Wissenschaftliche Pionierleistung
Auf Einladung des Zaren begann Alexander von Humboldt 1829 seine zweite große Expedition in die Welt zwischen Ural und chinesischer Grenze. Zum Humboldtjahr erscheint jetzt ein bibliophil gestaltetes Buch, das den Lesern diesen vor Humboldt noch nicht systematisch erforschten Raum auf originelle Weise nahebringt.
In diesem Jahr feiert die Welt die zwei bedeutendsten Privatgelehrten der neueren Zeit: Alexander von Humboldt (1769-1859) und Charles Darwin (1809-1882). Diese beiden Wissenschaftler haben unser Verständnis der Welt grundlegend vertieft und erweitert. Dass sie eng miteinander verbunden waren, ist aber weitgehend unbekannt. Zum Ende seiner Studienzeit fand Charles Darwin in Alexander von Humboldt sein Vorbild.
Von 1811-1822 veröffentlichte Humboldt in 30 Bänden die Ergebnisse seiner Forschungsreise (1799-1804) in die Äquinoxial-Regionen der Neuen Welt. Als der 22-jährige Darwin dann 1831 zu seiner fünfjährigen Beagle-Expedition aufbrach, begleitete und inspirierte ihn sein Mentor Humboldt auf Schritt und Tritt. "Er ist wie eine andere Sonne, die alles erleuchtet, was ich sehe", schrieb Darwin nach England. Von dieser "Sonne" erleuchtet, stellte er die richtigen Fragen und sammelte interdisziplinär für seine 1859 veröffentlichte Evolutionstheorie die entscheidenden Beweisstücke.
Nach seiner Rückkehr schickte Darwin sein 1836 veröffentlichtes Reise-Journal an Alexander von Humboldt, der begeistert reagierte und Darwin aus dem Stand zu seinem Nachfolger kürte. Im 1843 in Paris erschienenen Reise- und Forschungsbericht über seine 1829 unternommene Erforschung von Zentralasien führt Alexander von Humboldt dann an Schlüsselstellen Charles Darwin als Gewährsmann für seine Argumentation an. Bereits 1836 hatte Darwin Humboldt auf die von ihm noch bewusst verhüllte Evolutionsspur geführt.
Auf Einladung des Zaren begann Alexander von Humboldt im Frühjahr 1829 seine zweite große Expedition in die aus seiner Sicht zu den Äquinoxial-Regionen der Neuen Welt komplementäre Welt zwischen dem Ural und der chinesischen Grenze. Der S. Fischer Verlag legt jetzt zum Humboldtjahr ein bibliophil gestaltetes großes Buch vor, das den Lesern aus der Tiefe der Zeit heraus diesen vor Humboldt noch nicht systematisch erforschten erd- und humangeschichtlich bedeutsamen Raum auf sehr originelle Weise nahebringt. Auf den ersten 200 Seiten sprechen zwei Stimmen zu uns.
Der wissenschaftliche Begleiter Gustav Rose berichtet sachlich über die einzelnen Stationen der Reise, die am 12. April 1829 in Berlin beginnt und dort am 28. Dezember 1829 endet. In die Chronologie dieses Berichts eingebettet hören wir zwei Alexander von Humboldts: da ist seine private Stimme, die seinen Bruder und Freunde informiert - und uns so persönlich anspricht und gleichsam zu Zeitzeugen macht – und da ist dann noch die distanziert-höfliche Brief-Rhetorik der Schreiben an Herren wie den zuständigen Minister des Zaren.
Der Hauptteil des Buches fächert auf über 900 Seiten die einzelnen Forschungsansätze und Ergebnisse auf. Neben umfassenden und genauen naturwissenschaftlichen Messungen ließ Alexander von Humboldt als erster chinesische, mongolische und viele andere Sprachquellen dieses Raumes übersetzen. Die anschließende Auswertung und der Vergleich mit griechischen, lateinischen und anderen westlichen Quellen führten diesen herausragenden Forscher schließlich zu einem besseren Verständnis der Natur- und Kulturgeschichte des Raums zwischen dem Ural und der chinesischen Grenze. Eine wissenschaftliche Pionierleistung.
