Wirtschaftliche Folgen des Coronavirus

Schlechte Konjunktur im Berliner Asia-Center

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Das Foto zeigt das schmiedeeiserne Eingangstour mit goldenem Schriftzug des vietnamesischen Handelscenters Dong Xuan in Berlin-Lichtenberg.
Dong Xuan Center in Berlin: Warnhinweise und Desinfektionsmittel. © Sebastian Engelbrecht / Deutschlandradio
Von Sebastian Engelbrecht · 12.02.2020
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Das vietnamesische Dong Xuan Center in Berlin-Lichtenberg zieht mit seinen asiatischen Geschäften und Restaurants Hauptstädter wie Touristen an. Doch das Coronavirus verdirbt den Händlern derzeit den Umsatz.
"Ich komme aus der hübschen Hansestadt, aus Rostock. Und wir haben’s im Internet gesehen. Wir wollen einfach mal schauen, was es hier so gibt. Und mit dem Coronavirus – es wird alles heißer gekocht, wie es gegessen wird. Das sind überwiegend Vietnamesen und keine Chinesen."
Torsten aus Rostock steht in der roten Trainingsjacke vor Halle zwei des Dong Xuan Centers. Ein Asia Markt, so groß wie ein Messegelände im Berliner Osten, in Lichtenberg. 250 Vietnamesen, Inder, Chinesen und andere bieten hier alles an, was man braucht: Lebensmittel, Maniküre, die neue Frisur, Badeteppiche, Sonnenbrillen, Schals, Mützen, Glitzerjeans und Taschen mit Tiger-Konterfei.

Ein Händler mit Maske

In Halle zwei verkauft Arshat Javed aus Pakistan Gürtel, Portemonnaies und Taschen. Das Geschäft laufe schlecht, sagt Javed. "Das Erste ist das Wetter, das spielt eine große Rolle, und das Zweite ist Corona. Weil, wir haben das gemerkt: Die Leute haben Angst, in den Markt zu kommen."
Es sei viel weniger los als sonst, bedauert Javed. Der Umsatz sei um mehr als die Hälfte zurückgegangen, sogar an den Wochenenden. Gerüchte machen die Runde. In Halle drei, da trage ein chinesischer Händler eine Maske.
"Einer meiner Kollegen ist sein Nachbar. Er hat mitgeteilt, er sei aus China zurückgekehrt. Er ist aber in Halle drei und arbeitet da auch, mit einer Maske. Und er beschwert sich - soll zu Hause bleiben oder zu einem Arzt gehen und kontrollieren lassen, weil das gut wäre für uns und für uns alle."
Ein Händler mit Maske – das findet Javed geschäftsschädigend. Dabei weiß keiner so genau, wie es dem China-Rückkehrer in Halle drei wirklich geht.

Wie gefährlich ist das neue Coronavirus?
Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in China ist weiter angestiegen. Die Weltgesundheitsorganisation hat Ende Januar den "internationalen Gesundheitsnotstand" ausgerufen.

Illustration neuartiger Corona-Viren


February 3, 2020, Atlanta, GA, United States of America: Illustration created at the Centers for Disease Control and Prevention showing the ultrastructural morphology exhibited by the Novel Coronavirus 2019-nCoV virus which has caused an outbreak of respiratory illness first detected in Wuhan, China in 2019. Note the spikes that adorn the outer surface of the virus, which impart the look of a corona surrounding the virion, when viewed electron microscope. Atlanta United States of America PUBLICATIONxINxGERxSUIxAUTxONLY - ZUMAp138 20200203zaap138002 Copyright: xCdc/Cdcx
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Auch Hung Thoa kennt nur Gerüchte: Es gebe einen China-Rückkehrer im Dong Xuan Center, der hier einen Laden betreibe. Der sei aber schon am Flughafen in Berlin aus dem Verkehr gezogen worden. Die Lage ist schon etwas nervös, oder? "Ein bisschen", sagt Hung Thoa und lacht.

Warnhinweise für alle im Center

In einem vietnamesischen Restaurant sitzt It Nguyen, ein guter Bekannter des Wirts, vor einem dampfenden Nudeleintopf. Er beteuert, es sei alles in bester Ordnung. Am Wochenende sei der Laden rappelvoll – wie immer.
"Wie normal. Das ist kein Problem, Corona. Das ist kein Problem hier bei uns. Das ist alles hier okay."
"Hier muss niemand eine Maske tragen?"
"Nein."
In einer Fabriketage aus dem 19. Jahrhundert, nicht weit vom Eingangstor dieses schwer überschaubaren Handelsplatzes, hat Dong Thanh sein Büro, ein 33-jähriger Vietnamese. Er ist Assistent der Geschäftsführung. Es gebe keinen Corona-Fall im Dong Xuan Center, sagt Dong Thanh.

Er habe ein Merkblatt für alle Händler mit Informationen und Hinweisen zusammengestellt, sagt Dong Thanh, das bekämen jetzt alle. Sein Kollege Maximilian Bade, Projektmanager beim Dong Xuan Center, erklärt, was in dem Merkblatt steht:
Blick aus der Vogelperspektive auf das vietnamesische Dong Xuan-Center in Berlin-Lichtenberg.
Das vietnamesische Handelszentrum in Berlin-Lichtenberg verzeichnet durch das Coronavirus deutliche Umsatz-Einbußen.© Sebastian Engelbrecht / Deutschlandradio
"Im Übrigen haben wir auch auf ganz alltägliche Dinge hingewiesen, dass eben Körperkontakte möglichst vermieden werden sollten, Händeschütteln – und werden jetzt auch Desinfektionsmittelspender an den Eingängen aufstellen, damit eben auch dieser Übertragungsweg für jegliche Viren eingeschränkt werden kann."

Waren vom chinesischen Handelsplatz meiden

Zudem rate die Geschäftsführung den Händlern, keine Waren aus dem chinesischen Handelsplatz Prato bei Florenz zu importieren. Aber ob sich in Prato infizierte chinesische Händler aufhalten, weiß auch keiner so genau. Torsten aus Rostock interessiert das alles nicht:
"Ich habe hier eben auch gegessen. Es hat lecker geschmeckt. Ich kann’s jedem nur empfehlen. Kommt ins Dong Center oder wie das Ding hier heißt. Dong Xuan Center. Es ist eine Reise wert, wenn ihr nicht aus Berlin kommt. Lasst den Scheiß-Corona irgendwo liegen. Holt Euch das Bier, das ist gesünder. Und: Man kann nur einen Tod sterben."
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