"Wir favorisieren das digitale Wasserzeichen"
Der Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Alexander Skipis, hat sich für eine Abschaffung des Kopierschutzes bei E-Books ausgesprochen. Sein Verband empfehle den Verlagen, keinen Kopierschutz bei digitalen Produkten zu verwenden, sagte Skipis.
Matthias Hanselmann: Analog zu der Frage an Andreas Müller habe ich gestern eine kleine Umfrage in unserer "Radiofeuilleton"-Redaktion gemacht: Wer hat einen E-Reader? Ehrlich gesagt dachte ich, der ich auch keinen hab, ich sei schon hoffnungslos out, aber die Reaktion war ziemlich eindeutig: Von den versammelten circa 20 Damen und Herren, alle Kulturjournalisten und fast alle Bücherwürmer, wenige davon vielleicht Besitzer eines iPhones, hatte noch kein Einziger einen E-Reader.
Das heißt, sie lesen auch keine E-Books, sondern konsumieren Bücher allenfalls am PC. Damit liegen wir zurzeit allerdings noch im Trend, denn elektronische Bücher machen weniger als ein Prozent des Gesamtumsatzes der Buchbranche aus. Gerade hat uns auch der Autor und Wissenschaftsjournalist Jürgen Neffe verraten, woran das seiner Meinung nach liegt:
Jürgen Neffe: Ein Grund, warum in Deutschland die E-Bücher nicht laufen – das will ich nicht unerwähnt lassen –, ist natürlich die Preispolitik. E-Books kosten in der Regel ein paar Cent weniger als das gebundene Buch, und ich glaube, damit wird man auf Dauer keinen Erfolg erzielen können. Es muss da eine andere Preisgestaltung geben, aber auch eine andere Buchgestaltung.
Hanselmann: Wir sprechen mit Alexander Skipis, er ist Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Guten Tag, Herr Skipis!
Alexander Skipis: Schönen guten Tag!
Hanselmann: Wie ist das mit der Preisgestaltung, frage ich nach Frankfurt, warum sind denn E-Books noch so teuer?
Skipis: Wir stehen da im Moment erst auf der Schwelle zu einem sich entwickelnden Markt, das heißt, der Markt der E-Books ist im Moment noch ökonomisch gesehen überhaupt keiner. Und in dieser Phase, die beherrscht ist von hohen Investitionen seitens der Verlage auf der einen Seite und auf der Unsicherheit dessen, wie sich das Geschäftsmodell entwickeln wird, ist natürlich auch die Preisfindung sehr schwierig. Allerdings wird die Preisfindung auch durch den Mehrwertsteuersatz, der auf E-Büchern erhoben wird, erschwert. Wir haben da wie bei Printbüchern keinen reduzierten Mehrwertsteuersatz, sondern den vollen. Das heißt, wenn heute durchschnittlich E-Books 20 Prozent billiger als das Printprodukt sind, sind sie in Wirklichkeit 32 Prozent billiger, weil Sie ja die erhöhte Mehrwertsteuer noch aufschlagen müssen.
Hanselmann: Also wenn der Mehrwertsteuersatz sinken würde oder es gelingen würde, ihn zu reduzieren, was muss denn noch alles passieren, damit E-Books attraktiver werden?
Skipis: Es sind etliche Geschäftsmodelle von Verlagen entwickelt, und das können Sie hier auf der Buchmesse schon sozusagen eins zu eins erkennen, welche wunderbaren Möglichkeiten es gibt. Die Verlage Deutschlands nehmen das E-Book-Geschäft als große Chance wahr, und entsprechend investieren sie und entwickeln sie. Und dieses Modell wird sich auch in den nächsten Monaten schon deutlich nach oben bewegen, denn wir haben im Moment die Situation, dass tatsächlich interessante und leistungsfähige E-Reader auf den Markt kommen, und mit dem iPad von Apple ist mit Sicherheit auch ein Produkt auf den Markt gekommen, das auch den Spaß am Lesen mit elektronischen Geräten massiv erhöht.
Hanselmann: Da hatte ich gestern so ein Schlüsselerlebnis in der Bahn: Ich las ein Buch, die Dame neben mir ein E-Book, plötzlich kam ein bisschen Sonne auf, ich las zufrieden weiter, sie erkannte nichts mehr auf ihrem Bildschirm. Dieses Problem wird aber weiterhin bestehen, oder?
