Wohnung der Zukunft für Senioren
Das Alter lebenswert gestalten und selbstbestimmtes Wohnen so lange wie möglich erhalten, das wünschen sich viele Senioren in Deutschland. In Burgstädt in Sachsen wird derzeit möglicherweise die Senioren-Wohnung der Zukunft entwickelt.
Rainer Richter hält das weiße Plastikkärtchen vor den Transponder-Receiver an der Haustür und schon erklingt eine unsichtbare Stimme:
"Herzlich Willkommen!"
Die weiße Wohnungstür in dem eher unscheinbaren, sanierten Mehrfamilienhaus mit Satteldach schwingt auf. Hell und licht öffnet sich der Blick auf die geräumige Diele dahinter.
"So, jetzt befinden wir uns in der Wohnung, um die es geht."
Rainer Richter ist Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft Burgstädt eG, einer kleinen Stadt nahe Chemnitz. Stolz steht er nun in der Diele um den Besuchern die, wie er sagt, "sich selbst erklärende Wohnung" vorzustellen.
Auf den ersten Blick sieht sie genauso aus, wie jede andere durchschnittliche 2-Zimmer-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Auffallend ist das Licht im Flur, das über Bewegungsmelder an- und ausgeht und sich selber dimmt. Doch das Herzstück der Wohnung prangt gleich auf Augenhöhe an dem Wandvorsprung zwischen Bad und Küche. Ein großer Touch-Screen-Monitor mit großzügigen Symbolen für Themen wie Telefon, Essen und Trinken, Wetterbericht, Notruf und einer Ansage, die den Bewohner an Dinge erinnern soll, die er lieber nicht vergessen sollte:
"Bitte nehmen Sie demnächst Ihre Medikamente!"
Neugierig steht die 84-jährige Ursula Dümmel vor dem Bildschirm-Display. Die ehemalige Mathematiklehrerin aus Chemnitz hat keine Schwierigkeiten mit der Technik, entschlossen tippt sie auf das Messer-und-Gabel-Symbol:
"Also für Dienstag möchte ich bestellen, Beefsteak. Ach ja, steht ja drunter, das ist ja beinahe idiotensicher gemacht. Da muss ich bestellen, dann absenden und beenden. Gut! Ach ja, das ist natürlich fantastisch!"
Dann aber die erste Hürde:
"Wie kann ich denn überhaupt hier telefonieren? Das Telefon hat ja gar keine Tasten! Das ist nur für Vernetzungen, ein Telefon muss dann jeder selbst installieren mit seiner Nummer, dafür ist das nicht gedacht."
Erst wenn der Bewohner der Wohnung auf dem Bildschirm die Erledigung dieser Aufgabe durch Antippen quittiert hat, verstummt die Stimme aus dem Off. Falls nicht, wird er im Abstand von 15 Minuten zum Beispiel wieder an seine Tabletten erinnert.
"Bitte nehmen Sie Ihre Medikamente ein!"
Fruchtet auch dieser Versuch, nicht, wird automatisch Alarm im medizinischen Rettungsdienst ausgelöst:
"Das heißt, es muss etwas passiert sein. Da wird reagiert, das heißt es kommt ein Rückruf von der Notrufzentrale und wenn man darauf nicht reagiert, dann kommt eine Hilfsmaßnahme, dann kommt jemand."
Sie sei keineswegs technikfeindlich eingestellt, sagt die 84-jährige, die regelmäßig zu Hause am Computer sitzt und arbeitet. Das elektronische Herzstück der Wohnung fasziniert sie, denn es kann einiges mehr, als an Tabletten erinnern oder Essen bestellen.
Wird einmal versehentlich vergessen, das einlaufende Wasser im Spülbecken abzustellen, sorgen spezielle Sensoren dafür, dass der Wasserfluss automatisch unterbrochen wird. Gleiches gilt für die Stromzufuhr zum Herd. Wann immer der Letzte die Wohnung verlassen hat, übernimmt der Computer die Sorge für eventuell noch laufende Hausgeräte und kappt den Strom. Vorausgesetzt, man hat sich zuvor beim Computer in der Diele abgemeldet. Fenster öffnen und schließen automatisch, sobald die Luftfeuchtigkeit drinnen oder auch draußen bestimmte Werte überschritten hat. Per Bildtelefon kann sich der Bewohner an seine Hausverwaltung, Pflegekraft, an die Stadtverwaltung oder an seinen Bankberater wenden, um dringende Anliegen zu besprechen.
