig bleibt und das wird auch auf Grund eines wachsenden Bruttoinlandsprodukts, ja trotzdem noch einiges sein, kann man einhundertprozentig abdecken, durch erneuerbare Energiequellen, durch Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme und andere erneuerbare Energien.
Und da brauchen wir entschiedene politische Maßnahmen, auf diesem Weg dorthin. Zum einen wird es unabwendbar sein, das Erneuerbare Energiengesetz, das derzeit von den Konzernen unter Beschuss genommen wird, weiter konsequent fortzusetzen und nachzubessern, dort wo es erforderlich ist. Und zusätzlich brauchen wir einen Abbau der vielen atomaren Subventionen. Die fossilatomare Energieindustrie ist der größte Subventionsfall der Geschichte. Allein in Deutschland stecken wir jedes Jahr über vierzig Milliarden Euro in die fossilatomare Energieindustrie.
König: Im Moment hat Solarstrom in Deutschland einen verschwindend geringen Anteil von 0,2 Prozent und wird nach Schätzungen im Jahr 2020 nach Schätzungen, trotz mehrerer Millionen Euro Beihilfen, voraussichtlich nur anderthalb Prozent zur deutschen Stromversorgung beitragen können. Woher nehmen Sie Ihren Optimismus, dass die solare Revolution zu schaffen wäre? Wie viel Zeit setzten Sie überhaupt dafür an?
Gründinger: Das ist innerhalb weniger Jahrzehnte zu schaffen. Vor noch zehn Jahren haben die deutschen Stromkonzerne in einer bundesweiten und groß angelegten Anzeigenkampagne verkündet, ich zitiere jetzt mal: "Auch langfristig können wir nicht einmal vier Prozent unseres Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen decken".
Heute, zehn Jahre später, haben wir schon knapp zwölf Prozent unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien, also das dreifache dessen, was angeblich auch langfristig nicht hätte erreicht werden können. Jetzt zu der Zahl des Solarstroms, natürlich ist die Photovoltaik derzeit nur sehr gering am Stromverbrauch beteiligt und das wird sich auch in den kommenden Jahren ändern. Das liegt einfach daran, dass die Photovoltaik zurzeit noch etwas teuer ist.
König: Was machen Sie denn mit der Frage, der weltweiten Transportökonomie, bei denen die erneuerbaren Energien keinerlei Ersatz bieten für die fossilen Raffinerieprodukte, also Diesel, Benzin, Kerosin. Wie wollen Sie mit Solarkraft fliegen, Bahnfahren, Lastwagen, Schiffe bewegen?
Gründinger: Ach, das hat man vor einigen Jahrzehnten von der Atomkraft erwartet, dass die Atomkraft in Zukunft, Auto und Schiffe und Flugzeuge bewegt. Ich bin da realistisch, denn...
König: Aber das ist doch technisch gar nicht möglich.
Gründinger: Das ist natürlich nicht mit Photovoltaik zu beheben, aber mit biogenen Treibstoffen. Wir haben Biomethanol, Bioethanol, wir haben reines Rapsöl, wir haben auch veresterte Pflanzenöle...
König: Aber eine Boeing 747 können sie doch nicht mit Rapsöl betanken.
Gründinger: Nicht mit Rapsöl aber mit Bioethanolkraftstoffen oder auch mit solarem Wasserstoff. Das wird langfristig eine Perspektive sein. Die Treibstoffe sind natürlich das größte Problem vor dem wir stehen, weil es technisch noch sehr schwierig machbar ist. Aber die Forschung in diesem Bereich ist ja überhaupt noch nicht irgendwie in Gang gekommen. Ich kenne Leute, die befahren ihre Autos damit, aber die Motoren sind noch ungebaut, weil es noch keine Motoren gibt, die original damit fahren sollen.
König: Unser Land ist ja zu mehr als 75 Prozent Energieimporten abhängig. Um davon unabhängig zu werden setzten etliche vergleichbare Länder ganz und gar auf Atomstrom. Davon halten sie vermutlich gar nichts.
Gründinger: Gerade im Blickwinkel der Versorgungssicherheit halt ich davon gar nichts, weil wir Uran zu 98 Prozent importieren. Ich sehe die Logik dahinter nicht. Wenn wir importunabhängig werden wollen, dann müssen wir auf erneuerbare Energien umsteigen, denn die kommen vom Himmel.