Skipis: Das ist der Klassiker, das besteht allerdings nur bei den E-Readern, die noch mit einem hinterleuchteten Bildschirm arbeiten, wie zum Beispiel das iPad. Die E-Reader, die mit der E-Ink-Technik arbeiten, die sind brillant im Sonnenschein zu lesen genauso wie mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Nur diese Geräte können noch nicht Farbe und noch nicht Bewegung. Das ist zwar im Labor schon vorhanden, ist aber noch nicht marktgängig. Also das ist ein Nachteil der Reader, die mit hinterleuchteten Bildschirmen arbeiten, ganz klar.
Hanselmann: Na, aber das lässt immerhin hoffen. Wie sieht es denn eigentlich mit dem Kopierschutz aus? Wenn ich Musik herunterlade und bezahle, dann darf ich es in den meisten Fällen auch weitergeben, also kopieren lassen. Wäre das nicht auch Zukunftsmusik für E-Bücher?
Skipis: Unbedingt. Wir als Verband des deutschen Buchhandels und der Verleger empfehlen das auch, keinen Kopierschutz auf die digitalen Produkte zu machen, einfach aus der Überlegung heraus, dass ein Kunde, der auch für ein Produkt bezahlt, dann auch so verfahren muss mit seinem Eigentum, wie er das möchte. Also keinerlei Behinderung, ein hohes Maß an Convenience.
Wir favorisieren das digitale Wasserzeichen – das ist ein Wasserzeichen, mit dem man den Gang und die Weitergabe des Datenpaketes verfolgen kann. Das reicht unserer Meinung nach schon aus. Das wird allerdings unterschiedlich in unserer Branche gesehen. Es gibt Verlage, die bestehen noch auf den Kopierschutz, andere gehen den Weg des digitalen Wasserzeichens.
Hanselmann: Die deutschen Buchhändler haben ja auch eine Internetplattform namens Libreka. Wenn man da nach E-Books guckt, steht ganz oben als Erstes Angebot, zumindest gestern, als ich reingeguckt habe: "Archivbauten in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein von 1899 bis 2009. Preis 32,20, für PC-PDF mit DRM." Klären Sie mich doch mal auf, was heißt denn das?
Skipis: Also das Buch vom Inhalt her ist sicher ein hoch bedeutendes Buch aus der Vergangenheit. Was diese Plattform angeht, Libreka, die Sie ansprechen, das ist eine Plattform der Buchbranche insgesamt in Deutschland, und wir haben damit die größte deutschsprachige, digitale Plattform geschaffen. Das heißt, die knapp 40.000 Titel, die jetzt schon verfügbar sind, die jetzt kaufbar sind, sind im Vergleich zu allen anderen Plattformen absolut spitze. Was das jetzt im Einzelnen bedeutet, was Sie mir gesagt haben: DRM, das ist das Digital Rights Management, das heißt also, da ist offensichtlich auch ein Kopierschutz drauf.
Hanselmann: Aha, das ist also dieses Wasserzeichen, das Sie erwähnt haben?
Skipis: Nein, das ist gerade nicht das Wasserzeichen, sondern das wäre dann wahrscheinlich, aber da kann ich jetzt nur spekulieren, der Kopierschutz selbst.
Hanselmann: Ach, da müssen Sie sogar noch spekulieren? Das finde ich jetzt interessant. Wie ist es denn, wenn Sie so viele Titel haben, wie viele E-Books werden denn über Libreka bestellt?
Skipis: Die Zahl ist noch verschwindend gering, weil wir wie gesagt eine Vorsorge getroffen haben mit dieser Plattform, um überhaupt ein legales digitales Angebot machen zu können. Der Markt entwickelt sich gerade. Wir haben jetzt Kooperationspartner gefunden, wir arbeiten mit Apple zusammen, Sie werden also auf Apple ... die digitalen Bücher, die Sie dort downloaden können, kommen über unsere Plattform Libreka. Wir sind noch mit anderen großen Plattformen im Gespräch. All diese Plattformen haben ja ein Problem: Sie brauchen Inhalt, sie generieren ja nicht selbst den Inhalt. Und diesen Inhalt liefern wir, die Buchbranche.
Hanselmann: Das heißt, ich lese auf Libreka, was ich mir kaufen will, und werde dann von dort weitergeleitet zu Apple oder zu Amazon oder Ähnlichem?
Skipis: Oder umgekehrt: Sie gehen auf den iBook-Store von Apple, laden ein Buch runter und bekommen es dann über Libreka. Das merken Sie natürlich nicht, aber wir sind der Lieferant, wir sind der Aggregator der ganzen Inhalte.
