WM-Tagebuch (22)

Als ich noch ein Kind war

Duell zwischen dem französischen Torhüter Jean-Luc Ettori (l.) und dem deutschen Stürmer Pierre Littbarski (r.) bei der WM 1982
Duell zwischen dem französischen Torhüter Jean-Luc Ettori (l.) und dem deutschen Stürmer Pierre Littbarski (r.) bei der WM 1982 © picture alliance / dpa
Von Thomas Wheeler · 04.07.2014
Der Sommer 1982 war heiß. Überall in Europa. So heiß, wie das Weltmeisterschaftshalbfinale Frankreich gegen Deutschland, das die DFB-Elf erst im Elfmeterschießen gewann. Heute stehen sich beide Mannschaften zum vierten Mal in einem WM-Spiel gegenüber.
Mit dieser Partie beginnen in Brasilien die Viertelfinalspiele. Anschließend treten die Gastgeber im Südamerika-Duell gegen Kolumbien an.
Rückblende: 8. Juli 1982. Ein warmer Sommerabend in Berlin. Ein noch wärmerer in Sevilla. Wo entschieden wurde, wer im Finale gegen Italien um den Weltmeistertitel spielt. Frankreich oder Deutschland. Mehr als nur ein Fußballspiel. Ich hatte Ferien und durfte länger aufbleiben und die Begegnung live am Fernseher verfolgen. Im Kopf geblieben sind mir vor allem die dramatische Verlängerung, in der die Franzosen schon 3:1 führten, aber noch das 3:3 hinnehmen mussten und das anschließende Elfmeterschießen, dass die deutsche Mannschaft gewann. Ich entdeckte damals Alain Giresse, der lange mein Lieblingsspieler war und mit 1,63 Meter fast genauso groß oder klein ist, wie das heutige Mittelfeld-As Mathieu Valbuena, der mich von der Spielweise stark an Giresse erinnert.
Was will dieser Bundestrainer?
Gibt Joachim Löw jetzt also doch nach und beordert Kapitän Philipp Lahm auf seine angestammte Verteidiger-Position? Es deutet immer mehr darauf hin. Man werde am Spieltag sehen, wo Lahm spiele. Ein Einsatz auf der rechten Abwehrseite sei durchaus vorstellbar. Eine Entscheidung wieder rückgängig zu machen, ist kein Zeichen von Schwäche. Aber Löw erweckt immer mehr den Eindruck, dass er die Sache nicht mehr im Griff hat. Dazu kommt seine großmäulige Art. Wie bereits 2012 vor dem EM-Halbfinale gegen Italien, als er großspurig ankündigte, diesmal seien die Südeuropäer fällig, tönt er nun herum, dass wir ins Halbfinale kommen. Kann ja durchaus sein, aber geht es noch 'ne Nummer kleiner? Außerdem erklärte er, Algerien sei im Achtelfinale nur darauf aus gewesen, das Spiel zu zerstören. Welches Spiel, Herr Löw? Das lange Zeit nicht vorhandene deutsche Angriffsspiel. Langsam wird es peinlich mit Ihnen.
Vielen Dank, Neymar!
Natürlich wollen die Brasilianer ins Halbfinale. Ist doch klar als Gastgeber und bei dem öffentlichen Druck, der auf der Selecao lastet. Aber auch wenn das der Traum aller ist, heißt das noch lange nicht, dass er in Erfüllung gehen muss. Die Verantwortung sei groß, meint Neymar, aber – und das möchte ich bei dem ganzen Wahnsinn, der inzwischen um die WM und den Profifußball veranstaltet wird, allen Hardcorefans ins Stammbuch schreiben – es sei nur ein Spiel. Wenn man verliere, sei man nicht tot. Weise Worte eines 22-Jährigen. Obrigado. Danke, Neymar!
Thomas Wheeler ist Sportredakteur im Deutschlandradio Kultur und u. a. verantwortlich für das sonntägliche Sportmagazin "Nachspiel". Während der FIFA-WM schreibt er uns täglich seine Eindrücke vom Spieltag auf - oder seine Gedanken zu den spielfreien Tagen.
Sportredakteur Thomas Wheeler
Thomas Wheeler© Deutschlandradio - Bettina Straub