Rückkehr zu den eigenen Wurzeln
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Der Autor Wolfgang Büscher hat mehrere Bücher über das Wandern verfasst - in seinem neuen Buch "Heimkehr" schreibt er über einen monatelangen Aufenthalt in einer Jagdhütte im Wald.
Wanderbücher waren in den vergangenen Jahren sehr erfolgreich. Der Autor und Journalist Wolfgang Büscher ist schon gewandert, als es noch keinen Wanderbuch-Boom gab. Zum Beispiel von Berlin nach Moskau, 2003 veröffentlichte er ein Buch darüber.
Auch die deutschen Außengrenzen hat er schon umwandert, und 2011 kam sein Buch über eine amerikanische Wanderung heraus: von der kanadischen Grenze durch die Mitte der USA bis nach Mexiko. Für seine Reportagen, die er für die "Zeit" schrieb, für "SZ", "FAZ", "Geo" und "Die Welt", hat er zahlreiche Preise bekommen.
Jetzt gibt es ein neues Buch von Wolfgang Büscher und das sagt einem schon im Titel: Hier wird nicht in die Welt hinaus gewandert, hier geht es nach Hause. "Heimkehr" heißt es. Büscher erzählt darin davon, wie er in eine Jagdhütte zog, die einsam im Wald steht und wo es sehr einfach zugeht mit Feldbett, Campingkocher und Holzofen. Dort hat er von Frühling bis Herbst gelebt, in Nordhessen, an der Grenze zu Westfalen.
"Jetzt mal richtig mittenrein"
"Es hat sicherlich etwas mit Kindheitserinnerungen zu tun", sagt Büscher auf die Frage nach dem Warum. Er sei dort in der Gegend aufgewachsen. Mit seinen Freunden sei er als Halbwüchsiger im Wald herumgestromert und habe dort Hütten gebaut. Die seien aber vom Förster immer wieder eingerissen worden und daher nie fertig geworden.
Ein anderes Motiv war, dass er auf seiner Wanderung um Deutschland herum in Regionen kam, wo er vieles nicht kannte, zum Beispiel die Oder-Neiße-Region, das Erzgebirge oder auch das Saarland, die Region an der belgisch-luxemburgischen Grenze. Bei ihm sei von diesem Buch zurückgeblieben, dass er noch einmal an dieses Thema ranmüsse. "Aber nicht drumherum, sondern jetzt mal richtig mittenrein, wo du es auch kennst, wo du herkommst." Das sei zusammengekommen mit der Jagdhütten-Idee.
Schützenfeste, Kirchgänge, Treibjagden
Büscher hat in der Hütte ohne Fernsehen und Internet gelebt, selbst Bücher sind nicht präsent in seinem Werk. Menschen sei er schon begegnet in der Zeit, vor allem Waldarbeitern, erzählt der Autor. "Meine Freizeitbeschäftigung war zum Beispiel Holzhacken. Die Abende habe ich auf Hochsitzen verbracht, habe versucht, die Wildschweine zu beobachten, bin auch ab und zu mit zur Jagd gegangen." Die Welt, von der Büscher schreibt, wurzelt tief in Traditionen: Schützenfeste, Kirchgänge, Treibjagden.
Er selbst sei seit Jahrzehnten in Berlin verwurzelt, wo er Ressortleiter "Investigatives" bei der Tageszeitung "Die Welt" ist. Aber es sei "ganz heilsam und bewusstseinserweiternd, die große Stadt mal von außen zu betrachten", so der Autor. "Da gibt es schon noch Lebensweisen, Verhaltensweisen und auch Lebenseinstellungen, die eher noch etwas mit dem zu tun haben, wo ich herkomme, mit meiner Jugend, Kindheit."
Der Schützenkönig ist ein König
Über ein Schützenfest schreibt Büscher in seinem Buch: "Der Königstanz war ein Augenblick, in dem das deutsche Seelentürchen einen Spalt weit aufstand und mich eine deutsche Sehnsucht sehen ließ." Er habe dort beobachtet, "was Uniformen oder auch Kostümierungen aus Menschen machen", erklärt er.
Der Schützenkönig sei eben ein König. Und: "Er benimmt sich dann wie ein König." Er habe versucht, eine kleine Audienz zu bekommen, erzählt Büscher. Der Schützenkönig habe dann ein paar Dinge gesagt, "mit einer gewissen royaler Würde hat er das getan".
Vom Blick zurück auf seine Herkunft bleibe vielleicht etwas übrig, "was man eine bestimmte Wachheit für das Leben da draußen außerhalb Berlins nennen könnte", sagt Wolfgang Büscher. Und: "Das Bewusstsein, dass nicht alles so tickt wie auf diesen 30 mal 40 Kilometern, die Berlin sind."
(abr)