Die sich von Stelle zu Stelle hangeln
Die Gewerkschaft GEW hat eine Aktionswoche "Traumjob Wissenschaft" ausgerufen. Hinter dem Titel müssten eigentlich viele dicke Fragezeichen stehen: Denn der wissenschaftliche Nachwuchs leidet seit vielen Jahren unter fehlenden Perspektiven.
Laut der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft "ist etwas faul an Deutschlands Hochschulen". Einerseits werde jede Menge Leistung verlangt. Andererseits seien Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen miserabel: "Neun von zehn wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern haben einen Zeitvertrag, über die Hälfte der Zeitverträge hat eine Laufzeit von unter einem Jahr." Die Karrierewege in Hochschule und Forschung seien lang und steinig, zusätzlich müssten Lehrbeauftragte als Dumping-Lehrkräfte herhalten.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachbereich Psychologie der Universität Bielefeld, Wiebke Esdar, bestätigt diese Einschätzung. "Es macht unheimlich viel Spaß, zu lehren und zu forschen", sagte sie im Deutschlandradio Kultur. Die Perspektiven seien aber schlecht. Sie selbst habe seit 2011 sieben oder acht Verträge an der Uni unterschrieben.
Ein Vierjahres-Vertrag ist für wissenschaftliche Mitarbeiter wie ein Lottogewinn
Ihr derzeitiger Vertrag laufe nun über vier Jahre. Sich solange nicht über die Zukunft, soziale Absicherung und den nächsten Job Gedanken machen zu müssen: Dafür ist Esdar "total dankbar".
Im Schnitt werde man in Deutschland mit 41 Jahren Professor, sagte sie. Und das sei der einzige Weg zur unbefristeten Anstellung. Für Frauen und ihre Familienplanung sei das schon "arg spät".
Die Forderung: Längere Vertragslaufzeiten und mehr Dauerstellen
Die Lösung sei aber nicht, jeden Wissenschaftler mit einem unbefristeten Vertrag auszustatten, sagte Esdar. Es sei völlig legitim, jemandem, der eine Promotion schreibe, einen befristeten Vertrag über drei Jahre zu geben. Viele Verträge hätten aber viel kürzere Laufzeiten.
Esdars Forderung: Längere Vertragslaufzeiten und mehr Dauerstellen. Wenn über 90 Prozent der Wissenschaftler nur befristet arbeiteten, sei das zu viel. Es müsse möglich sein, mit Mitte 30 eine klare Perspektive in der Wissenschaft zu haben.