World Emoji Day

Brauchen wir Emoji-Dolmetscher?

Emoji, Emojis auf einem PC Monitor Feature Facebook, am 26.07.2017 in Siegen/Deutschland. Emoji emojis on a PC Monitor Feature Facebook at 26 07 2017 in Siegen Germany
Auch wenn es immer noch viele gelbe Grinsegesichter gibt: Emoji-Sprache ist komplexer geworden, sagt Dirk von Gehlen. © imago stock&people
Dirk von Gehlen im Gespräch mit Shanli Anwar |
Emojis seien inzwischen eine richtige Sprache geworden, meint der Social-Media-Chef der "Süddeutschen", Dirk von Gehlen. Über Emojis könne man sich sehr facettenreich ausdrücken und nicht nur "eins zu eins": "Emojis sind erwachsen geworden."
Mit Doppelpunkt, Bindestrich und Klammer fing es 1982 an: Der Smiley war geboren. An die Stelle der grafischen Symbole, die bestimmte Emotionen ausdrücken sollten - den sogenannten Emoticons -, ist inzwischen ein umfangreiches Set an Emojis getreten. Kleine bunte Bilder vom Tannenbaum über die Geburtstagstorte bis zum gelben Gesicht mit unterschiedlicher Mimik.
Es werden immer mehr, und nach Ansicht des des Social-Media-Chefs der "Süddeutschen Zeitung", Dirk von Gehlen, lässt sich mit Emojis inzwischen differenziert kommunizieren: "Emojis sind eine substanzielle Sprache, über die man auch sehr facettenreich sich ausdrücken kann", sagte er im Deutschlandfunk Kultur.
Emojis: freundlich und unfreundlich.
Emojis: freundlich und unfreundlich.© Lea Albrecht
Emoticons trugen ursprünglich der Tatsache Rechnung, dass es sich beim Chatten um eine Mischform zwischen gesprochener und geschriebener Sprache handelt, der aber anders als gesprochener Sprache die Mimik und Gestik fehlt. Hier, so von Gehlen, fungieren Emoticons als "soziales Schmiermittel", das diese Ebene einbezieht: "Ein Augenzwinkern, das man sonst beim geschriebenen Wort eben nicht hat."
Inzwischen geht die Emoji-Sprache, die längst nicht mehr nur aus Gesichtern mit unterschiedlicher Mimik besteht, sondern aus vielen Bildern und Symbolen, deutlich darüber hinaus:
Wie jede andere Sprache entwickle die Emoji-Sprache eigene Kodizes, sagt von Gehlen. "Da gehört eben auch dazu, dass sie komplexer wird, dass sie nicht einfach nur ein gelbes Grinsegesicht ist, sondern dass sich da Dimensionen eröffnen, Konnotationen eröffnen, wie sie Linguisten schon seit Jahrhunderten in allen Sprachen erforschen."
Mehr Hautfarben bei Emojis bietet zum Beispiel Apple für OSX und iOS an.
Mehr Hautfarben bei Emojis bietet zum Beispiel Apple für OS X und iOS an.© Screenshot: www.schimanke.com / flo's weblog
So gebe es in Großbritannien tatsächlich den Job eines Emoji-Dolmetschers. "Das war sicher auch ein Marketingtrick, aber die zugrundeliegende Idee dabei ist, dass die Konnotation, die Bezugnahme auf Emojis eben nicht so eins zu eins ist, wie man vielleicht wahrnehmen möchte."
Zum Beispiel bezeichne das Aubergine-Emoji im Chat kein Gemüse, sondern sei häufig auch ein Penis-Zeichen, sagt von Gehlen.

Emojis verdrängen herkömmliche Sprache nicht

Dass Emojis mehr und mehr die herkömmliche Sprache verdrängen, glaubt der Journalist nicht. Vielmehr werde es Mischformen geben:
"Das ist eigentlich das Reizvolle an Sprache, dass sie sich ja immer weiterentwickelt hat, dass man bestimmte Begriffe verwendet, dass die bestimmten Begriffe sich dann in die Sprache einnisten und fortentwickeln."
Zu dieser Weiterentwicklung könnte auch gehören, dass Emojis die Sphäre des Digitalen verlassen. Daran arbeitet jedenfalls gerade das Projekt "Emojimalen" der Social-Media-Redaktion der "Süddeutschen": "Wir im Haus haben jetzt die Hoffnung, dass wir Menschen dazu animieren können, dass sie sich vielleicht auch von Hand schreiben können. Wir glauben, dass Emojis erwachsen geworden sind und dass man sie eigentlich auch wie die klassische Handschrift mit Papier und Stift sehr einfach malen können sollte."
(uko)
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