Polnischer Film über Folgen des extremen Nationalismus
In seinem neuen Film erzählt polnische Starregisseur Wojtek Smarzowski vom Massenmord, bei dem ukrainische Nationalisten im Jahr 1943 Schätzungen zufolge rund 100.000 Polen getötet haben sollen. Smarzowski gelingt eine universelle Warnung vor den Folgen des extremen Nationalismus.
Eine junge Frau rennt um ihr Leben. Auf ihrem Arm ein Baby. Sie fliehen vor einem blutrünstigen Mob. Was dann folgt sind Szenen äußerster Bestialität. Einem Mann wird bei lebendigem Leibe die Haut vom Rücken gerissen. Einer Schwangeren Frau mit einer Mistgabel in den Bauch gestochen. Ein kleines Kind wird in Stroh eingewickelt und lebend angezündet.
Wojtek Smarzowski schockt sein Publikum gerne und oft. Auch sein jüngster Film "Wolyn" ist da keine Ausnahme. Und natürlich stellt sich sodann die Frage: Muss das denn sein? Ja sagt der Regisseur, denn nur so ließe sich zeigen, wozu von Hass geblendete Menschen fähig sind.
Wojtek Smarzowski: "Eine ukrainische Frau hat etwas Wunderbares gesagt, nachdem als sie den Film gesehen hat: Solange, jene, die im Krieg töten als Helden betrachtet werden, und nicht jene, die Kriege verhindern, dann wird sich die Welt nicht ändern."
Massenweise gebrandschatzt, vergewaltigt, gemordet
Der Film "Wolyn! erzählt von einem der dunkelsten Kapitel der polnisch-ukrainischen Geschichte. Er schildert den Massenmord ukrainischer Nationalisten an polnischer Dorfbevölkerung 1943. In einer Region, in der bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Polen und Ukrainer friedlich miteinander lebten. Bis eines Tages ukrainische Extremisten beschließen - von der Idee eines starken Nationalstaates geleitet – polnische Gebiete zu annektieren und dabei ethnische Säuberungen durchzuführen. Von da an wird massenweise gebrandschatzt, vergewaltigt, gemordet.
"Das ist ein Film gegen extremen Nationalismus insgesamt und nicht ein Film, der allein Ukrainer an den Pranger stellt. Ich hoffe, dass die Zuschauer genau diese Botschaft begreifen werden."
Ein berechtigter Wunsch. Vor allem weil Smarzowski in seinem Film "Wolyn" allen am Konflikt beteiligten Seiten den Spiegel vorhält. Er zeigt wie ukrainische Abscheu polnische Brutalität nach sich zieht. Gleichzeitig wie Ukrainer Polen helfen und umgekehrt.
Smarzowski möchte Spirale der Gewalt aufzeigen
Smarzowski geht es nicht darum, ausschließlich eine Seite zu brandmarken, sondern die Spirale der Gewalt anhand von einstigen Freunden, Nachbarn ja selbst Verwandten zu zeigen. Deshalb sagt Regisseur Wojciech Smarzowski, sei der Film gerade heute, gerade angesichts des in Europa wachsenden Nationalismus, so wichtig.
"Ich habe diesen Film gemacht, damit der Zuschauer seine Welt aus einer anderen Perspektive betrachtet. Damit er sieht, dass Demonstrationen und Schlägereien auf den Straßen sehr nahe liegende Welten sind und dass alles jederzeit explodieren kann."
Bis der Film "Wolyn" in der Ukraine gezeigt werden kann, dürfte es eine Weile dauern. Zu groß ist da offenbar die Angst vor einer politischen Debatte, die der Film auslösen könnte. Dabei wäre es gerade dort wünschenswert zu begreifen wohin extremer Nationalismus führen kann. Gleichgültig ob von Kiew oder von Moskau aus gesteuert.