Heute beginnt die dreitägige Tagung: "In Publica Commoda − Die Verantwortung der Wissenschaft zur Aufklärung der Gesellschaft" bis zum 19.11.17 an der Georg-August Universität Göttingen.
"Die Stimme erheben und Verantwortung übernehmen"
Vor 60 Jahren protestierten 18 Atomforscher gegen die Absicht der Bundesregierung, die Bundeswehr nuklear aufzurüsten. Diese "Göttinger Erklärung" zeigte, wie Wissenschaftler öffentlich Verantwortung übernehmen können − ein Vorbild für heute, findet Ulrike Beisiegel, Präsidentin der Universität Göttingen.
Die "Göttinger Achtzehn" waren eine Gruppe von 18 angesehenen Atomforschern aus der Bundesrepublik Deutschland, die sich am 12. April 1957 in der gemeinsamen Göttinger Erklärung (auch Göttinger Manifest genannt) gegen die damals angestrebte Aufrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen wandten.
Welche Bedeutung hatte die Göttinger Erklärung für den Wissenschaftsbetrieb der damals noch jungen Bundesrepublik? Dazu sagt Ulrike Beisiegel, Präsidentin der Georg-August Universität Göttingen:
"Die Göttinger Erklärung hatte eine sehr große Bedeutung, denn die Göttinger 18 haben ja gewarnt vor der atomaren Bewaffnung, und das hat sich ja auch in der Politik in diesem Fall konkret umgesetzt. Von daher glaube, dass hier Fachleute ihre Stimme erhoben und Verantwortung übernommen haben, die sie dann in die Öffentlichkeit getragen haben und auch Gehör fanden."
Von dieser Erklärung aus dem Jahr 1957 sei deutlich mehr übrig geblieben als nur eine Erinnerung, meint Beisiegel:
"Wir sind uns sehr bewusst, dass die Wissenschaft in die Öffentlichkeit hinaus ihre Fachkenntnisse geben muss und auch da warnen muss, wo es not tut." Nicht umsonst organisiere die Uni Göttingen seit sechs Jahren die Konferenz "Verantwortung für Frieden und Nachhaltigkeit" – ganz in der Tradition der Göttinger Achtzehn.
Zur Frage, wie die Wissenschaft heutzutage ihre Verantwortung zur Aufklärung der Gesellschaft wahrnehme, sagte Beisiegel:
"Da ist noch wirklich Luft nach oben. Es wird zwar Wissenschaftskommunikation betrieben, das heißt, die Ergebnisse werden publiziert − auch so, dass sie von der Gesellschaft aufgenommen werden können. Aber ich glaube, wir müssen da noch eine klarere Sprache finden. Und wir müssen nicht nur die Erkenntnisse kommunizieren, sondern auch, dass Wissenschaft, dass die Forschung ein Prozess ist, der immer wieder neue Ergebnisse bringt."