30.000 Euro hat allein der Einbau der Technik in die Pilotwohnung gekostet, 600 Meter Computerkabel wurden verlegt. Kosten, die ein älterer Mieter, der auf eine schmale Rente angewiesen ist, kaum selber wird finanzieren können, gibt Ursula Dümmel zu bedenken. Aktuell würde der Mietpreis für diese Wohnung inklusive aller Nebenkosten bei etwas über 10,-- Euro pro Quadratmeter liegen, sagt Geschäftsführer Rainer Richter und fügt hinzu:
"Dass es wirklich eine Mischfinanzierung sein muss, bei solchen Projekten, denn das sind ja Leistungen, die hier eingebaut sind, in die Wohnung, da sind auch die Pflegekassen gefragt, und die Krankenkassen."
Die Mathe-Expertin und Rentnerin Ursula Dümmel bleibt skeptisch:
"Wenn ich jetzt gehe, sage ich, das ist eine feine Sache, aber ich kann bloß sagen: Wer soll es bezahlen?"
Bis Mitte 2012 soll der Probebetrieb dieses Forschungs-Projektes laufen, erst dann wird wohl eine Entscheidung fallen, ob der Wohnungs-Prototyp in Serie gehen kann. In Burgstädt jedenfalls liegt der Schnitt der Bewohner in den in den 1.150 Genossenschaftswohnungen mit 62,6 Jahren sehr hoch. 13 Prozent sind sogar über 81 Jahre alt. Das Umdenken und auch umplanen des eigenen Wohnungsbestandes sei pure Notwendigkeit sagt Geschäftsführer Richter:
"Wir müssen aber Schritte gehen, wir nicht bloß immer reden, das ist hier damit aufgebaut."
Ab Januar wird die Wohnung offiziell an ein älteres Ehepaar vermietet, um im Pilot-Projekt zu testen, wie die Senioren mit der Technik zurechtkommen.
"Herzlich Willkommen!"
Die weiße Wohnungstür in dem eher unscheinbaren, sanierten Mehrfamilienhaus mit Satteldach schwingt auf. Hell und licht öffnet sich der Blick auf die geräumige Diele dahinter.
"So, jetzt befinden wir uns in der Wohnung, um die es geht."
Rainer Richter ist Geschäftsführer der Wohnungsbaugenossenschaft Burgstädt eG, einer kleinen Stadt nahe Chemnitz. Stolz steht er nun in der Diele um den Besuchern die, wie er sagt, "sich selbst erklärende Wohnung" vorzustellen.
Auf den ersten Blick sieht sie genauso aus, wie jede andere durchschnittliche 2-Zimmer-Wohnung in einem Mehrfamilienhaus. Auffallend ist das Licht im Flur, das über Bewegungsmelder an- und ausgeht und sich selber dimmt. Doch das Herzstück der Wohnung prangt gleich auf Augenhöhe an dem Wandvorsprung zwischen Bad und Küche. Ein großer Touch-Screen-Monitor mit großzügigen Symbolen für Themen wie Telefon, Essen und Trinken, Wetterbericht, Notruf und einer Ansage, die den Bewohner an Dinge erinnern soll, die er lieber nicht vergessen sollte:
"Bitte nehmen Sie demnächst Ihre Medikamente!"
Neugierig steht die 84-jährige Ursula Dümmel vor dem Bildschirm-Display. Die ehemalige Mathematiklehrerin aus Chemnitz hat keine Schwierigkeiten mit der Technik, entschlossen tippt sie auf das Messer-und-Gabel-Symbol:
"Also für Dienstag möchte ich bestellen, Beefsteak. Ach ja, steht ja drunter, das ist ja beinahe idiotensicher gemacht. Da muss ich bestellen, dann absenden und beenden. Gut! Ach ja, das ist natürlich fantastisch!"
