"Wortschatzinsel"
Wie lernen Kleinkinder ihre ersten Wörter und bauen daraus ein "Wörterbuch im Kopf"? Wie erkennen sie, wann ein gesprochenes Wort aufhört und das nächste beginnt? Mit welchen Schwierigkeiten haben die Kinder dabei zu kämpfen? An der Universität Göttingen untersuchen Psychologen diese Fragen in der "Wortschatzinsel".
Der zweijährige Sam ist beigeistert von der Göttinger Wortschatzinsel, einem hellen Raum mit buntem Teppich, vielen Bilderbüchern und Holzspielzeug. Die Wortschatzinsel bildet einen starken Kontrast zu den langen sterilen Fluren des Psychologischen Instituts der Universität Göttingen.
Auf dieser "Wortschatzinsel" untersucht Professorin Nevi Mani mit ihrem Team, wie Kinder Wörter lernen, wie sie diese Wörter kombinieren und zu ihrem eigenen Wortschatz organisieren. Nevi Manis kleine Versuchspersonen sind zwischen einem halben Jahr und drei Jahre alt.
"Für uns haben wir zwei Teile unserer Forschung. Zum einen das Krankhafte bei der Sprachentwicklung, das heißt wir untersuchen die gleichen Prozesse mit hörgeschädigten Kindern. Wenn wir wissen, was normale Kinder mit unseren Tests machen, dann können wir das vergleichen mit hörgeschädigten Kindern und sagen, was fehlt hier.
Der andere Teil ist für uns, herauszufinden, wie genau Kinder ihre Sprache lernen. Weil für Erwachsene ist es so schwer eine neue Sprache zu lernen, aber die Kinder haben keine Probleme in ein oder zwei Jahren, ihre Sprache zu lernen."
Im Gegensatz zum englischen Sprachraum gibt es für den deutschen Sprachraum bisher kaum Forschung zum Spracherwerb bei Kleinkindern, betont die Britin Nevi Mani. So ist es auch für ihre Göttinger Forschergruppe ein großes Rätsel, wie die Kinder Sprache so schnell lernen. Die Psychologin gibt ein Beispiel.
"Tisch und Fisch, für ein kleines Kind ist der Unterschied zwischen Tisch und Fisch ganz schwer zu hören. Und wir möchten hier untersuchen, wie genau das Kind lernt, dass die beiden Wörter unterschiedlich sind. Wann erkennt es das und wie genau erkennt es das?"
Der zweijährige Sam wird das Wann und Wie gleich klären. Dafür nimmt ihn Wortschatzinsel-Mitarbeiterin Nicole Altvater-Mackensen an die Hand und führt den kleinen Göttinger in einen dunklen Raum mit einem großen Fernsehbildschirm.
Altvater: "Wollen wir mal ein bisschen Fernsehen gucken? Guck mal, was wir hier für einen großen Fernseher haben."
Sam: "Ja."
Sam schaut sich alle drei Sekunden ein Bilderpaar auf dem Bildschirm an. Zum Beispiel Bus und Auto, Rutsche und Apfel, Katze und Schwein. Dabei zeichnen zwei Kameras die Augenbewegungen des Zweijährigen auf. Wann schaut der kleine Blondschopf mit seinen Augen wohin.
"Bus, Auto, Stein, Ente, Traktor, Baum, Vogel."
Sam: "So eine Art Vogel im Fernsehen, das sage ich jetzt über das Mikrofon."
Sam soll die Gegenstände sprachlich richtig zuordnen. Das lässt sich an seinen Augenbewegungen ablesen. Sams blitzschnelle Zuordnung der Worte in seinem Gehirn liegt daran, dass er – wie alle Kinder - schon als Einjähriger weiß, welche Laute seine Muttersprache benutzt und wie diese Laute kombiniert werden. Nicole Altvater-Mackensen:
"Also man stellt sich vor, dass Wörter im Lexikon im Grunde wie in einem Netzwerk angeordnet sind und Wörter, die Eigenschaften teilen, sind miteinander verbunden. Wörter, die ähnliche lautliche Eigenschaften haben wie den gleichen Anfangslaut, sind miteinander verbunden. Also, wenn Sie das Bild von einem Elefant und einem Baum zeigen und Sie haben vorher Biene gesagt, dann sind Biene und Baum durch den selben Anfangsbuchstaben miteinander verbunden. Kinder gucken dann schneller zum Baum, wenn sie vorher Biene gehört haben. Dann natürlich auch Wörter, die eine ähnliche Bedeutung haben."
Das kindliche Lexikon, ihr Wortschatz wird auf der Göttinger Wortschatzinsel auch mit Hirnstrommessungen, mit dem sogenannten EEG untersucht, sagt Professorin Nevi Mani. Um zu sehen, wie schnell die Kinder die Worte aufnehmen und zuordnen, bekommen die Kleinen eine Badekappe mit Sensoren auf.
"Beim EEG trägt das Kind die Badekappe und dann können wir die Hirnaktivität in dem kindlichen Gehirn messen. Mit dem EEG wissen wir, dass die Hirnaktivität 400 Millisekunden nach dem Anfang des Wortes 'Tisch' hat die Hirnaktivität ein unterschiedliches Pattern. Das zeigt uns, dass das Kind schon 400 Millisekunden, nachdem es 'Tisch' gehört hat, das Wort verstanden hat."
