WM-Tagebuch (13)

Von wilden Tieren und Vampiren

Von Thomas Wheeler und Sonja Gerth |
Nach Spanien und England hat es auch Italien erwischt. Die "Squadra Azzurra" verliert gegen Uruguay 0:1 und scheidet in der Vorrunde aus. Auch Griechenland steht überraschend im Achtelfinale.
Luis Suarez ist einer der besten Stürmer weltweit. Aber manchmal brennen bei ihm die Sicherungen durch. So war es auch im Gruppen-Endspiel gegen die Italiener. Völlig unverständlich, dass Schiedsrichter Rodriguez, Spitzname "Der kleine Dracula", Suarez nach einer Beiß-Attacke gegen Giorgio Chiellini nicht vom Platz stellte. Kurz danach erzielten die Südamerikaner das einzige Tor und stehen damit in der ersten K.O.-Runde. Die Südeuropäer dagegen flogen zum zweiten Mal in Folge in der Vorrunde raus. Es war ein von der Taktik geprägtes Spiel. Chancen gab es kaum. Wenn, dann hatte sie Uruguay. Aber Italiens Torwart-Legende Gianluigi Buffon vereitelte die wenigen Möglichkeiten. Umso mehr gab es Fouls und jede Menge Nickligkeiten.
Die Mannschaft aus Uruguay feiert ihren Sieg über Italien während der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 im brasilianischen Natal.
Die Mannschaft aus Uruguay feiert ihren Sieg über Italien.© dpa picture alliance / Vassil Donev
Nach einer knappen Stunde sah Claudio Marchisio wegen einer angeblichen Tätlichkeit Rot. Eine Fehlentscheidung des Unparteiischen. In Unterzahl igelten sich die Azzurri in der Defensive ein und fuhren nur noch gelegentliche Entlastungsangriffe. Die Zeit lief für Italien. Denn ein Unentschieden hätte zum Weiterkommen gereicht. Als dann Luis Suarez seine Zähne nicht unter Kontrolle hatte und diese in die Schulter von Chiellini rammte, hätte es erneut einen Platzverweis geben müssen. Aber diesmal hatte Schiedsrichter Rodriguez nichts gesehen und ließ weiterspielen.
Daraus resultierte eine Ecke für Uruguay. Abwehrspieler Diego Godin, bei Standards immer im gegnerischen Strafraum, lenkte den Ball mit dem Rücken nach 81 Minuten ins Tor. Mit dem Mute der Verzweiflung warf die Squadra Azzurra noch einmal alles nach vorn. Das änderte jedoch nichts mehr am knappen und glücklichen Sieg der Südamerikaner, die damit Gruppenzweiter hinter dem Überraschungsersten Costa Rica wurden. Die Zentralamerikaner spielten 0:0 gegen England und blieben damit in der Vorrunde ungeschlagen.
Italiens Trainer zieht Konsequenzen
Cesare Prandelli trat unmittelbar nach dem Vorrunden-Aus zurück. Wenn die Strategie versage, sei er verantwortlich. Und das, nachdem Prandelli erst vor zwei Jahren Vize-Europameister geworden war und kurz vor der Weltmeisterschaft seinen Vertrag bis 2016 verlängert hatte. So schnell kann das manchmal gehen. Womöglich auch deshalb, weil er zuletzt mehrfach kritisiert worden war. Auch Verbandspräsident Giancarlo Abete hat keine Lust mehr und macht nach sieben Jahren Platz für einen Nachfolger.
Beim Zeus, diese Griechen
Darauf deutete nun wirklich gar nichts hin. Aber das ist wohl eine Stärke der Hellenen. Wenn Niemand mit ihnen rechnet, ist ihre Fußball-Nationalmannschaft voll da. Nach der Auftakt-Klatsche gegen Kolumbien setzten Einheimische und Experten keinen Cent mehr auf ihr Team. Aber davon haben Katsouranis, Karagounis und Co nichts mitbekommen, denn sie sind ja fernab der Heimat. Anschließend gab es das bröselige 0:0 gegen Japan, wo Viele dachten, was machen diese beiden Länder eigentlich bei der WM - Urlaub ist doch auch was schönes. Und nun doch tatsächlich ein Sieg gegen die in die Jahre gekommenen Elefanten von der Elfenbeinküste. Mit was für einem Spielfilm: griechische Führung, dann jedoch Leiden beim Ausgleich und schließlich der viel umjubelte Siegtreffer durch einen verwandelten Foulelfmeter in der Nachspielzeit.
Griechische Fußball-Nationalspieler feiern den WM-Sieg gegen die Elfenbeinküste.
Griechische Fußball-Nationalspieler feiern den WM-Sieg gegen die Elfenbeinküste.© dpa / picture alliance / Sergey Dolzhenko
Eine Tragödie hätte nicht besser inszeniert sein können. Griechenland als eine der wenigen europäischen Nationen also weiter, als Zweiter hinter Kolumbien. Zurück mit dem Flieger geht es dagegen für Japan und die Elfenbeinküste. „Was sind wir deppert“, werden sie sich bei den Ivorern denken. Zum dritten Mal für eine WM qualifiziert, zum dritten Mal in Serie in der Gruppenphase ausgeschieden. Am Samstag fordern nun im Achtelfinale die Kolumbianer den WM-Vierten von 2010, Uruguay, heraus. Einen Tag später messen sich die Griechen mit Favoritenschreck Costa Rica.
Mehr zum Thema