Dylans Songs auf Kölsch
09:48 Minuten
Wie ein Blitz habe ihn mit 15 Jahren "Like a Rolling Stone" von Bob Dylan getroffen, sagt der Musiker Wolfgang Niedecken. In einem Buch erzählt er nun, wie sehr der US-Musiker sein Schaffen geprägt hat – und warum er dessen Songs übersetzt.
"Für mich ist er der größte unter den amerikanischen Songwritern. Kein anderer Musiker hat mir einen tieferen Einblick in die amerikanische Seele gegeben. Viele meiner Songs wären ohne das Werk Bob Dylans nicht entstanden", sagt Wolfgang Niedecken über Bob Dylan.
Über die Bedeutung von Dylans Musik schreibt der Künstler, Musiker und Autor Wolfgang Niedecken in dem Buch "Wolfgang Niedecken über Bob Dylan", aus der Reihe "Musikbibliothek" des Verlags Kiepenheuer & Witsch.
Sein Erweckungserlebnis mit der Musik von Bob Dylan sei "Like a Rolling Stone" gewesen, mit 15 Jahren - und zwar durch seine Schülerband.
"Das hat mich wirklich wie ein Blitz getroffen. Das war so unfassbar anders als alles, was ich bis dahin kannte." Noch an demselben Tag habe er entschieden, den freien Posten des Sängers in der Band zu übernehmen. Und gesagt: "Und im Zweifel will ich solche Songs schreiben wie der Typ mit der Sonnenbrille."
"Blood on the Tracks" und "Desire" überzeugten
1970 habe er angefangen, Malerei zu studieren. Da habe er andere Musik gehört und Dylan wieder aus den Augen verloren. Die Alben "Blood on the Tracks" und "Desire" hätten ihn dann aber wieder zurückgebracht zu Dylan. "Und dann hat er mich nicht mehr losgelassen." Dylan sei auch verantwortlich dafür, dass Wolfgang Niedecken wieder angefangen habe, Musik zu machen.
Der Künstler Wolfgang Niedecken vergleicht im Buch Dylans Songs mit Gemälden. Wie bei diesen könne man auch bei Songs mit einem gewissen Abstand teilweise mehr erkennen; etwa mit dem doppelten Diagonalabstand, wie man es an der Kunstakademie lerne.
Am nahesten komme er Dylan-Songs, wenn er versuche, sie zu übersetzen, erklärt Niedecken. Durchaus auch in Kölsch, "meine Muttersprache", so Niedecken, der in den 70er-Jahren die Kölschrock-Band BAP gründete.
Dylan macht die Getto-Faust
Niedeckens Buch ist keine musikwissenschaftliche Analyse, wie sie Dylanologen gerne verfassen, sondern eine ziemlich schnoddrig geschriebene Liebeserklärung.
Er erzählt auch von einer Begegnung mit Bob Dylan. Es habe ihn niemand vorgewarnt, dass Dylan offenbar Probleme mit seiner Hand habe, sagt Niedecken. "Jedenfalls, ich habe ihm die Hand kräftig geschüttelt, wie man mir das auch beigebracht hat. Da war er ganz erschrocken."
Doch Dylan wusste sich zu helfen: "Das nächste Mal kam er dann direkt auf mich zu mit der Getto-Faust."
(abr)