Wolfram Eilenberger: "Feuer der Freiheit. Die Rettung der Philosophie in finsteren Zeiten. 1933-1943"
Klett Cotta Verlag, Stuttgart 2020
400 Seiten, 25 Euro
Philosophie verkörpern, nicht nur verkünden
10:59 Minuten
Die vier brillanten Denkerinnen, die Wolfram Eilenberger in dem Buch "Feuer der Freiheit" porträtiert, sind Simone de Beauvoir, Hannah Arendt, Simone Weil und Ayn Rand. Alle mussten in den 30er-Jahren unter dem Druck der Kollektive ihren Weg finden.
Die Auseinandersetzung mit dem Totalitarismus sei das verbindende Thema nicht nur für diese Frauen gewesen in der Zeit von 1933 bis 1943, sagt Eilenberger. Wahrscheinlich sei es das dunkelste Jahrzehnt der europäischen Moderne gewesen – "bestimmt von einem großen Spannungsbogen, dem zwischen Individuum und Kollektiv."
Die Macht des Kollektivs habe die Existenz jedes einzelnen Bürgers zumindest in Europa beeinflusst, sagt Eilenberger – "in Form des Volkes, in Form der Rasse, in Form der Klasse oder des Proletariats." Die Zumutungen auf die einzelne Existenz im Namen aller, im Namen eines großen "Wir", seien sehr stark gewesen: "Das wird für die vier Heldinnen meines Buches zum großen Lebensthema."
In den 30er-Jahren seien diese vier noch jungen Frauen – zwischen 25 und 35 Jahre alt – in einen extremen Existenzdruck geraten, den sie auf bewundernswerte Weise dazu genutzt hätten, sich selbst zu erneuern und auch, so Eilenbergers Argumentation, die Philosophie des 20. Jahrhunderts zu erneuern. "Denn wir kennen diese vier Gestalten heute als die vier einflussreichsten Philosophinnen des 20. Jahrhunderts." Sie hätten Philosophie nicht nur verkündet, sondern verkörpert – als eine Form, das eigene Leben zu gestalten und zu dynamisieren.
(cre)