Dann aber die erste Hürde:
"Wie kann ich denn überhaupt hier telefonieren? Das Telefon hat ja gar keine Tasten! Das ist nur für Vernetzungen, ein Telefon muss dann jeder selbst installieren mit seiner Nummer, dafür ist das nicht gedacht."
Erst wenn der Bewohner der Wohnung auf dem Bildschirm die Erledigung dieser Aufgabe durch Antippen quittiert hat, verstummt die Stimme aus dem Off. Falls nicht, wird er im Abstand von 15 Minuten zum Beispiel wieder an seine Tabletten erinnert.
"Bitte nehmen Sie Ihre Medikamente ein!"
Fruchtet auch dieser Versuch, nicht, wird automatisch Alarm im medizinischen Rettungsdienst ausgelöst:
"Das heißt, es muss etwas passiert sein. Da wird reagiert, das heißt es kommt ein Rückruf von der Notrufzentrale und wenn man darauf nicht reagiert, dann kommt eine Hilfsmaßnahme, dann kommt jemand."
Sie sei keineswegs technikfeindlich eingestellt, sagt die 84-jährige, die regelmäßig zu Hause am Computer sitzt und arbeitet. Das elektronische Herzstück der Wohnung fasziniert sie, denn es kann einiges mehr, als an Tabletten erinnern oder Essen bestellen.
Wird einmal versehentlich vergessen, das einlaufende Wasser im Spülbecken abzustellen, sorgen spezielle Sensoren dafür, dass der Wasserfluss automatisch unterbrochen wird. Gleiches gilt für die Stromzufuhr zum Herd. Wann immer der Letzte die Wohnung verlassen hat, übernimmt der Computer die Sorge für eventuell noch laufende Hausgeräte und kappt den Strom. Vorausgesetzt, man hat sich zuvor beim Computer in der Diele abgemeldet. Fenster öffnen und schließen automatisch, sobald die Luftfeuchtigkeit drinnen oder auch draußen bestimmte Werte überschritten hat. Per Bildtelefon kann sich der Bewohner an seine Hausverwaltung, Pflegekraft, an die Stadtverwaltung oder an seinen Bankberater wenden, um dringende Anliegen zu besprechen.
30.000 Euro hat allein der Einbau der Technik in die Pilotwohnung gekostet, 600 Meter Computerkabel wurden verlegt. Kosten, die ein älterer Mieter, der auf eine schmale Rente angewiesen ist, kaum selber wird finanzieren können, gibt Ursula Dümmel zu bedenken. Aktuell würde der Mietpreis für diese Wohnung inklusive aller Nebenkosten bei etwas über 10,-- Euro pro Quadratmeter liegen, sagt Geschäftsführer Rainer Richter und fügt hinzu:
"Dass es wirklich eine Mischfinanzierung sein muss, bei solchen Projekten, denn das sind ja Leistungen, die hier eingebaut sind, in die Wohnung, da sind auch die Pflegekassen gefragt, und die Krankenkassen."
Die Mathe-Expertin und Rentnerin Ursula Dümmel bleibt skeptisch:
"Wenn ich jetzt gehe, sage ich, das ist eine feine Sache, aber ich kann bloß sagen: Wer soll es bezahlen?"
Bis Mitte 2012 soll der Probebetrieb dieses Forschungs-Projektes laufen, erst dann wird wohl eine Entscheidung fallen, ob der Wohnungs-Prototyp in Serie gehen kann. In Burgstädt jedenfalls liegt der Schnitt der Bewohner in den in den 1.150 Genossenschaftswohnungen mit 62,6 Jahren sehr hoch. 13 Prozent sind sogar über 81 Jahre alt. Das Umdenken und auch umplanen des eigenen Wohnungsbestandes sei pure Notwendigkeit sagt Geschäftsführer Richter:
"Wir müssen aber Schritte gehen, wir nicht bloß immer reden, das ist hier damit aufgebaut."
Ab Januar wird die Wohnung offiziell an ein älteres Ehepaar vermietet, um im Pilot-Projekt zu testen, wie die Senioren mit der Technik zurechtkommen.