Neues Bauen in den Städten: Was ist möglich?
Anfang März hat der Bundestag eine Reform des Baurechts beschlossen. Viele progressive Architekten hatten lange darauf gedrängt. Sie träumen von urbanen Gebieten, in denen sowohl gearbeitet als auch gewohnt wird. Das Baurecht hatte bisher eine zu große Vermischung durch die Trennung von Gewerbe- und Wohngebieten verhindert.
Nun soll es Mischgebiete geben, die bisher vor allem an Emissionsstandards (Abgase, Lärm, Licht) scheiterten. Ein größeres Nebeneinander von Wohnen, Arbeit und Freizeit könnte als Folge beispielsweise Büroviertel haben, die nach Feierabend nicht mehr wie ausgestorben sind. Zudem werden die Mieten künftig vermutlich nicht so schnell steigen, wenn dichter und höher gebaut werden darf – denn es entsteht mehr Wohnraum. Die Entwicklung hat allerdings auch eine Kehrseite: Lärm und auch Dichtestress werden steigen.
Über mehr Flexibilität und eine Verdichtung im städtischen Wohnen denken Architekten schon länger nach. Verglichen mit anderen Ländern haben die Menschen in deutschen Städten unglaublich viel Raum: In München kommen rund 4.500 Einwohner auf einen Quadratkilometer, in Berlin sind es rund 3.800, in Freiburg nur rund 1.500. In Paris müssen sich im statistischen Mittel hingegen über 21.000 Menschen einen Quadratkilometer teilen. Die Bundesregierung geht davon aus, dass jährlich in Deutschland 350.000 neue Wohnungen entstehen müssen. (ahe)
Die richtige Mischung für urbane Gebiete
Wie wollen wir in Zukunft wohnen? Und vor allem: Wo? Künftig soll es möglich sein, Gewerbe- und Wohngebiete mehr zu mischen. Für den Architekten Arno Brandlhuber sind das optimale Bedingungen, um den immer begrenzter vorhandenen Platz zu nutzen.
Der Architekt Arno Brandlhuber freut sich über neue, kreative Möglichkeiten des Bauens in urbanen Gebieten: Die Anfang März vom Bundestag beschlossene Reform des Baurechts – basierend auf einer EU-Richtlinie – macht es möglich, in Stadtgebieten Mischformen für Wohnen und Arbeiten zu entwickeln (siehe unten).
"Es braucht nun natürlich andere Erschließungssysteme", sagt Brandlhuber, der selbst in Berlin lebt und arbeitet. Wer Wohnungen und Arbeitsstätten in einem Gebäudekomplex unterbringe, dürfe keine Scheu vor Neuem und Ungewöhnlichem haben.
Große Städt profitieren
Von den neuen Möglichkeiten profitierten vor allem Städte mit hohen Zuwanderungszahlen. Und: "Jedes Einfamilienhausgebiet, das irgendwo auf dem Land ausgewiesen wird, produziert so viel Infrastrukturkosten – Straßen müssen hin und Kanäle – die wieder auf die Gemeinschaft umgelegt werden, dass es eigentlich gesamtwirtschaftlich keinen Sinn macht."
Fläche sei nur begrenzt vorhanden. In der Stadt könne sie jedoch optimaler und wirtschaftlicher genutzt werden.