Wolf Biermann auf der #fbm16

Ein deutsch-deutsches Leben

Wolf Biermann auf der Frankfurter Buchmesse
Wolf Biermann auf der Frankfurter Buchmesse © Deutschlandradio / Susanne van Loon
Wolf Biermann im Gespräch mit Susanne Führer |
Wolf Biermann wollte den Sozialismus in der DDR mit aufbauen. Dabei geriet er aber immer wieder mit der Staatsführung aneinander, bis er schließlich ausgebürgert wurde. Ende des Jahres wird er 80 Jahre alt. Vor Kurzem ist seine Autobiografie "Warte nicht auf bessre Zeiten!" erschienen.
Kaum ein anderer Künstler steht mit seinem Leben so für die deutsche Nachkriegsgeschichte wie Wolf Biermann. 1936 in Hamburg geboren, war er der einzige Sohn von Emma und Dagobert Biermann, die überzeugte Kommunisten waren. Vater Biermann arbeitete für die Hamburger Werft Blohm & Voss und wurde wegen Sabotagevorwürfen verhaftet, als sein Sohn gerade mal drei Monate jung war.
Für den Sohn hatte die Ermordung des jüdischen Vaters 1943 im KZ Auschwitz lebenslange Folgen:
"Ich sah die Aufgabe meines Lebens darin, wie meine Mutter es kindlich formulierte, meinen Vater zu rächen ... Ich sollte wenigstens den Kommunismus aufbauen und die Menschheit retten und diesen kleinen Gefallen wollte ich meine Mutter tun. Und deswegen ging ich mit 16 Jahren nach Osten in die DDR und wunderte mich, dass mir so viele Leute entgegen kommen."

Der Traum wird zum Alptraum

Seit 1953 lebte Biermann in der DDR. Sein Traum vom Kommunismus endete im Alptraum. Schneller als ihm lieb war, wurde Biermann offen von der Stasi überwacht, jahrelang hatte er Auftrittsverbot. Obwohl ihn die DDR-Führung 1976 ausbürgerte, hielt er noch Jahre an seinem "alten Kinderglauben" dem Kommunismus fest. In Westdeutschland brauchte er drei bis fünf Jahre bis er sich zurechtfand:
"Das waren aus meiner Sicht die schlechtesten Jahre in meinem Leben, weil ich taumelte herum und wusste nicht mehr, was vorne und hinten ist, was richtig und falsch ist, was ich mit mir anfangen soll."
Erst der Philosoph und Sozialpsychologe Manès Sperber habe ihm den "kommunistischen Backenzahn gezogen". Sperber habe ihn als großen Dichter gelobt:
"Und dann kam der Hammer hinterher, aber Herr Biermann, ich muss ihnen sagen, sie sind geistig und moralisch weit zurückgeblieben hinter ihren Gedichten und Liedern, sie müssen endlich den Mut haben, mit dem Kommunismus zu brechen. Und von dem hab ich es mir sagen lassen."

Susanne Führer spricht mit Wolf Biermann über sein kommunistisches Elternhaus, die Jahre des Auftrittsverbots in der DDR und über seine Wandlung vom Kommunisten zum bürgerlichen Demokraten.
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