Wo die Kühe Schlange stehen
Schon lange werden Autos von Robotern zusammengebaut und Lebensmittel vollautomatisch verpackt und transportiert. Mehr und mehr hält Hightech auch Einzug in die Landwirtschaft. Bauern investieren in vollautomatische Apparaturen, die ihnen einen Teil der Arbeit abnehmen.
"Wir stehen jetzt hier mitten im Kuhstall. Jetzt haben wir gerade eine besondere Kuh erwischt. Warum? Ja, die hat nur zwei Zitzen, die funktionieren. Das ist für den Roboter ein bisschen kniffeliger. Er schafft es auch, aber es dauert ein kleines bisschen länger, um die anzuhängen. Wie macht der das denn jetzt? Der sucht sich mit dem Laser die Punkte, sprich die Zitzen. Sobald er sie hat, setzt er die Melkbecher an und dann geht’s los."
Astronaut heißt der Melkroboter, der im Kuhstall von Bernd Steves am Niederrhein ganze Arbeit leistet. 140 Kühe stehen hier Tag und Nacht Schlange, um von Astronaut vollautomatisch gemolken zu werden. Wann die Kühe ihre Milch abgeben, ist allein ihre Sache.
"Der Roboter ist ein bisschen größer wie ne Kuh. Der ist ein Meter breit, vier Meter lang, dass eine Kuh reinpasst. Dahinter sitzt die Technik. Wie so eine Garage für die Kuh halt. Die geht an der Seite rein, vorne wieder raus und die Technik hat sie im Rücken."
Und unterm Bauch. Sobald eine Kuh den Melkroboter betritt, sendet ihr Funkhalsband die persönlichen Daten an die Maschine. Ein Roboterarm fährt unter ihren Bauch und kleine Bürsten reinigen die Zitzen. Dann tanzen rote Laserstrahlen über das Euter, vermessen es und geben der Software die genauen Koordinaten der Zitzen an. Anschließend stülpt Astronaut die so genannten Melkbecher über die Zitzen.
"Jetzt hat er es? Jetzt hat er’s! Er hat die Koordinaten von der Kuh im System drin, er weiß auch, dass nur zwei Zitzen angehangen werden, er hat sie jetzt gefunden und jetzt geht’s los mit dem Melken. Danach kommt die Milch in den Sammelbehälter, wo sie dann auch auf Qualität untersucht wird, sprich auf Keimgehalt, auf Zellgehalt auf Verschmutzung. Wenn alles Okay ist, kommt sie in den Milchtank und geht zur Molkerei."
Im Sammelbehälter am hinteren Teil des Roboters befindet sich quasi eine Art Minilabor, das die Milch permanent analysiert.
"Und wir kriegen einen Ausdruck morgens und abends wo dann Hinweise drauf sind: die Milch von Kuh Nr. 176 zum Beispiel ist nicht Okay, bitte guck danach. Und solange die Milch nicht wieder einwandfrei ist, lässt der Roboter nicht zu, dass die Milch in den Milchtank kommt."
Dann wird Kuh Nr. 176 zwar gemolken, aber der Roboter entscheidet, die Milch direkt in den Gülletank zu leiten.
Am anderen Ende des Melkroboters befindet sich ein Touchscreen, auf dem sämtliche Daten der Kuh, die gerade im Melkroboter steht, abzulesen sind. Denn Astronaut wiegt das Rind bei jedem Melkgang, gibt jeder Kuh die ihr individuell zugeteilte Menge Kraftfutter und zeigt an, wie viel sie davon bereits gefressen hat. Außerdem, sagt Bernd Steves, speichert der Roboter alle Daten, die er durch das Funkhalsband, das jedes Tier trägt, geschickt bekommt.
"Jede Kuh hat einen kleinen Sender am Hals. An diesem Sender wird aufgezeichnet wie viel die Kuh läuft, das kann der an der Bewegungsaktivität messen. Der Sender am Hals kann auch messen, wie viel eine Kuh frisst, das heißt, er zählt die Kauschläge, die Körpertemperatur wird anhand der Milch gemessen, weil Milchtemperatur ist gleich Körpertemperatur, bis auf kleine Abweichungen. Und all diese Daten, zumindest die, die am Hals festgestellt werden, werden alle zwei Stunden per Funk zum Roboter gesendet und da ausgewertet. Also hier düsen doch sehr, sehr viele Funkwellen quer durch den Kuhstall, was sonst nicht der Fall war."
All diese Daten muss Bauer Steves dann bearbeiten. Statt selbst Hand an die Kuh zu legen, sitzt er jetzt vor dem Computer, der gleich neben dem Kuhstall in einem kleinen Raum steht. Rund zwei Stunden pro Tag dauert es, bis er die Listen kontrolliert und ausgewertet hat.