Hanselmann: Wir müssen auch unbedingt über das sogenannte haptische Moment noch kurz reden, das vermisst man oft, das Optische, auch am E-Book. Lassen Sie uns mal ein Regal voller Bücher mit bunten Rücken oder Einbänden vorstellen und zum Vergleich eines mit schnöden Festplatten eng aneinandergereiht, auf denen E-Bücher gespeichert sind. Da ist doch ziemlich klar, was schöner aussieht und wer vorne liegt, oder?
Skipis: Da stimmen wir vollkommen überein, da haben Sie auch recht. Das ist ja auch der Grund, warum wir sagen und etwas Beruhigung in die Diskussion zum E-Book-Markt bringen, dass das Printprodukt und das E-Produkt mit Sicherheit nebeneinander her weiterbestehen werden, nichts wird das Ende des anderen sein, im Gegenteil, jedes spielt dort seine Vorteile aus, wo sie genutzt werden können. Und wenn Sie die Haptik ansprechen: Der Genuss, ein Buch in der Hand zu haben, sozusagen die Materie gewordenen Gedanken des Autors, das ist offensichtlich bei uns allen ein solcher Anspruch, den wir da erheben, das werden wir niemals gegen ein E-Book eintauschen. Allerdings kann ein E-Book Vorteile bieten dort, wo Sie schnelle Verfügbarkeit brauchen, wo Sie nicht das Buch selbst tragen können, wenn Sie unterwegs sind – das sind alles Möglichkeiten, die das E-Book bietet. Und ich bin sicher, dass diese Vorteile dort ausgespielt werden, wo sie eben genutzt werden, aber ansonsten wird sich immer die Frage stellen: Wozu brauche ich eigentlich das E-Book?
Hanselmann: Kleine Aussicht oder Spekulation: Worüber werden wir uns in einem Jahr unterhalten, also wie viele Menschen mehr werden dann das E-Book nutzen?
Skipis: Es werden mehr sein als heute, wie viel, das ist sehr schwer zu sagen. Wir gehen davon aus, dass in fünf Jahren der Marktanteil an E-Books noch unter zehn Prozent liegen wird. Man muss dabei aber auch noch differenzieren nach den einzelnen Genres. Im Belletristikbereich wird es sicherlich viel weniger sein, im Fach- und Wissenschaftsbereich möglicherweise wesentlich mehr.
Hanselmann: Das E-Book kommt langsam, aber noch nicht gewaltig. Dankeschön, Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Tschüss nach Frankfurt!
Skipis: Ja, tschüss, vielen Dank!
Das heißt, sie lesen auch keine E-Books, sondern konsumieren Bücher allenfalls am PC. Damit liegen wir zurzeit allerdings noch im Trend, denn elektronische Bücher machen weniger als ein Prozent des Gesamtumsatzes der Buchbranche aus. Gerade hat uns auch der Autor und Wissenschaftsjournalist Jürgen Neffe verraten, woran das seiner Meinung nach liegt:
Jürgen Neffe: Ein Grund, warum in Deutschland die E-Bücher nicht laufen – das will ich nicht unerwähnt lassen –, ist natürlich die Preispolitik. E-Books kosten in der Regel ein paar Cent weniger als das gebundene Buch, und ich glaube, damit wird man auf Dauer keinen Erfolg erzielen können. Es muss da eine andere Preisgestaltung geben, aber auch eine andere Buchgestaltung.
Hanselmann: Wir sprechen mit Alexander Skipis, er ist Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Guten Tag, Herr Skipis!
Alexander Skipis: Schönen guten Tag!
Hanselmann: Wie ist das mit der Preisgestaltung, frage ich nach Frankfurt, warum sind denn E-Books noch so teuer?
Skipis: Wir stehen da im Moment erst auf der Schwelle zu einem sich entwickelnden Markt, das heißt, der Markt der E-Books ist im Moment noch ökonomisch gesehen überhaupt keiner. Und in dieser Phase, die beherrscht ist von hohen Investitionen seitens der Verlage auf der einen Seite und auf der Unsicherheit dessen, wie sich das Geschäftsmodell entwickeln wird, ist natürlich auch die Preisfindung sehr schwierig. Allerdings wird die Preisfindung auch durch den Mehrwertsteuersatz, der auf E-Büchern erhoben wird, erschwert. Wir haben da wie bei Printbüchern keinen reduzierten Mehrwertsteuersatz, sondern den vollen. Das heißt, wenn heute durchschnittlich E-Books 20 Prozent billiger als das Printprodukt sind, sind sie in Wirklichkeit 32 Prozent billiger, weil Sie ja die erhöhte Mehrwertsteuer noch aufschlagen müssen.
