"Alles schon mal dagewesen"
Die Bundesregierung hat gerade eine "Wohnungsbau-Offensive" beschlossen, jährlich sollen 350.000 neue Wohnungen fertiggestellt werden. Dem Berliner Architekten Philipp Meuser reicht das nicht – er fordert schon lange den "Wohnungsbau dritter Klasse".
Vor allem mit Empfehlungen an die Länder will die Bundesregierung den Wohnungsmangel in den Städten bekämpfen. Ziel der jetzt beschlossenen "Wohnungsbau-Offensive" sind jährlich 350.000 neuen Wohnungen bis 2020. Hunderttausende Flüchtlinge werden schon bald ein Dach über dem Kopf suchen. Bezahlbares Wohnen, hat Bundesbauministerin Hendricks erkannt, sei Voraussetzung für Teilhabe an der Gesellschaft. Die Opposition hält die Pläne für unzureichend, die Linke will fünf Milliarden Euro jährlich für einen "Neustart" im sozialen Wohnungsbau.
Zu dem Zehn-Punkte-Plan von Hendricks gehört unter anderem eine "Nachverdichtung" von bereits existierenden Wohnsiedlungen. Leichtere Baugenehmigungen und Lockerungen beim Lärmschutz könnten helfen, ebenso wie das Setzen von neuen Geschossen auf schon bestehende Gebäude. Der Berliner Architekt Philipp Meuser findet das alles gut und richtig: "Ich hoffe, dass wir dadurch einen Impuls kriegen auf dem Wohnungsmarkt." Er sagt aber auch, dass nichts davon neu sei: "Alle Forderungen sind schon mal dagewesen", betonte er im Deutschlandradio Kultur.
In den Städten bauen, nicht in den Randlagen
Wenn Meuser könnte, würde er noch einige Schritte weitergehen. Er träumt seit längerem von einem "Wohnungsbau dritter Klasse" in Deutschland. Dabei orientiert er sich am Hausbau in Asien und Russland. Dort würden Rohbauten gekauft und dann vom Eigentümer selbst ausgebaut. Jeder kann also entscheiden, wie viel Geld er nach dem Kauf seiner Wohnung noch in die Hand nimmt.
Der große Vorteil laut Meuser: Rohbauten könne man für unter 1000 Euro den Quadratmeter verkaufen, auch untere Einkommensgruppen könnten sich so dafür entscheiden, Wohneigentum zu erwerben. Für den Wohnungsbau dritter Klasse will Meuser vor allem die Frei- und Brachflächen in den Städten nutzen. "Es muss eine Innenentwicklung sein", betonte er. In die Randlagen zu gehen wäre fatal.