"Bob Dylan hat die Literatur mit der Musik verschmolzen"
Bob Dylan sei für viele Künstler in den späten 1960er-Jahren der "Polarstern" gewesen, sagt der BAP-Sänger Wolfgang Niedecken. Sein prägender Einfluss auf "ganze Generationen von Singer-Songwritern" könne gar nicht überschätzt werden.
Bob Dylan war so oft im Gespräch für den Literaturnobelpreis, dass man dachte, dass sei ein Witz, der sich jährlich wiederholt. Doch nun hat er ihn bekommen! Bob Dylan ist der erste Singer-Songwriter, der den Nobelpreis für Literatur entgegen nehmen wird.
Dass er so viele nachfolgende Musiker entscheidend beeinflusst habe, sei Bob Dylans größter Verdienst, kommentierte BAP-Frontmann Wolfgang Niedecken diese Nachricht im Deutschlandradio Kultur:
"Ich finde der Preis passt, weil er die Literatur mit der Musik so verschmolzen hat, dass ganze Generationen an Singer-Songwritern sich daran orientieren konnten. Er ist für viele der Polarstern, an dem man sich orientieren kann – für mich natürlich sowieso."
Auch Niedecken hat sich mit Dylans Texten und dessen Musik intensiv beschäftigt, hat Dylans Texte sogar in die kölsche Mundart übersetzt und neu interpretiert - auf seinem Album "Leopardenfell" von 1995.
Drei meisterliche Alben in kurzer Zeit
Dyland künstlerische Einfluss erläuterte Niedecken so: In den 60er-Jahren habe Dylan - zu einer Zeit als in Amerika der Bebop "die eigentliche Avantgarde-Musik" war, viele Musiker darauf gebracht,
"dass es auf die Dauer vielleicht ein bisschen platt ist 'Boy meets Girl'-Texte sich auszudenken - nach'm Reimlexikon. Ich gehe so weit zu sagen, dass die Beatles noch mal auf ein ganz anderes Niveau gehoben worden sind, nachdem sie sich mit Bob Dylan auseinandergesetzt haben."
Vor allem drei meisterliche Alben aus den Jahren 1965, 1966 seien hier zu nennen, so Niedecken - "drei Alben, nach denen nichts mehr wie vorher war" – nämlich "Bring it all back home", "Highway 61" und "Blond on Bond".
Jedem, der heute mit Bob Dylan erstmals in Berührung komme, würde er genau diese drei Alben immer noch empfehlen.
Niedecken ließ aber auch durchblicken, dass er Dylan nicht für eine virtuosen Musiker hält. Als Texter sei er auf jeden Fall wichtiger denn als Musiker:
"Bob Dylan beherrscht die Akkorde, die er zu seine Liedern spielt, aber ich glaube nicht, dass Dylan sich Arrangements ausdenkt. (…) Ihn würde auch mit Sicherheit keiner als Gitarristen im Studio anheuern. Aber das haben wir gemeinsam – darum geht's auch nicht."