"Also ich war überhaupt kein Technikfreak, ganz effe Grundkenntnisse von einem PC reichen völlig aus. Es ist sehr, sehr schöne Arbeit. Man ist nach wie vor viel im Kuhstall, verbringt viel Zeit in der Herde, aber es ist nichts mehr gezwungen hier. Jede Kuh macht es freiwillig, die Herde wird ruhiger, sie wird nicht mehr getrieben zum Melkstand – es macht einfach mehr Spaß."
Und es spart Zeit. Lediglich sieben Minuten braucht Astronaut für einen Melkvorgang. 75 Kühe schafft ein Roboter maximal pro Tag. Deshalb hat Bauer Steves gleich zwei Melkroboter gekauft, die seine 140 Milchkühe nun erleichtern. Kosten 240.000 Euro. Gut angelegtes Geld, meint der Landwirt.
"Das Melken bestimmte vorher den Tagesablauf, ganz klar. Wir standen um fünf Uhr auf, waren um halb sechs am melken, sage ich mal, bis um Viertel vor neun morgens. Erst dann fingen die anderen Arbeiten an. Mittags um vier wurde dann wieder angefangen zu melken bis abends halb acht circa. Erst dann konnte man dann reingehen zu Abend essen und dann fing erst der Abend an. Und jetzt sieht es anders aus. Wir brauchen morgens nicht mehr so früh auf, haben doch trotzdem um halb acht/ acht Uhr unsere Melkarbeiten erledigt und können auch abends mal um 18:30 Uhr Feierabend machen."
Das ist es auch, was Hermann Steves, den Senior-Landwirt, an Astronaut begeistert. Obwohl er der Hightech im Kuhstall zunächst etwas skeptisch gegenüberstand, sieht er jetzt doch die Vorteile.
"Früher war mehr körperliche Arbeit, jetzt ist mehr Management, aber man gewöhnt sich daran. Es macht wieder mehr Spaß. Vor zwei, drei Jahren war es etwas Stress, aber jetzt macht es wieder mehr Spaß. Auch durch die Technik? Durch die Technik, weil man den Stress ein bisschen abbauen kann."
Nun hat er endlich mehr Zeit für seine Enkeltochter, denn dank der beiden Melkroboter reduziert sich die tägliche Arbeitszeit der Landwirte um gut vier Stunden. So haben sie statt einem 14-Stunden- nur noch einen 10-Stunden-Tag. Und der ist - dank Astronaut - obendrein viel variabler als früher, betont Bernd Steves.
"Man kann zu Veranstaltungen gehen die nachmittags und drei/vier/fünf Uhr anfangen und muss nicht auf die Uhr schauen. Halt die Flexibilität, darauf freue ich mich jeden Tag."
Astronaut heißt der Melkroboter, der im Kuhstall von Bernd Steves am Niederrhein ganze Arbeit leistet. 140 Kühe stehen hier Tag und Nacht Schlange, um von Astronaut vollautomatisch gemolken zu werden. Wann die Kühe ihre Milch abgeben, ist allein ihre Sache.
"Der Roboter ist ein bisschen größer wie ne Kuh. Der ist ein Meter breit, vier Meter lang, dass eine Kuh reinpasst. Dahinter sitzt die Technik. Wie so eine Garage für die Kuh halt. Die geht an der Seite rein, vorne wieder raus und die Technik hat sie im Rücken."
Und unterm Bauch. Sobald eine Kuh den Melkroboter betritt, sendet ihr Funkhalsband die persönlichen Daten an die Maschine. Ein Roboterarm fährt unter ihren Bauch und kleine Bürsten reinigen die Zitzen. Dann tanzen rote Laserstrahlen über das Euter, vermessen es und geben der Software die genauen Koordinaten der Zitzen an. Anschließend stülpt Astronaut die so genannten Melkbecher über die Zitzen.
"Jetzt hat er es? Jetzt hat er’s! Er hat die Koordinaten von der Kuh im System drin, er weiß auch, dass nur zwei Zitzen angehangen werden, er hat sie jetzt gefunden und jetzt geht’s los mit dem Melken. Danach kommt die Milch in den Sammelbehälter, wo sie dann auch auf Qualität untersucht wird, sprich auf Keimgehalt, auf Zellgehalt auf Verschmutzung. Wenn alles Okay ist, kommt sie in den Milchtank und geht zur Molkerei."
Im Sammelbehälter am hinteren Teil des Roboters befindet sich quasi eine Art Minilabor, das die Milch permanent analysiert.
