Wirecard

Von der Presse in den Ruin geschrieben?

05:41 Minuten
Der Schriftzug von Wirecard ist an der Firmenzentrale des Zahlungsdienstleisters in Aschheim in Bayern zu sehen
Wirecard hat die "Financial Times" wegen ihrer Berichterstattung angezeigt. © dpa / Sven Hoppe
Hendrik Zörner im Gespräch mit Ute Welty |
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Wirecard steht vor dem Aus - nachdem die „Financial Times“ zuvor massive Unregelmäßigkeiten bei dem Finanzdienstleister aufgedeckt hat. Dabei habe das Blatt seine Kompetenz nicht überschritten, sagt Hendrik Zörner vom Journalistenverband.
Vor dem Finanzausschuss des Bundestags geht es heute ans Eingemachte. Dort muss der Chef der Finanz- und Dienstleistungsaufsicht Bafin, Felix Hufeld, Rede und Antwort stehen.
Es geht um die Pleite des Dax-Konzerns und Finanzdienstleisters Wirecard - und um den Verdacht der Marktmanipulation, unter anderem durch die Recherchen und Berichterstattung in der "Financial Times". Die wurde deshalb angezeigt, sowohl von Wirecard als auch von der Bafin.

"Mustergültiges Verhalten" der "Financial Times"

Dass die "Financial Times" sich in bei ihrer Berichterstattung Fehler zu Schulden hat kommen lassen, kann Hendrik Zörner von Deutschen Journalistenverband (DJV) nicht erkennen. Die Zeitung habe sehr sorgfältig und sehr lange recherchiert, sagt er. "Sie hat sich mehr als einmal abgesichert, sie hat mehr als eine Quelle und hat dann die Informationen, die sie gesammelt hat, veröffentlicht."
Das sei der Auftrag, den nicht nur diese Zeitung, sondern alle Medien hätten, erklärt Hendrik Zörner: "Ich finde, die ‚Financial Times‘ hat das mustergültig umgesetzt."

Bafin räumt Fehler ein

Warum sich die Bafin der Anzeige gegen die Zeitung angeschlossen habe, darüber könne er nur spekulieren, so der Sprecher des DVJ: "Die Bafin steht ja jetzt in der kompletten Berichterstattung aller Medien im Zusammenhang mit Wirecard ziemlich schlecht da und der Präsident der Behörde hat auch schon eigene Fehler eingeräumt."
Zörner vermutet, die Bafin versuche gegenüber dem Journalisten, der alles ins Rollen gebracht habe "den dicken Maxen" zu machen. Der Ausgang sei allerdings fragwürdig: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es da wirklich zu einem Verfahren kommt, an dessen Ende, die ‚Financial Times‘ verurteilt würde."

Freispruch für Financial Times wahrscheinlich

Die juristische Auseinandersetzung zwischen Wirecard und der "Financial Times" laufe schon länger, so Zörner. Es sei auch nicht ungewöhnlich, dass ein Unternehmen, das durch Berichterstattung so stark in Mitleidenschaft gezogen worden ist wie Wirecard, sich juristisch gegen Medien zu Wehr setzt.
"Das ist eigenlich fast schon normal", sagt Hendrik Zörner. Ebenso normal sei aber auch, dass in solchen Gerichtsverfahren, die Medien meistens freigesprochen werden.
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