Wissenschaft mit Wiener Schmäh
Seit 2007 begeistern sie das Publikum mit ihrer Kombination aus Wissenschaft und schwarzem Humor: die der drei österreichischen Science Busters Werner Gruber, Heinz Oberhummer und Martin Puntigam. In ihrem neuen Buch begeben sie sich auf eine Reise ins Tierreich.
Sie sind witzig, chaotisch, manchmal böse, aber immer streng physikalisch. Nicht jeder mag die Science Busters, aber die drei Wiener sind längst Kult. Nun ist auch die Tierwelt vor ihrem bissigen Humor nicht mehr sicher.
In ihrem neuen Buch verbergen sich hinter einem samtig weichen, zartrosa Umschlag böse Polemik, allerlei Wortspielereien, schräge Kalauer und viele physikalische Wahrheiten. Der geneigte Leser schwankt permanent zwischen Lachen, Lernen und Kopfschütteln.
Die Welt der Tiere sehen die Science Busters nicht als Biologie sondern als Tierphysik. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei die Neurowissenschaften. Sehr anschaulich beschreibt das Buch die Arbeit des gebürtigen Wieners und späteren Nobelpreisträgers Eric Kandel. Der wählte als Versuchstiere so genannte Seehasen.
Das sind Schnecken der Gattung Aplysia, die bis zu zwei Kilogramm auf die Waage bringen. Diese besitzen besonders große Nervenzellen, deren Aktivität Eric Kandel messen konnte. Er streichelte die Riesenschnecken und tatsächlich konnte er anschließend in den Nervenzellen der Tiere nachmessen, dass das Streicheln die elektrische Aktivität der Nervenzellen verändert hatte.
Das Gedächtnis der Schnecken hatte die Erinnerung an das Streicheln als Nervensignale gespeichert. Aus einem physikalischen Prozess (dem Streicheln) wurde eine physikalische Reaktion im Tier (elektrische Aktivität von Nervenzellen). So lassen sich Gedanken als Physik erklären. Sie verändern vielleicht nicht die Welt, aber sie verändern das Gehirn des Denkenden, einfach indem sie gedacht werden. Keine geheime Lebenskraft, keine biologische Komplexität, sondern reine Physik. So beschreiben die Science Busters das Leben.
Dabei kommt auch die menschliche Existenz nicht zu kurz. Geradezu genüsslich widerlegen die Autoren allerlei Ernährungsphilosophien. Sie erklären, wie zu viel mageres Fleisch zu Auszehrung führt und eine Ananas-Diät nur deshalb das Körpergewicht reduziert, weil sie dem Körper lebenswichtiges Wasser entzieht.
Die Science Busters empfehlen: Wer eine solche Diät zwei Wochen konsequent durchzieht, solle in dieser Zeit auch seinen Nachlass regeln. Und um auch noch etwas Service zu bieten, liefert das Buch zum Schluss das Rezept für einen fetten Schweinebraten.
Wer es mit den Naturgesetzen nicht so genau nimmt, bekommt den Spott der Science Busters zu spüren. Nichts ist vor ihnen sicher. Sie lästern über Esoterik und Gesundheitsapostel, über die Bibel und den Vatikan und sogar über den Kölner Karneval. Alles, was "heilig" ist, wird zum Gegenstand ihre Satire.
Dahinter steht eine konsequent atheistische Weltsicht, die sicherlich nicht jeden Leser anspricht. Wer aber die Grundüberzeugungen der drei Österreicher teilt, wird beim Lesen viel Spaß haben und so manches über biologische Physik und physikalische Biologie lernen.
Besprochen von Michael Lange
Werner Gruber, Heinz Oberhummer, Martin Puntigam, Science Busters: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln - Was wir von Tieren über Physik lernen können
Hanser Verlag, München 2012
296 Seiten, 19,90 Euro
In ihrem neuen Buch verbergen sich hinter einem samtig weichen, zartrosa Umschlag böse Polemik, allerlei Wortspielereien, schräge Kalauer und viele physikalische Wahrheiten. Der geneigte Leser schwankt permanent zwischen Lachen, Lernen und Kopfschütteln.
Die Welt der Tiere sehen die Science Busters nicht als Biologie sondern als Tierphysik. Einen besonderen Schwerpunkt bilden dabei die Neurowissenschaften. Sehr anschaulich beschreibt das Buch die Arbeit des gebürtigen Wieners und späteren Nobelpreisträgers Eric Kandel. Der wählte als Versuchstiere so genannte Seehasen.
Das sind Schnecken der Gattung Aplysia, die bis zu zwei Kilogramm auf die Waage bringen. Diese besitzen besonders große Nervenzellen, deren Aktivität Eric Kandel messen konnte. Er streichelte die Riesenschnecken und tatsächlich konnte er anschließend in den Nervenzellen der Tiere nachmessen, dass das Streicheln die elektrische Aktivität der Nervenzellen verändert hatte.
Das Gedächtnis der Schnecken hatte die Erinnerung an das Streicheln als Nervensignale gespeichert. Aus einem physikalischen Prozess (dem Streicheln) wurde eine physikalische Reaktion im Tier (elektrische Aktivität von Nervenzellen). So lassen sich Gedanken als Physik erklären. Sie verändern vielleicht nicht die Welt, aber sie verändern das Gehirn des Denkenden, einfach indem sie gedacht werden. Keine geheime Lebenskraft, keine biologische Komplexität, sondern reine Physik. So beschreiben die Science Busters das Leben.
Dabei kommt auch die menschliche Existenz nicht zu kurz. Geradezu genüsslich widerlegen die Autoren allerlei Ernährungsphilosophien. Sie erklären, wie zu viel mageres Fleisch zu Auszehrung führt und eine Ananas-Diät nur deshalb das Körpergewicht reduziert, weil sie dem Körper lebenswichtiges Wasser entzieht.
Die Science Busters empfehlen: Wer eine solche Diät zwei Wochen konsequent durchzieht, solle in dieser Zeit auch seinen Nachlass regeln. Und um auch noch etwas Service zu bieten, liefert das Buch zum Schluss das Rezept für einen fetten Schweinebraten.
Wer es mit den Naturgesetzen nicht so genau nimmt, bekommt den Spott der Science Busters zu spüren. Nichts ist vor ihnen sicher. Sie lästern über Esoterik und Gesundheitsapostel, über die Bibel und den Vatikan und sogar über den Kölner Karneval. Alles, was "heilig" ist, wird zum Gegenstand ihre Satire.
Dahinter steht eine konsequent atheistische Weltsicht, die sicherlich nicht jeden Leser anspricht. Wer aber die Grundüberzeugungen der drei Österreicher teilt, wird beim Lesen viel Spaß haben und so manches über biologische Physik und physikalische Biologie lernen.
Besprochen von Michael Lange
Werner Gruber, Heinz Oberhummer, Martin Puntigam, Science Busters: Gedankenlesen durch Schneckenstreicheln - Was wir von Tieren über Physik lernen können
Hanser Verlag, München 2012
296 Seiten, 19,90 Euro