Zwischen Eltern ist es ja gang und gäbe, sich gegenseitig abzufragen, welchen Wortschatz ihre Kinder schon haben. Von diesen Leistungsvergleichen zwischen Eltern mit anderen Eltern halten die Göttinger Spracherwerbsforscher gar nichts. Vielmehr empfehlen sie den Eltern, so Nicole Altvater-Mackensen, mit ihren Kindern täglich Bilderbücher anzuschauen, viel vorzulesen und auch sonst, viel mit ihren Kleinen zu sprechen.
Auf dieser "Wortschatzinsel" untersucht Professorin Nevi Mani mit ihrem Team, wie Kinder Wörter lernen, wie sie diese Wörter kombinieren und zu ihrem eigenen Wortschatz organisieren. Nevi Manis kleine Versuchspersonen sind zwischen einem halben Jahr und drei Jahre alt.
"Für uns haben wir zwei Teile unserer Forschung. Zum einen das Krankhafte bei der Sprachentwicklung, das heißt wir untersuchen die gleichen Prozesse mit hörgeschädigten Kindern. Wenn wir wissen, was normale Kinder mit unseren Tests machen, dann können wir das vergleichen mit hörgeschädigten Kindern und sagen, was fehlt hier.
Der andere Teil ist für uns, herauszufinden, wie genau Kinder ihre Sprache lernen. Weil für Erwachsene ist es so schwer eine neue Sprache zu lernen, aber die Kinder haben keine Probleme in ein oder zwei Jahren, ihre Sprache zu lernen."
Im Gegensatz zum englischen Sprachraum gibt es für den deutschen Sprachraum bisher kaum Forschung zum Spracherwerb bei Kleinkindern, betont die Britin Nevi Mani. So ist es auch für ihre Göttinger Forschergruppe ein großes Rätsel, wie die Kinder Sprache so schnell lernen. Die Psychologin gibt ein Beispiel.
"Tisch und Fisch, für ein kleines Kind ist der Unterschied zwischen Tisch und Fisch ganz schwer zu hören. Und wir möchten hier untersuchen, wie genau das Kind lernt, dass die beiden Wörter unterschiedlich sind. Wann erkennt es das und wie genau erkennt es das?"
Der zweijährige Sam wird das Wann und Wie gleich klären. Dafür nimmt ihn Wortschatzinsel-Mitarbeiterin Nicole Altvater-Mackensen an die Hand und führt den kleinen Göttinger in einen dunklen Raum mit einem großen Fernsehbildschirm.
Altvater: "Wollen wir mal ein bisschen Fernsehen gucken? Guck mal, was wir hier für einen großen Fernseher haben."
Sam: "Ja."
Sam schaut sich alle drei Sekunden ein Bilderpaar auf dem Bildschirm an. Zum Beispiel Bus und Auto, Rutsche und Apfel, Katze und Schwein. Dabei zeichnen zwei Kameras die Augenbewegungen des Zweijährigen auf. Wann schaut der kleine Blondschopf mit seinen Augen wohin.
"Bus, Auto, Stein, Ente, Traktor, Baum, Vogel."
Sam: "So eine Art Vogel im Fernsehen, das sage ich jetzt über das Mikrofon."
Sam soll die Gegenstände sprachlich richtig zuordnen. Das lässt sich an seinen Augenbewegungen ablesen. Sams blitzschnelle Zuordnung der Worte in seinem Gehirn liegt daran, dass er – wie alle Kinder - schon als Einjähriger weiß, welche Laute seine Muttersprache benutzt und wie diese Laute kombiniert werden. Nicole Altvater-Mackensen:
"Also man stellt sich vor, dass Wörter im Lexikon im Grunde wie in einem Netzwerk angeordnet sind und Wörter, die Eigenschaften teilen, sind miteinander verbunden. Wörter, die ähnliche lautliche Eigenschaften haben wie den gleichen Anfangslaut, sind miteinander verbunden. Also, wenn Sie das Bild von einem Elefant und einem Baum zeigen und Sie haben vorher Biene gesagt, dann sind Biene und Baum durch den selben Anfangsbuchstaben miteinander verbunden. Kinder gucken dann schneller zum Baum, wenn sie vorher Biene gehört haben. Dann natürlich auch Wörter, die eine ähnliche Bedeutung haben."
Das kindliche Lexikon, ihr Wortschatz wird auf der Göttinger Wortschatzinsel auch mit Hirnstrommessungen, mit dem sogenannten EEG untersucht, sagt Professorin Nevi Mani. Um zu sehen, wie schnell die Kinder die Worte aufnehmen und zuordnen, bekommen die Kleinen eine Badekappe mit Sensoren auf.
"Beim EEG trägt das Kind die Badekappe und dann können wir die Hirnaktivität in dem kindlichen Gehirn messen. Mit dem EEG wissen wir, dass die Hirnaktivität 400 Millisekunden nach dem Anfang des Wortes 'Tisch' hat die Hirnaktivität ein unterschiedliches Pattern. Das zeigt uns, dass das Kind schon 400 Millisekunden, nachdem es 'Tisch' gehört hat, das Wort verstanden hat."
Zwischen Eltern ist es ja gang und gäbe, sich gegenseitig abzufragen, welchen Wortschatz ihre Kinder schon haben. Von diesen Leistungsvergleichen zwischen Eltern mit anderen Eltern halten die Göttinger Spracherwerbsforscher gar nichts. Vielmehr empfehlen sie den Eltern, so Nicole Altvater-Mackensen, mit ihren Kindern täglich Bilderbücher anzuschauen, viel vorzulesen und auch sonst, viel mit ihren Kleinen zu sprechen.