König: Sie stellen im Vorwort Ihres Buches ein Zitat von Thomas S. Kuhn voran. Darin heißt es: "Fast immer waren die Menschen, die fundamentale Erfindung eines neuen Paradigmas vollbringen, entweder sehr jung oder ganz neu auf dem Gebiet, dessen Paradigma sie ändern". Nun sind Sie sehr jung, was unterscheidet denn Ihr Plädoyer für die erneuerbaren Energien, von dem, was, sagen wir mal, so vor zwanzig Jahren manch anderer umweltbewusster Zeitgenosse als Argument angeführt hat für die stärkere Nutzung alternativer Energien?
Gründinger: Nun ja, dass es hier um einen kompletten Paradigmenwandel geht, vor zwanzig Jahren hatte man sich noch gedacht und dran geglaubt, dass es nur mit einigen Schönheitsoperationen am gegenwärtigen System machbar ist. Heute ist das nicht mehr der Fall. Wir brauchen keine Kosmetik. Nur ein paar sparsamere Autos, nur ein paar Prozent mehr erneuerbare Energien, nur ein bisschen bessere Wärmedämmung, das alles reicht nicht aus. Wir brauchen einen kompletten Wandel, einen kompletten Systemwechsel, nichts Geringeres als eine solare Revolution, 100 Prozent erneuerbare Energie, was technisch und wirtschaftlich machbar ist. Und daran glauben sogar die Umweltbewegten heute noch nicht. Nicht einmal diejenigen, die damals in der Antiatombewegung aktiv waren, nicht einmal diejenigen, die sich heute noch die Ökologie auf die Fahnen schreiben, trauen sich zu, diesen Paradigmenwechsel offensiv zu fordern.
Also ich hoffe, dass ein junges Alter nicht dazu herangezogen wird, zu sagen, der Kerl kennt sich nicht aus, in seinen jungen Jahren hab ich das auch noch gefordert. Nein, wenn wir uns ankucken, wer die Paradigmenwechsel vollbringt, dann sind es entweder diejenigen, die sich auf diesem Gebiet noch überhaupt nicht auskannten, die Laien, die dann auf einmal völlig neue Denkmuster hineinbrachten, oder aber junge Leute, die einfach noch uneingenommen und noch mit einer Fähigkeit zur Vision an ein Thema heran gehen. Und ich glaube, das gleicht meine mangelnde Lebenserfahrung, die ich nun mit 21 nun noch nicht so ganz habe, wie ein 60-, 70-jähriger Professor, der noch zwei Doktortitel hinter seinem Professor stehen hat, doch wohl aus. Das hoffe ich zumindest.
Gründinger: Guten Tag, Herr König.
König: Sie wollen mit Ihrem Buch "Dichtung von Wahrheit trennen". Sie wollen über "eine Ära des kollektiven Irrtums" aufklären und den "Weg in ein Industrielles Solarzeitalter" weisen. Auf das Erdölzeitalter werde man - so schreiben Sie - "in Zukunft mit Staunen zurückblicken und es als eine kurze Epoche in der Geschichte der Menschheit betrachten". Nun bestreitet wohl tatsächlich niemand, dass Rohöl eine endliche Ressource ist - darüber, wann dieses Ende erreicht werden wird, gehen die Meinungen aber erheblich auseinander. Was antworten Sie Kritikern, die Ihnen vorwerfen, ein Horrorszenario an die Wand zu malen?
Wolfgang Gründinger: Ach, da berufe ich mich gerne auf die Deutsche Bank, deren Forschungsabteilung jüngst selbst festgestellt hat, dass wir es anders als vor z. B. vierzig Jahren nicht mehr mit einem Schreckensgespenst zu tun haben, das von verrückten Umweltschützern oder korrumpierten Möchtegernsozialisten an die Wand gemalt wird. Nein, wir haben heute eine wirklich verschärfte Situation und wir wissen genau, wie viel wir noch an Rohstoffen auf unserer Erde haben und die Neufunde gehen seit über 30 Jahren permanent und sehr deutlich zurück.
Wir finden in dem Zeitraum, in dem wir ein Barrel Öl fördern, finden wir nur noch ein Viertel Barrel Öl, also wir finden nur noch ein Viertel dessen, was wir verbrauchen, im selben Zeitraum neu, daran wird sich auch nichts ändern lassen, wenn wir mehr Geld in die Erforschung neuer Lagerstätten stecken, denn Sie kennen das aus dem Fußball, Herr König, auch wenn man jetzt einen Spieler mit doppelt so viel Gehalt ausstatten, spielt er deswegen nicht doppelt so gut.
