Thomas Wheeler ist Sportredakteur im Deutschlandradio Kultur und u.a. verantwortlich für das sonntägliche Sportmagazin "Nachspiel".
Während der FIFA-WM schreibt er uns täglich seine Eindrücke vom Spieltag auf - oder seine Gedanken zu den spielfreien Tagen.
Wir sind schon wieder Weltmeister!
Am 8. Juli 1990 besiegte die Elf von Teamchef Franz Beckenbauer Argentinien mit 1:0. Im Finale von Rom erzielte Andreas Brehme das goldene Tor per Foulelfmeter. Ein Endspiel gegen die Albiceleste ist auch diesmal wieder möglich, vorausgesetzt beide Länder gewinnen heute bzw. morgen ihre Halbfinalpartien.
Es war ein lauer Sommerabend im Olympiastadion von Rom. Unter einem sternenklaren Himmel bekam der damalige DFB-Kapitän Lothar Matthäus den Pokal vom früheren FIFA-Präsidenten João Havelange überreicht. Für Beckenbauer war es die Krönung seiner sechsjährigen Arbeit als Teamchef, bei der er noch am Abend vollmundig verkündete, der deutsche Fußball werde auf Jahre hinaus unschlagbar sein. Auf dem höchsten Fußball-Gipfel angekommen, darf man so etwas schon mal sagen. Ein knappes Jahr später war diese steile These jedoch schon widerlegt.
DFB-Präsident hat gutes Gefühl
Wolfgang Niersbach war 1990 bereits als Mediendirektor des Deutschen Fußballbundes dabei. Mit seinen Erfahrungen muss er es ja einschätzen können. Er meint, die Stimmung im Aufgebot von Joachim Löw sei genauso gut wie im damaligen Kader von Franz Beckenbauer. Na, denn kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen. Doch, denn es kann ja auch die 13. Niederlage im 22. Vergleich mit Brasilien geben.
Wir sind noch nicht fertig
An ein erneutes Scheitern im Halbfinale, so wie bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2006 und auch bei der Europameisterschaft 2012, will der Bundestrainer natürlich keinen Gedanken verschwenden. Er werde einen guten Plan entwickeln, und seine Mannschaft einen großen Kampf liefern. Die Chancen seien ausgeglichen. Kleinigkeiten würden darüber entscheiden, wer ins Finale einziehe, so Löw. Das gemeinsame Projekt sei noch nicht zu Ende.
Kein Neymar-Comeback bei WM
So schmerzhaft sein Ausfall für die Gastgeber und ihn selbst auch ist, der 22-jährige wird nicht, wie einige heimische Medien spekulierten, fitgespritzt. Es gebe nicht die geringste Chance, dass Neymar im Falle einer Finalteilnahme spielen könne, betonte Mannschaftsarzt Jose Luiz Runco in einem Fernsehinterview. Den Einspruch gegen die Gelb-Sperre des brasilianischen Kapitäns Thiago Silva wies die FIFA übrigens wie erwartet zurück.
Regen und 24 Grad
Kaiserwetter wird es beim Halbfinale in Belo Horizonte definitiv nicht geben. Dafür aber angenehme Temperaturen zum Fußballspielen und Niederschläge bei einer Luftfeuchtigkeit von über 60 Prozent.
So eine schweißtreibende und anstrengende Angelegenheit wie das Viertelfinale am letzten Freitag in Rio dürfte es laut dieser Prognosen also nicht werden. Wobei man natürlich bei einer hohen Intensität auf dem Platz auch bei diesen eher milden Begleitumständen ins Schwitzen kommen kann.