Wohin steuern die USA?

"Noch sind die USA eine Demokratie"

Donald Trump bei seiner Rede in New York nach seinem Wahlsieg, rechts neben ihm stehen seine Frau und einer seiner Söhne
Donald Trump bei seiner Rede in New York nach seinem Wahlsieg © picture alliance/ dpa/ Shawn Thew
Christian Lammert im Gespräch mit Frank Meyer |
Die Weltöffentlichkeit reagiert fast einhellig geschockt auf den Wahlsieg des Populisten Trump. Für den USA-Experten Christian Lammert ist noch nicht ausgemacht, dass der Trump als Präsident genauso sein wird wie er als Wahlkämpfer war.
Ob in der Politik, der Wissenschaft oder an den Börsen - nach dem Wahlsieg Trumps befürchten viele Schlimmes. Auch Christian Lammert, Professor für nordamerikanische Politik an der Freien Universität Berlin, hat die Nacht "fast schon verzweifelt" vor dem Fernseher verbracht.
Der Sieg Trumps passe ins Entwicklungsmuster vieler westlicher Demokratien, die gegenwärtig mit populistischen, fremdenfeindlichen Bewegungen einen Rückschritt erlebten, sagte Lammert im Deutschlandradio Kultur. "Das ist so eine Anti-Globalisierungsbewegung, die wir hier sehen, die sich auf den Nationalstaat und die Nation bezieht, und das hat manchmal sehr hässliche Züge."

Auch Trump muss sich nach "checks and balances" richten

Für Lammert ist jedoch noch nicht ausgemacht, ob ein Präsident Trump genauso radikal auftreten wird wie der Wahlkämpfer Trump. Er habe die Hoffnung, dass Trump realisiere, dass sein Wahlkampf zwar sehr erfolgreich war, um die Wähler zu mobilisieren, die er ansprechen wollte. "Da hat sein Team gute Arbeit geleistet, um das zu identifizieren, wie entfremdet da viele Bevölkerungsgruppen sind."
Aber Trump habe schon vor der Wahl angekündigt, dass sich wohl weder die Mauer an der Grenze zu Mexiko noch ein Einwanderungsstopp für Muslime realisieren lassen würden. "Also, da hat er ja schon signalisiert, so schlimm wird das nicht. Er muss das auch, weil, er braucht Kooperationspartner. Noch sind die USA eine Demokratie mit einem System von checks and balances, nach dem er sich richten muss. Und das weiß er."

Der künftige Präsident vor einem schwierigen Spagat

Trump stehe jetzt vor einer schwierigen Aufgabe, so Lammert. "Sich präsidentiell präsentieren, Kooperationspartner in beiden Parteien zu finden, ohne gleichzeitig seine Anhänger zu verschrecken, sich nicht als normaler Politiker zu präsentieren, sondern immer noch diesen Außenseiter. Und das wird ein schwieriger Spagat für ihn."
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