Nein, also wir haben es, leider muss man natürlich sagen, mit einem immer dramatischer werdenden Verschärfung an der Verknappung von Rohstoffen zu tun und deswegen führt gar kein anderer Weg daran vorbei, jetzt sofort zu setzen, nicht mehr auf begrenzte und ungerecht verteilte Rohstoffvorräte, sondern unbegrenzte und überall vorhandene erneuerbare Energien, wie die Sonne, wie den Wind, wie die Wasserkraft, wie die Biomasse.
König: Wie stellen Sie sich denn Ihren Weg in ein industrielles Solarzeitalter vor?
Gründinger: Wir brauchen konsequente Maßnahmen, um die erneuerbaren Energien zu fördern und wir brauchen genauso konsequente Maßnahmen, um die Effizienzrevolution voran zu treiben. Also Effizienz bedeutet, mit weniger Energie, mit weniger Materialverbrauch, den gleichen oder sogar mehr Wohlstand erzeugen. Das geht durch moderne Technologie.
Wir brauchen nicht mehr mit Spritfressern durch die Straßen fahren, wir brauchen auch nicht mehr, wenn wir die Heizung einschalten, für draußen heizen, sondern durch gute Wärmedämmung kann man erreichen, dass Häuser heute kaum noch Energie verbrauchen und diesen Rest an Energiebedarf, der dann noch übrig bleibt und das wird auch auf Grund eines wachsenden Bruttoinlandsprodukts, ja trotzdem noch einiges sein, kann man einhundertprozentig abdecken, durch erneuerbare Energiequellen, durch Sonne, Wind, Wasser, Biomasse, Erdwärme und andere erneuerbare Energien.
Und da brauchen wir entschiedene politische Maßnahmen, auf diesem Weg dorthin. Zum einen wird es unabwendbar sein, das Erneuerbare Energiengesetz, das derzeit von den Konzernen unter Beschuss genommen wird, weiter konsequent fortzusetzen und nachzubessern, dort wo es erforderlich ist. Und zusätzlich brauchen wir einen Abbau der vielen atomaren Subventionen. Die fossilatomare Energieindustrie ist der größte Subventionsfall der Geschichte. Allein in Deutschland stecken wir jedes Jahr über vierzig Milliarden Euro in die fossilatomare Energieindustrie.
König: Im Moment hat Solarstrom in Deutschland einen verschwindend geringen Anteil von 0,2 Prozent und wird nach Schätzungen im Jahr 2020 nach Schätzungen, trotz mehrerer Millionen Euro Beihilfen, voraussichtlich nur anderthalb Prozent zur deutschen Stromversorgung beitragen können. Woher nehmen Sie Ihren Optimismus, dass die solare Revolution zu schaffen wäre? Wie viel Zeit setzten Sie überhaupt dafür an?
Gründinger: Das ist innerhalb weniger Jahrzehnte zu schaffen. Vor noch zehn Jahren haben die deutschen Stromkonzerne in einer bundesweiten und groß angelegten Anzeigenkampagne verkündet, ich zitiere jetzt mal: "Auch langfristig können wir nicht einmal vier Prozent unseres Strombedarfs aus erneuerbaren Energiequellen decken".
Heute, zehn Jahre später, haben wir schon knapp zwölf Prozent unseres Stromverbrauchs aus erneuerbaren Energien, also das dreifache dessen, was angeblich auch langfristig nicht hätte erreicht werden können. Jetzt zu der Zahl des Solarstroms, natürlich ist die Photovoltaik derzeit nur sehr gering am Stromverbrauch beteiligt und das wird sich auch in den kommenden Jahren ändern. Das liegt einfach daran, dass die Photovoltaik zurzeit noch etwas teuer ist.
König: Was machen Sie denn mit der Frage, der weltweiten Transportökonomie, bei denen die erneuerbaren Energien keinerlei Ersatz bieten für die fossilen Raffinerieprodukte, also Diesel, Benzin, Kerosin. Wie wollen Sie mit Solarkraft fliegen, Bahnfahren, Lastwagen, Schiffe bewegen?