Hanselmann: Also wenn der Mehrwertsteuersatz sinken würde oder es gelingen würde, ihn zu reduzieren, was muss denn noch alles passieren, damit E-Books attraktiver werden?
Skipis: Es sind etliche Geschäftsmodelle von Verlagen entwickelt, und das können Sie hier auf der Buchmesse schon sozusagen eins zu eins erkennen, welche wunderbaren Möglichkeiten es gibt. Die Verlage Deutschlands nehmen das E-Book-Geschäft als große Chance wahr, und entsprechend investieren sie und entwickeln sie. Und dieses Modell wird sich auch in den nächsten Monaten schon deutlich nach oben bewegen, denn wir haben im Moment die Situation, dass tatsächlich interessante und leistungsfähige E-Reader auf den Markt kommen, und mit dem iPad von Apple ist mit Sicherheit auch ein Produkt auf den Markt gekommen, das auch den Spaß am Lesen mit elektronischen Geräten massiv erhöht.
Hanselmann: Da hatte ich gestern so ein Schlüsselerlebnis in der Bahn: Ich las ein Buch, die Dame neben mir ein E-Book, plötzlich kam ein bisschen Sonne auf, ich las zufrieden weiter, sie erkannte nichts mehr auf ihrem Bildschirm. Dieses Problem wird aber weiterhin bestehen, oder?
Skipis: Das ist der Klassiker, das besteht allerdings nur bei den E-Readern, die noch mit einem hinterleuchteten Bildschirm arbeiten, wie zum Beispiel das iPad. Die E-Reader, die mit der E-Ink-Technik arbeiten, die sind brillant im Sonnenschein zu lesen genauso wie mit der Taschenlampe unter der Bettdecke. Nur diese Geräte können noch nicht Farbe und noch nicht Bewegung. Das ist zwar im Labor schon vorhanden, ist aber noch nicht marktgängig. Also das ist ein Nachteil der Reader, die mit hinterleuchteten Bildschirmen arbeiten, ganz klar.
Hanselmann: Na, aber das lässt immerhin hoffen. Wie sieht es denn eigentlich mit dem Kopierschutz aus? Wenn ich Musik herunterlade und bezahle, dann darf ich es in den meisten Fällen auch weitergeben, also kopieren lassen. Wäre das nicht auch Zukunftsmusik für E-Bücher?
Skipis: Unbedingt. Wir als Verband des deutschen Buchhandels und der Verleger empfehlen das auch, keinen Kopierschutz auf die digitalen Produkte zu machen, einfach aus der Überlegung heraus, dass ein Kunde, der auch für ein Produkt bezahlt, dann auch so verfahren muss mit seinem Eigentum, wie er das möchte. Also keinerlei Behinderung, ein hohes Maß an Convenience.
Wir favorisieren das digitale Wasserzeichen – das ist ein Wasserzeichen, mit dem man den Gang und die Weitergabe des Datenpaketes verfolgen kann. Das reicht unserer Meinung nach schon aus. Das wird allerdings unterschiedlich in unserer Branche gesehen. Es gibt Verlage, die bestehen noch auf den Kopierschutz, andere gehen den Weg des digitalen Wasserzeichens.
Hanselmann: Die deutschen Buchhändler haben ja auch eine Internetplattform namens Libreka. Wenn man da nach E-Books guckt, steht ganz oben als Erstes Angebot, zumindest gestern, als ich reingeguckt habe: "Archivbauten in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein von 1899 bis 2009. Preis 32,20, für PC-PDF mit DRM." Klären Sie mich doch mal auf, was heißt denn das?
Skipis: Also das Buch vom Inhalt her ist sicher ein hoch bedeutendes Buch aus der Vergangenheit. Was diese Plattform angeht, Libreka, die Sie ansprechen, das ist eine Plattform der Buchbranche insgesamt in Deutschland, und wir haben damit die größte deutschsprachige, digitale Plattform geschaffen. Das heißt, die knapp 40.000 Titel, die jetzt schon verfügbar sind, die jetzt kaufbar sind, sind im Vergleich zu allen anderen Plattformen absolut spitze. Was das jetzt im Einzelnen bedeutet, was Sie mir gesagt haben: DRM, das ist das Digital Rights Management, das heißt also, da ist offensichtlich auch ein Kopierschutz drauf.
