Wirbel um Schäuble-Interview

Hat es Helmut Kohls geheime Spender nie gegeben?

Der CDU-Vorsitzende Wolfgang Schäuble (r.) schaut am 30.11.1999 während einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem früheren Bundeskanzler Helmut Kohl in der Berliner CDU-Zentrale an die Decke.
Die Parteispendenaffäre sorgte nachhaltig für Funkstille zwischen Helmut Kohl (l.) und Wolfgang Schäuble. © picture alliance / dpa / Michael Jung
Stephan Lamby im Gespräch mit Frank Meyer und Katja Schlesinger |
Mit einer kurzen Bemerkung in einer SWR-Doku lässt Wolfgang Schäuble die CDU aufschrecken - dabei geht es um Helmut Kohls Ehrenwort in der Spendenaffäre. Über die Hintergründe sprechen wir mit dem Filmemacher Stephan Lamby.
Die geheimen Spender, die Altbundeskanzler Helmut Kohl nicht verraten wollte, habe es gar nicht gegeben, sagt Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) in einer SWR-Dokumentation des Dokumentarfilmers Stephan Lamby, der am kommenden Montag in der ARD gesendet wird. Schäuble wird darin erstmals konkret und antwortet auf die Frage nach Kohls Spendern wörtlich: "Es gibt keine. Weil es aus der Zeit von Flick schwarze Kassen gab. Vielleicht gibt es auch Spender." Schäuble hatte schon früh Zweifel an Kohls Darstellung geäußert. Er glaube nicht an die geheimen Spender, deren Namen Kohl nicht verraten wollte, weil er sein Ehrenwort gegeben habe, bekräftigte Schäuble nun.
Bis heute ist ungeklärt, woher das Geld stammte, denn Namen der angeblichen Geldgeber nannte Kohl nie. Als die damalige CDU-Generalsekretärin Angela Merkel auf Distanz ging, legte Kohl im Dezember 1999 enttäuscht den CDU-Ehrenvorsitz nieder. Schäuble selbst gab im Jahr 2000 sein Amt als Parteivorsitzender auf, weil er 1994 eine Bar-Spende von 100.000 Mark (gut 51.000 Euro) für die CDU angenommen hatte, die nicht ordnungsgemäß verbucht worden war.
Ganz sicher kann nur Wolfgang Schäuble selbst Auskunft geben
Er habe Schäuble 1999/2000 bei Dreharbeiten für einen ersten Dokumentarfilm kennengelernt, sagte der Journalist Stephan Lamby im Deutschlandradio Kultur, in dessen Dokumentation jetzt die jüngsten Äußerungen Schäubles fielen und seither für Aufregung sorgen. "Er hat damals schon sehr offen gesprochen über Helmut Kohl, auch über seine Verletztheit", sagte Lamby. Bei den Dreharbeiten für die jetzige Dokumentation habe sich Schäuble offenbar an die damaligen Äußerungen erinnert. Lamby sagte, er vermute, dass Schäuble diese Gelegenheit genutzt habe, um in diesem Rahmen sein Wissen öffentlich zu machen. "Ganz sicher kann nur Wolfgang Schäuble selbst Auskunft geben", sagte der Journalist. "Insgesamt hatte ich das Gefühl, das Thema ist ihm nicht so schrecklich recht."
Das Thema sei auch nicht vorher verabredet gewesen, denn der Film konzentriere sich auf Schäubles Vorgehen in der Griechenland-Krise. Man habe das Interview sehr spät am Abend in einem Berliner Hotel geführt. "Ich hatte nicht das Gefühl, dass es ihm hier um eine Abrechnung geht", sagte Lamby. Es sei Schäuble auch nicht darum gegangen, die Krankheit von Kohl zu nutzen, der nun nicht mehr widersprechen könne. "Da tickt Schäuble anders, so ist nach meiner Wahrnehmung Wolfgang Schäuble nicht gestrickt." Er habe als Journalist eine Frage gestellt und Schäuble habe darauf geantwortet.

Die SWR-Dokumentation "Schäuble - Macht und Ohnmacht" ist ein 75minütiger Film über die Griechenland-Verhandlungen und über Wolfgang Schäubles Leben. Er läuft am Montag, 24. August 2015 um 21.30 Uhr in der ARD.

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