"Und wir kriegen einen Ausdruck morgens und abends wo dann Hinweise drauf sind: die Milch von Kuh Nr. 176 zum Beispiel ist nicht Okay, bitte guck danach. Und solange die Milch nicht wieder einwandfrei ist, lässt der Roboter nicht zu, dass die Milch in den Milchtank kommt."
Dann wird Kuh Nr. 176 zwar gemolken, aber der Roboter entscheidet, die Milch direkt in den Gülletank zu leiten.
Am anderen Ende des Melkroboters befindet sich ein Touchscreen, auf dem sämtliche Daten der Kuh, die gerade im Melkroboter steht, abzulesen sind. Denn Astronaut wiegt das Rind bei jedem Melkgang, gibt jeder Kuh die ihr individuell zugeteilte Menge Kraftfutter und zeigt an, wie viel sie davon bereits gefressen hat. Außerdem, sagt Bernd Steves, speichert der Roboter alle Daten, die er durch das Funkhalsband, das jedes Tier trägt, geschickt bekommt.
"Jede Kuh hat einen kleinen Sender am Hals. An diesem Sender wird aufgezeichnet wie viel die Kuh läuft, das kann der an der Bewegungsaktivität messen. Der Sender am Hals kann auch messen, wie viel eine Kuh frisst, das heißt, er zählt die Kauschläge, die Körpertemperatur wird anhand der Milch gemessen, weil Milchtemperatur ist gleich Körpertemperatur, bis auf kleine Abweichungen. Und all diese Daten, zumindest die, die am Hals festgestellt werden, werden alle zwei Stunden per Funk zum Roboter gesendet und da ausgewertet. Also hier düsen doch sehr, sehr viele Funkwellen quer durch den Kuhstall, was sonst nicht der Fall war."
All diese Daten muss Bauer Steves dann bearbeiten. Statt selbst Hand an die Kuh zu legen, sitzt er jetzt vor dem Computer, der gleich neben dem Kuhstall in einem kleinen Raum steht. Rund zwei Stunden pro Tag dauert es, bis er die Listen kontrolliert und ausgewertet hat.
"Also ich war überhaupt kein Technikfreak, ganz effe Grundkenntnisse von einem PC reichen völlig aus. Es ist sehr, sehr schöne Arbeit. Man ist nach wie vor viel im Kuhstall, verbringt viel Zeit in der Herde, aber es ist nichts mehr gezwungen hier. Jede Kuh macht es freiwillig, die Herde wird ruhiger, sie wird nicht mehr getrieben zum Melkstand – es macht einfach mehr Spaß."
Und es spart Zeit. Lediglich sieben Minuten braucht Astronaut für einen Melkvorgang. 75 Kühe schafft ein Roboter maximal pro Tag. Deshalb hat Bauer Steves gleich zwei Melkroboter gekauft, die seine 140 Milchkühe nun erleichtern. Kosten 240.000 Euro. Gut angelegtes Geld, meint der Landwirt.
"Das Melken bestimmte vorher den Tagesablauf, ganz klar. Wir standen um fünf Uhr auf, waren um halb sechs am melken, sage ich mal, bis um Viertel vor neun morgens. Erst dann fingen die anderen Arbeiten an. Mittags um vier wurde dann wieder angefangen zu melken bis abends halb acht circa. Erst dann konnte man dann reingehen zu Abend essen und dann fing erst der Abend an. Und jetzt sieht es anders aus. Wir brauchen morgens nicht mehr so früh auf, haben doch trotzdem um halb acht/ acht Uhr unsere Melkarbeiten erledigt und können auch abends mal um 18:30 Uhr Feierabend machen."
Das ist es auch, was Hermann Steves, den Senior-Landwirt, an Astronaut begeistert. Obwohl er der Hightech im Kuhstall zunächst etwas skeptisch gegenüberstand, sieht er jetzt doch die Vorteile.
"Früher war mehr körperliche Arbeit, jetzt ist mehr Management, aber man gewöhnt sich daran. Es macht wieder mehr Spaß. Vor zwei, drei Jahren war es etwas Stress, aber jetzt macht es wieder mehr Spaß. Auch durch die Technik? Durch die Technik, weil man den Stress ein bisschen abbauen kann."
Nun hat er endlich mehr Zeit für seine Enkeltochter, denn dank der beiden Melkroboter reduziert sich die tägliche Arbeitszeit der Landwirte um gut vier Stunden. So haben sie statt einem 14-Stunden- nur noch einen 10-Stunden-Tag. Und der ist - dank Astronaut - obendrein viel variabler als früher, betont Bernd Steves.
"Man kann zu Veranstaltungen gehen die nachmittags und drei/vier/fünf Uhr anfangen und muss nicht auf die Uhr schauen. Halt die Flexibilität, darauf freue ich mich jeden Tag."