Hanselmann: Aha, das ist also dieses Wasserzeichen, das Sie erwähnt haben?
Skipis: Nein, das ist gerade nicht das Wasserzeichen, sondern das wäre dann wahrscheinlich, aber da kann ich jetzt nur spekulieren, der Kopierschutz selbst.
Hanselmann: Ach, da müssen Sie sogar noch spekulieren? Das finde ich jetzt interessant. Wie ist es denn, wenn Sie so viele Titel haben, wie viele E-Books werden denn über Libreka bestellt?
Skipis: Die Zahl ist noch verschwindend gering, weil wir wie gesagt eine Vorsorge getroffen haben mit dieser Plattform, um überhaupt ein legales digitales Angebot machen zu können. Der Markt entwickelt sich gerade. Wir haben jetzt Kooperationspartner gefunden, wir arbeiten mit Apple zusammen, Sie werden also auf Apple ... die digitalen Bücher, die Sie dort downloaden können, kommen über unsere Plattform Libreka. Wir sind noch mit anderen großen Plattformen im Gespräch. All diese Plattformen haben ja ein Problem: Sie brauchen Inhalt, sie generieren ja nicht selbst den Inhalt. Und diesen Inhalt liefern wir, die Buchbranche.
Hanselmann: Das heißt, ich lese auf Libreka, was ich mir kaufen will, und werde dann von dort weitergeleitet zu Apple oder zu Amazon oder Ähnlichem?
Skipis: Oder umgekehrt: Sie gehen auf den iBook-Store von Apple, laden ein Buch runter und bekommen es dann über Libreka. Das merken Sie natürlich nicht, aber wir sind der Lieferant, wir sind der Aggregator der ganzen Inhalte.
Hanselmann: Wir müssen auch unbedingt über das sogenannte haptische Moment noch kurz reden, das vermisst man oft, das Optische, auch am E-Book. Lassen Sie uns mal ein Regal voller Bücher mit bunten Rücken oder Einbänden vorstellen und zum Vergleich eines mit schnöden Festplatten eng aneinandergereiht, auf denen E-Bücher gespeichert sind. Da ist doch ziemlich klar, was schöner aussieht und wer vorne liegt, oder?
Skipis: Da stimmen wir vollkommen überein, da haben Sie auch recht. Das ist ja auch der Grund, warum wir sagen und etwas Beruhigung in die Diskussion zum E-Book-Markt bringen, dass das Printprodukt und das E-Produkt mit Sicherheit nebeneinander her weiterbestehen werden, nichts wird das Ende des anderen sein, im Gegenteil, jedes spielt dort seine Vorteile aus, wo sie genutzt werden können. Und wenn Sie die Haptik ansprechen: Der Genuss, ein Buch in der Hand zu haben, sozusagen die Materie gewordenen Gedanken des Autors, das ist offensichtlich bei uns allen ein solcher Anspruch, den wir da erheben, das werden wir niemals gegen ein E-Book eintauschen. Allerdings kann ein E-Book Vorteile bieten dort, wo Sie schnelle Verfügbarkeit brauchen, wo Sie nicht das Buch selbst tragen können, wenn Sie unterwegs sind – das sind alles Möglichkeiten, die das E-Book bietet. Und ich bin sicher, dass diese Vorteile dort ausgespielt werden, wo sie eben genutzt werden, aber ansonsten wird sich immer die Frage stellen: Wozu brauche ich eigentlich das E-Book?
Hanselmann: Kleine Aussicht oder Spekulation: Worüber werden wir uns in einem Jahr unterhalten, also wie viele Menschen mehr werden dann das E-Book nutzen?
Skipis: Es werden mehr sein als heute, wie viel, das ist sehr schwer zu sagen. Wir gehen davon aus, dass in fünf Jahren der Marktanteil an E-Books noch unter zehn Prozent liegen wird. Man muss dabei aber auch noch differenzieren nach den einzelnen Genres. Im Belletristikbereich wird es sicherlich viel weniger sein, im Fach- und Wissenschaftsbereich möglicherweise wesentlich mehr.
Hanselmann: Das E-Book kommt langsam, aber noch nicht gewaltig. Dankeschön, Alexander Skipis, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels. Tschüss nach Frankfurt!
Skipis: Ja, tschüss, vielen Dank!