Nichts als Fakten - oder was?!
Nanopartikel, Gentechnik, Big Data, Klimawandel, Energiewende – was die Wissenschaft erforscht, muss die Öffentlichkeit erfahren, damit sie die Folgen erwägen kann. Einer der wichtigsten Vermittler von Forschung ist der Journalismus − ein kritischer Beobachter oder wohlwollender Begleiter?
Worin genau besteht die Aufgabe des Wissenschaftsjournalismus? Soll er immer neutral bleiben, wissenschaftliche Neuigkeiten einsammeln und in verständliche Sprache übersetzen?
Und wie ergeht es dem Wissenschaftsjournalismus heute - in einer Zeit, wo das Internet es den Forschungseinrichtungen leicht macht, selbst zu publizieren?
Wer braucht noch Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, wenn doch jedes größere Forschungsinstitut eine Presseabteilung mit einem Online-Mitarbeiter hat?
Wer braucht noch Wissenschaftsjournalistinnen und -journalisten, wenn doch jedes größere Forschungsinstitut eine Presseabteilung mit einem Online-Mitarbeiter hat?
Am Anfang allen Wissenschaftsjournalismus steht: die gigantische Flut wissenschaftlicher Publikationen – in der Medizin, den Naturwissenschaften, der Sozialforschung, der Ökonomie. Allein in der Astrophysik erscheinen zwischen 50 und 100 neue Forschungsberichte – jeden Tag. Selbst Wissenschaftler haben enorme Probleme, hier den Überblick zu behalten.
Für sein Laienpublikum muss der Wissenschaftsjournalismus die Komplexität der Forschung vereinfachen, vieles streichen, sich auf einen Aspekt konzentrieren oder ein Forschungsgebiet im Überblick darstellen.
Das schwindelfrei hinzubekommen, erfordert viel Sachkenntnis. Zuvor hat allerdings schon die Wissenschaft die Realität vereinfacht und in Modelle gegossen – Modelle, die besser oder schlechter funktionieren, die vielleicht auf überzogenen mathematischen Tricks basieren oder sich von der Realität allzu weit entfernt haben.
Auch das muss Wissenschaftsjournalismus sachgerecht beurteilen können und sich im Klaren darüber sein, dass Wissenschaftler nicht einfach "die" Wahrheit herausfinden über Gene, Klimaentwicklungen, althochdeutsche Dichtung oder ökonomische Marktmechanismen. Sondern dass sie immer nur zu Annäherungen kommen, die mit Fehlern und Ungewissheiten behaftet sind.
Susanne Billig hat mit deutschen Wissenschaftsjournalisten über ihre Profession gesprochen.
(gekürzter Online-Text: cre)