Gründinger: Ach, das hat man vor einigen Jahrzehnten von der Atomkraft erwartet, dass die Atomkraft in Zukunft, Auto und Schiffe und Flugzeuge bewegt. Ich bin da realistisch, denn...
König: Aber das ist doch technisch gar nicht möglich.
Gründinger: Das ist natürlich nicht mit Photovoltaik zu beheben, aber mit biogenen Treibstoffen. Wir haben Biomethanol, Bioethanol, wir haben reines Rapsöl, wir haben auch veresterte Pflanzenöle...
König: Aber eine Boeing 747 können sie doch nicht mit Rapsöl betanken.
Gründinger: Nicht mit Rapsöl aber mit Bioethanolkraftstoffen oder auch mit solarem Wasserstoff. Das wird langfristig eine Perspektive sein. Die Treibstoffe sind natürlich das größte Problem vor dem wir stehen, weil es technisch noch sehr schwierig machbar ist. Aber die Forschung in diesem Bereich ist ja überhaupt noch nicht irgendwie in Gang gekommen. Ich kenne Leute, die befahren ihre Autos damit, aber die Motoren sind noch ungebaut, weil es noch keine Motoren gibt, die original damit fahren sollen.
König: Unser Land ist ja zu mehr als 75 Prozent Energieimporten abhängig. Um davon unabhängig zu werden setzten etliche vergleichbare Länder ganz und gar auf Atomstrom. Davon halten sie vermutlich gar nichts.
Gründinger: Gerade im Blickwinkel der Versorgungssicherheit halt ich davon gar nichts, weil wir Uran zu 98 Prozent importieren. Ich sehe die Logik dahinter nicht. Wenn wir importunabhängig werden wollen, dann müssen wir auf erneuerbare Energien umsteigen, denn die kommen vom Himmel.
König: Sie stellen im Vorwort Ihres Buches ein Zitat von Thomas S. Kuhn voran. Darin heißt es: "Fast immer waren die Menschen, die fundamentale Erfindung eines neuen Paradigmas vollbringen, entweder sehr jung oder ganz neu auf dem Gebiet, dessen Paradigma sie ändern". Nun sind Sie sehr jung, was unterscheidet denn Ihr Plädoyer für die erneuerbaren Energien, von dem, was, sagen wir mal, so vor zwanzig Jahren manch anderer umweltbewusster Zeitgenosse als Argument angeführt hat für die stärkere Nutzung alternativer Energien?
Gründinger: Nun ja, dass es hier um einen kompletten Paradigmenwandel geht, vor zwanzig Jahren hatte man sich noch gedacht und dran geglaubt, dass es nur mit einigen Schönheitsoperationen am gegenwärtigen System machbar ist. Heute ist das nicht mehr der Fall. Wir brauchen keine Kosmetik. Nur ein paar sparsamere Autos, nur ein paar Prozent mehr erneuerbare Energien, nur ein bisschen bessere Wärmedämmung, das alles reicht nicht aus. Wir brauchen einen kompletten Wandel, einen kompletten Systemwechsel, nichts Geringeres als eine solare Revolution, 100 Prozent erneuerbare Energie, was technisch und wirtschaftlich machbar ist. Und daran glauben sogar die Umweltbewegten heute noch nicht. Nicht einmal diejenigen, die damals in der Antiatombewegung aktiv waren, nicht einmal diejenigen, die sich heute noch die Ökologie auf die Fahnen schreiben, trauen sich zu, diesen Paradigmenwechsel offensiv zu fordern.
Also ich hoffe, dass ein junges Alter nicht dazu herangezogen wird, zu sagen, der Kerl kennt sich nicht aus, in seinen jungen Jahren hab ich das auch noch gefordert. Nein, wenn wir uns ankucken, wer die Paradigmenwechsel vollbringt, dann sind es entweder diejenigen, die sich auf diesem Gebiet noch überhaupt nicht auskannten, die Laien, die dann auf einmal völlig neue Denkmuster hineinbrachten, oder aber junge Leute, die einfach noch uneingenommen und noch mit einer Fähigkeit zur Vision an ein Thema heran gehen. Und ich glaube, das gleicht meine mangelnde Lebenserfahrung, die ich nun mit 21 nun noch nicht so ganz habe, wie ein 60-, 70-jähriger Professor, der noch zwei Doktortitel hinter seinem Professor stehen hat, doch wohl aus. Das hoffe ich zumindest.