Rezensiert von Hans-Jörg Modlmayr
Alexander von Humboldt: Zentral-Asien, Untersuchungen zu den Gebirgsketten und zur vergleichenden Klimatologie
hrsg. v. Oliver Lubrich, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
1216 Seiten mit 2 aufklappbaren Karten, 78 Euro
Von 1811-1822 veröffentlichte Humboldt in 30 Bänden die Ergebnisse seiner Forschungsreise (1799-1804) in die Äquinoxial-Regionen der Neuen Welt. Als der 22-jährige Darwin dann 1831 zu seiner fünfjährigen Beagle-Expedition aufbrach, begleitete und inspirierte ihn sein Mentor Humboldt auf Schritt und Tritt. "Er ist wie eine andere Sonne, die alles erleuchtet, was ich sehe", schrieb Darwin nach England. Von dieser "Sonne" erleuchtet, stellte er die richtigen Fragen und sammelte interdisziplinär für seine 1859 veröffentlichte Evolutionstheorie die entscheidenden Beweisstücke.
Nach seiner Rückkehr schickte Darwin sein 1836 veröffentlichtes Reise-Journal an Alexander von Humboldt, der begeistert reagierte und Darwin aus dem Stand zu seinem Nachfolger kürte. Im 1843 in Paris erschienenen Reise- und Forschungsbericht über seine 1829 unternommene Erforschung von Zentralasien führt Alexander von Humboldt dann an Schlüsselstellen Charles Darwin als Gewährsmann für seine Argumentation an. Bereits 1836 hatte Darwin Humboldt auf die von ihm noch bewusst verhüllte Evolutionsspur geführt.
Auf Einladung des Zaren begann Alexander von Humboldt im Frühjahr 1829 seine zweite große Expedition in die aus seiner Sicht zu den Äquinoxial-Regionen der Neuen Welt komplementäre Welt zwischen dem Ural und der chinesischen Grenze. Der S. Fischer Verlag legt jetzt zum Humboldtjahr ein bibliophil gestaltetes großes Buch vor, das den Lesern aus der Tiefe der Zeit heraus diesen vor Humboldt noch nicht systematisch erforschten erd- und humangeschichtlich bedeutsamen Raum auf sehr originelle Weise nahebringt. Auf den ersten 200 Seiten sprechen zwei Stimmen zu uns.
Der wissenschaftliche Begleiter Gustav Rose berichtet sachlich über die einzelnen Stationen der Reise, die am 12. April 1829 in Berlin beginnt und dort am 28. Dezember 1829 endet. In die Chronologie dieses Berichts eingebettet hören wir zwei Alexander von Humboldts: da ist seine private Stimme, die seinen Bruder und Freunde informiert - und uns so persönlich anspricht und gleichsam zu Zeitzeugen macht – und da ist dann noch die distanziert-höfliche Brief-Rhetorik der Schreiben an Herren wie den zuständigen Minister des Zaren.
Der Hauptteil des Buches fächert auf über 900 Seiten die einzelnen Forschungsansätze und Ergebnisse auf. Neben umfassenden und genauen naturwissenschaftlichen Messungen ließ Alexander von Humboldt als erster chinesische, mongolische und viele andere Sprachquellen dieses Raumes übersetzen. Die anschließende Auswertung und der Vergleich mit griechischen, lateinischen und anderen westlichen Quellen führten diesen herausragenden Forscher schließlich zu einem besseren Verständnis der Natur- und Kulturgeschichte des Raums zwischen dem Ural und der chinesischen Grenze. Eine wissenschaftliche Pionierleistung.
Rezensiert von Hans-Jörg Modlmayr
Alexander von Humboldt: Zentral-Asien, Untersuchungen zu den Gebirgsketten und zur vergleichenden Klimatologie
hrsg. v. Oliver Lubrich, S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2009
1216 Seiten mit 2 aufklappbaren Karten, 78 Euro